Eine «absurde» neue Tramstrecke

68 Millionen Franken kostet eine 1,2 Kilometer lange Tramlinie ins Erlenmatt-Quartier. Ein bürgerliches Komitee will das Projekt bodigen.

Ab 2019 soll das Erlenmatt-Tram vom Badischen Bahnhof durch die Schwarzwaldallee und die Erlenstrasse zum Riehenring fahren. (Bild: Keystone/ Gaetan Bally )

68 Millionen Franken kostet eine 1,2 Kilometer lange Tramlinie ins Erlenmatt-Quartier. Ein bürgerliches Komitee will das Projekt bodigen.

Am 18. Mai wird an der Urne entschieden, ob das Erlenmatt-Tram für rund 68 Millionen Franken gebaut werden soll. Um das sich in der Entwicklung befindende Erlenmatt-Quartier mit dem Tram zu erschliessen, sprach sich der Grosse Rat letzten Oktober für die 1,2 Kilometer lange Strecke aus.

Im zweiten Semester 2019 soll das Erlenmatt-Tram vom Badischen Bahnhof durch die Schwarzwaldallee und die Erlenstrasse zum Riehenring fahren. Später soll die Strecke ausgebaut werden, etwa vom Wettsteinplatz durch die Grenzacherstrasse und die Schwarzwaldallee zum Badischen Bahnhof – und vom Riehenring in Richtung Kleinhüningen oder Hafen.

68 Millionen sind den vier Parteien CVP, FDP, LDP und SVP allerdings zu viel, sie möchten die Tramstrecke ins Erlenmatt verhindern. Am Freitag stellte das bürgerliche Komitee, das das Referendum gegen den Grossratsbeschluss ergriffen hatte, vor den Medien seine Argumente gegen das Projekt vor. 

«Das Projekt ist viel zu teuer. Irgendwo gibt es eine Grenze und diese Grenze ist bei dieser Vorlage erreicht», sagte FDP-Fraktionspräsident Andreas Zappalà. Der Kostendeckungsgrad sei ungenügend und werde selbst von der Verwaltung als «schlecht» bezeichnet. «Im Durchschnitt benutzen nur 15 Personen den heutigen Bus vom Badischen Bahnhof ins Erlenmatt-Quartier. Das ist zu gering für den Bau einer Tramstrecke», so Zappalà.  

Es wird fleissig gebaut

Laut Remo Gallacchi (CVP) reicht es deshalb, wenn das Quartier mit dem Bus erschlossen ist. «Diese Tramstrecke spielt eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger wäre es, das Roche-Gebiet mit dem Tram zu erschliessen.» Zudem habe Basel-Stadt schon heute eine hohe ÖV-Dichte. «Wir würden im europäischen Vergleich nicht hinterherhinken, wenn diese Strecke nicht gebaut wird.»

Geplante Linienführung des Erlenmatt-Trams.

Geplante Linienführung des Erlenmatt-Trams. (Bild: BVB)

Für Heiner Vischer (LDP) ist das Referendum «kein Angriff auf den ÖV, sondern nur gegen dieses teure und unnötige Projekt». Es sei «absurd», diese Strecke zu fahren, wenn bereits wenig Menschen die heutige Tramlinie 21 vom Novartis Campus zum Badischen Bahnhof benutzen würden.

Der Bund würde 12,37 Millionen von den 68 Millionen Franken bereit stellen. Für die Gegner ist dies kein Trost: «Auch Bundesgelder sind Steuergelder. Zudem ging man vor Jahren noch davon aus, dass die Strecke nur 31 Millionen Franken kosten würde», sagte Vischer. Gemäss Joël Thüring (SVP) wird das Komitee mit Flyern und Plakaten um Nein-Stimmen werben.

Während Gegner und Befürworter der Tramstrecke intensiv über Sinn und Unsinn des Projektes diskutieren, wird im Erlenmatt-Quartier fleissig gebaut. So entstehen auf dem Baufeld E im Westen des Areals in den nächsten zwei Jahren 219 Wohnungen im 2000-Watt-Standard von insgesamt neun Investoren (darunter die Vaudoise-Versicherung und der CS Immobilienfonds). Auch die Stiftung Habitat treibt ihre Bauvorhaben im Osten des Areals voran, die ersten der 300 Wohnungen werden im 2016 bezugsbereit sein. Und auf dem Baufeld A sollen die Bauarbeiten für Verkaufs- und Büroflächen, ein Hotel sowie Miet- und Eigentumgswohnungen 2016 starten.

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