Eine Insel zum Schnäppchenpreis

Star-Investor Warren Buffet und Schauspieler Johnny Depp machten es bereits vor: Sie kauften sich eine Insel in Griechenland. Jetzt möchte auch der Tessiner SVP-Nationalrat Pierre Rusconi gerne mitbieten.

Ausverkauf zur Sanierung des Staatshaushalts: Noch nie waren griechische Inseln so günstig zu erwerben.

(Bild: CATHAL MCNAUGHTON)

Star-Investor Warren Buffet und Schauspieler Johnny Depp machten es bereits vor: Sie kauften sich eine Insel in Griechenland. Jetzt möchte auch der Tessiner SVP-Nationalrat Pierre Rusconi gerne mitbieten.

Eine eigene Insel? Billig ist das nicht – aber derzeit vielleicht gerade günstig. In Griechenland zum Beispiel. Dutzende griechische Inseln stehen zum Verkauf. Ein prominenter Interessent griff bereits zu: Der US-Starinvestor Warren Buffet kaufte vergangene Woche gemeinsamen mit einem italienischen Partner, dem Immobilienmogul Alessandro Proto, für 15 Millionen Euro die Insel Agios Thomas (St. Thomas) im Saronischen Golf vor Athen. Wer der Verkäufer ist, blieb bisher geheim – mutmasslich ein Privatmann. 

Privatinseln waren immer schon ein bevorzugtes Statussymbol griechischer Tycoons. Mitte der 1950er-Jahre kaufte der Reeder Stavros Niarchos (der sich in der Schweiz als Skilift-Bauer profilierte) die knapp zwei Quadratkilometer grosse Insel Spetsopoula im Saronischen Golf. 1963 erwarb sein Rivale, der «Tankerkönig» Aristoteles Onassis, die Insel Skorpios im ionischen Meer – für läppische 110’000 Dollar.

So billig sind griechische Inseln heute nicht mehr. Eines der günstigsten Angebote ist Lihnari östlich von Korinth. Das 38 Hektar grosse Areal soll drei Millionen Euro kosten. Dafür bekommt man zwar nur eine Halbinsel, doch umfasst die immerhin 650 Olivenbäumen und eine Quelle – ein Schnäppchen, denn der Verkäufer hat den Preis gerade halbiert.

Ebenfalls für drei Millionen bietet der auf Inseln spezialisierte Makler Private Islands Online das Inselchen Gaia im ionischen Meer an. Am oberen Ende der Preisskala liegt die Insel Omorfi («Die Schöne»), ebenfalls im ionischen Meer und immerhin 4,5 Quadratkilometer gross. Der Besitzer verlangt 50 Millionen Euro.

Meerzugang für die Schweiz

Auch der griechische Staat, dem viele der rund 3000 unbewohnten Eilande in der Ägäis und im ionischen Meer gehören, braucht dringend Geld. 50 Milliarden Euro, so die jüngste Vorgabe der internationalen Kreditgeber, soll Griechenland in den nächsten Jahren mit Privatisierungen einnehmen, um Schulden abzutragen.

Ein Grossteil der Erlöse entfällt auf den Verkauf und die Verpachtung staatseigener Liegenschaften. Der Athener Finanzminister steht unter Druck. Experten erwarten deshalb, dass es griechische Inseln bald zum Schnäppchenpreis geben könnte.

Dass Griechenland nun seine Inseln verkaufen solle, «und die Akropolis am besten gleich mit», wie die deutsche Boulevardzeitung «Bild» forderte, finden populistische deutsche Politiker schon lange. Und auch ein Schweizer will helfen: Der Tessiner SVP-Nationalrat Pierre Rusconi regt an, die Schweiz solle griechische Inseln kaufen. Der Kaufpreis soll mit den Schulden, die Athen offenbar auch bei den Eidgenossen hat, verrechnet werden. Damit bekäme die Schweiz, die immerhin 46 Hochseeschiffe betreibt, überdies endlich Zugang zum Meer, argumentiert der Politiker.

Der Strand bleibt öffentlich

Nichts behandeln Promi-Makler so diskret wie millionenschwere Insel-Transaktionen. Manches sickert trotzdem durch. So soll der Schauspieler Johnny Depp kürzlich ein griechisches Eiland erstanden haben. Das Promi-Paar Brad Pitt und Angelina Jolie sei ebenfalls in Kaufverhandlungen, heisst es in der Branche.

Ganz privat sind allerdings auch Privatinseln in Griechenland nicht. Die Gesetze des Landes bestimmen, dass alle Strände für die Öffentlichkeit zugänglich sein müssen. Besucher haben deshalb das Recht, auf einer Privatinsel an Land zu gehen und sich auf den Strand zu legen.

Dass jetzt ausgerechnet Warren Buffett in Griechenland zuschlägt, lässt viele professionelle Investoren aufhorchen. Denn dem «Orakel von Omaha», wie der 85-Jährige nach seinem Geburtsort und dem Sitz seines Investment-Imperiums Berkshire Hathaway genannt wird, sagen seine Fans ein untrügliches Gespür für lohnende Geschäfte nach. Mit einem Privatvermögen von rund 73 Milliarden Dollar gilt Buffett, der schon als Elfjähriger in den Aktienhandel einstieg, als drittreichster Mensch der Welt.

Das Erbe von Onassis

Andere prominente Investoren sind schon da. Vor drei Jahren kaufte der damalige Emir von Katar sechs griechische Inseln. Auch die Onassis-Insel Skorpios hat inzwischen einen neuen Besitzer gefunden. Bereits Microsoft-Gründer Bill Gates und Popstar Madonna hatten sich für die Insel interessiert, auf der Onassis 1968 Jacqueline Kennedy geheiratet hatte. Auf Skorpios ist der 1975 gestorbene Onassis auch begraben, ebenso wie seine Tochter Christina, zu deren Erbe die Insel gehörte. Nach ihrem Tod 1988 ging Skorpios in den Besitz von Athina Onassis über.

Allerdings zeigte die Milliardenerbin nie grosses Interesse an dem Eiland. Einen Verkauf von Skorpios hatte Aristoteles Onassis zwar testamentarisch ausdrücklich untersagt. Daran scheiterten frühere Verkaufspläne. Aber seine Enkelin umging diese Verfügung und schloss vor zwei Jahren mit dem russischen Oligarchen Dmitrij Rybolovlev einen langjährigen Pachtvertrag. Der Russe erwarb die Insel als Geschenk für seine 24-jährige Tochter Ekaterina. Über den Preis wird Stillschweigen bewahrt – angeblich betrug er über 100 Millionen Dollar.

Ein bisschen Kleingeld braucht der Inselbesitzer in spe bei aller griechischer Finanznot also doch.

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