Eine Belastung weniger für die BKB

Andreas Albrecht zieht die Konsequenzen aus der Kursmanipulations-Affäre der BKB und tritt als Bankratspräsident zurück. Mit Albrecht verlässt einer der letzten verbliebenen Verantwortlichen für die jüngsten Skandale die Kantonalbank. Er verstand sich bis zuletzt als Teil der Lösung, dabei war er Teil des Problems.

Hat künftig mehr Zeit für sich: Noch-Bankratspräsident Andreas Albrecht. (Bild: Hansjörg Walter)

Andreas Albrecht zieht die Konsequenzen aus der Kursmanipulations-Affäre der BKB und tritt als Bankratspräsident zurück. Mit Albrecht verlässt einer der letzten verbliebenen Verantwortlichen für die jüngsten Skandale die Kantonalbank. Er verstand sich bis zuletzt als Teil der Lösung, dabei war er Teil des Problems.

Er habe sich einige Tage Zeit nehmen wollen, bevor er den für ihn so wichtigen Entscheid traf, die Basler Kantonalbank weiterhin als Bankratspräsident zu leiten, oder das Amt zur Verfügung zu stellen, sagt Andreas Albrecht am Telefon. Noch vor einer Woche hatte er versichert, ein Rücktritt sei kein Thema. 

Da war bekannt geworden, dass die Bank jahrelang gegen die Auflagen der Finanzmarktaufsicht (Finma) im Handel mit eigenen Partizipationsscheinen (PS) verstossen hatte. Die BKB hatte in einem Ausmass Stützungskäufe getätigt, um den Kurs hochzuhalten, das die Finma als «schweren Verstoss gegen die Gewährs- und Organisationspflichten» taxierte.

An Albrecht schien auch diese Affäre abzuperlen. Der BaZ sagte er: «Im Moment sehe ich keinen Grund zurückzutreten. Ich habe nicht den Eindruck, es wäre der Bank dienlich, wenn ich nun mitten im Erneuerungsprozess zurücktreten würde.»

Heute beurteilt Albrecht die Situation anders. Er sei zwar in keinster Weise verantwortlich für die Manipulationsaffäre, weil das entsprechende Reglement der Bank durch Juristen als zulässig taxiert wurde. Doch er habe seine Interessen hinter diejenigen der Bank zurückgestellt.

Entscheid alleine gefällt

Albrecht sagt: «Ich habe in zahlreichen Gesprächen, durch Zuschriften und die Medienberichterstattung einen gewissen Vertrauensverlust in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Davon wollte ich die Bank entlasten.» Den Entscheid habe er alleine gefällt, niemand habe ihn zum Rücktritt gedrängt, auch die Finma habe keinen Druck ausgeübt.

Erstaunlicherweise genoss Albrecht nach den drei Erdbeben, die das Geldhaus bis ins Fundament erschütterten und die zumindest teilweise in seine Amtszeit als Bankratspräsident gefallen sind, den öffentlichen Rückhalt unter den politischen Parteien aller Lager sowie der Basler Regierung. Opposition machten nur die Grünliberalen, die nun mit Andreas Sturm den Bankratspräsidenten stellen. Doch seinen Rücktritt forderten damals auch sie nicht.

CVP-Präsident Lukas Engelberger meinte vor ein paar Tagen: «Er ist mehr Teil der Lösung als des Problems.» Auch heute Freitag bedauert er den Abgang. Er sei nicht zwingend gewesen aus seiner Sicht.

Grünen-Co-Chefin Elisabeth Ackermann spricht hingegen von «einer guten Lösung, die die Chance bietet, die Glaubwürdigkeit der Bank zu erhalten».

Glaubwürdigkeit wieder herstellen

Es wäre präziser zu sagen: Glaubwürdigkeit endlich herzustellen. Die Verantwortlichen im operativen Geschäft, sowie der Bankrat als Aufsichtsorgan haben in den vergangenen Jahren wenig bis nichts richtig gemacht. Die zuständige Regierungsrätin Eva Herzog interessiert sich erst für die Bank mit Staatsgarantie, seit der Schaden angerichtet ist.

Eine Mit-Verantwortung für das andauernde Debakel lehnt sie entschieden ab. In einem Interview mit dem «Regionaljournal Basel» sagt sie: «Ich fühle mich nicht verantwortlich.» Rücktrittsforderungen empfinde, sie als Boshaftigkeit. «Das entbehrt jeder Relation.» Albrecht attestiert sie «grosse Verdienste im Bemühen, die Bank auf einen neuen Kurs zu bringen».

Profiteure mit geschlossenen Augen

Nach seinem Ausscheiden verbleiben nicht mehr viele Entscheidungsträger im Unternehmen aus jener verhängnisvollen Expansionszeit, die von Albrechts Vorgänger Willi Gerster vorangetrieben und von Albrecht fortgesetzt worden war, und die in der Schwarzgeldaffäre um US-Kunden und den Anlagebetrug des angegliederten Vermögensverwalters ASE gipfelte.

Bankdirektor Hans Rudolf Matter wurde zum Rücktritt bewogen, auch Ex-Handelschef Thomas Greminger musste die Bank, verlassen, die fehlbare Zürcher Filiale der Bank wurde gründlich durchgepustet und einige der überforderten Bankräte durch ihre Parteien in der letzten Erneuerungswahl durch frische Kräfte ersetzt.

Mit Albrechts Präsidiumszeit endet auch das Modell BKB, in welches das gesamte politische Basel als Profiteur eingebunden war (wenn das neue BKB-Gesetz durchkommt), und bei dem alle nicht so genau wissen wollten, wie die gewaltigen Gewinne zustande kamen.

Aufarbeitung der Vergangenheit geht weiter

Albrecht, der seit 2005 Mitglied des Bankrats ist, wird mit den Beratungen des Gesetzes nichts mehr zu tun haben, er hatte im Frühjahr bekannt gegeben, sich im ersten Quartal 2014 aus der Politik zurückzuziehen. Nun werde er halt vermehrt in der Kanzlei Vischer, in der er Partner ist, arbeiten und neue Mandate annehmen können. 

Für die BKB geht dagegen die Aufarbeitung der Vergangenheit weiter. Die Bank rechnet nicht mit einer baldigen Lösung des Konflikts mit den US-Steuerbehörden. Im ASE-Skandal sind entgegen der Kommunikation der Bank längst nicht alle betrogenen Kunden bereit, die magere Entschädigung der Bank zu akzeptieren. Und wer weiss, ob das schon alles ist: Die BKB ist immer für ein Spektakel gut.

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