Eine fünfte Primarschulstufe, Frühenglisch und ein Kulturwandel. Mit dem diesjährigen Schulbeginn ist ein erstes Etappenziel auf dem Weg zur Schulharmonisierung erreicht.
Für einen Morgen rückten die Schüler im Isaak Iselin Schulhaus in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Mit musikalischer Begleitung der Schulmusik, Luftballons und unter den Augen zahlreicher Journalisten, feierte die Schule den Übertritt der Primarschüler von der vierten in die neu geschaffene fünfte Primarschulstufe. Pierre Felder, Leiter Volksschulen war ebenso anwesend wie Bildungsdirektor Christoph Eymann.
Für die Schüler ändert sich auf den ersten Blick wenig: Das Schulhaus bleibt für die Schüler im Isaak Iselin dasselbe, ebenso ihre Klasse. Für das Erziehungsdepartement und die Schulleitungen ist dieser Tag jedoch ein Meilenstein auf dem Weg zur Vollendung der Schulreform Harmos: Erstmals gibt es in Basel in der Primarschule eine fünfte Stufe, im kommenden Jahr wird sie mit einer Sechsten ergänzt.
T-Shirt, Sandwich und Cool
Für Lehrer und Schulleitung gilt jetzt nach monatelangen Vorbereitungen der Ernstfall. Am Isaak Iselin Schulhaus waren die Schüler bisher an einem Standort auf die Primarschule und die Orientierungsschule verteilt. Diese verschiedenen Schulkulturen gilt es jetzt zusammenzuführen, sagt Schulleiterin Ana Gabriela Mathys. Die Herausforderungen seien nach wie vor gewaltig: «Die Lehrer freuen sich einerseits auf die Änderungen, sie haben aber auch Angst davor, überrollt zu werden.» Es sei deshalb wichtig, die Ziele Schritt für Schritt umzusetzen.
Ebenfalls von den Neuerungen betroffen ist der Fremdsprachenunterricht. Neu beginnen die Primarschüler bereits in der fünften Klasse mit dem Englischunterricht. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5a erlebten am Montagmorgen ihre erste Englischstunde. Engagiert schrieben sie ihnen bekannte englische Begriffe auf Plakate und versuchten die Fragen des Lehrers zu beantworten. Dass die neuen Lehrmittel noch nicht eingetroffen sind, störte in dieser ersten Englischstunde noch nicht.
Bis zum Schluss ein vertrautes Umfeld
Doch es wird im Rahmen von Harmos voraussichtlich nicht die letzte Verzögerung bleiben. Regierungsrat Christoph Eymann bat deshalb bereits im Voraus für Verständnis. «Pannen sind während der Reform nicht ausgeschlossen.» Ob die Reform ein Erfolg werde, dafür sei am Ende die Qualität der Unterrichtsstunden ausschlaggebend.
Auch Pierre Felder, Leiter Volksschulen, stellte die Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt. Die Kinder hätten dank der Reform noch klarere Lernziele. Zudem hätten sie in Zukunft während sechs Jahren ein vertrautes Umfeld, mit gleichbleibenden Schulstandorten und Lehrpersonen. In der Vergangenheit mussten sich die Schüler bereits nach vier Jahren in der Primar an neue Lehrer und Klassenkameraden gewöhnen.
Für die Schülerinnen selbst war der ganze Rummel rund um ihren Stufenübertritt wohl nicht ganz nachvollziehbar. Danach gefragt, ob sie den Grund für die Luftballons und Fernsehkameras kennen würde, schüttelte eine Gruppe Fünftklässler zunächst den Kopf. Ein Schüler wusste dann doch eine Antwort: Es habe mit der Abschaffung der Orientierungsstufe zu tun. Und darin sieht er einen grossen Vorteil: Er könne so auch über das vierte Jahr hinaus mit seinen Kameraden in derselben Klasse bleiben.
- Die Primarschule wird von vier auf sechs Jahre verlängert. Rund 1’285 Schülerinnnen und Schüler in 69 Klassen besuchen jetzt die 5. Primarklasse. Somit gibt es keine 1. Klassen mehr in den auslaufenden Orientierungsschulen.
- Die Schülerinnen und Schüler haben neu bereits in der Primarschule Englisch, zwei Jahre früher als bis anhin.
- Der Französischunterricht beginnt bereits in der 3. Primarklasse.
- Ab der 5. Klasse gibt es Zeugnisse mit Noten. Von der 1. bis zur 4. Klasse werden die Leistungen in Worten beurteilt.
- Es werden Leistungstests eingeführt. Sie werden in Zukunft in den 3. und 6. Klassen der Primarschule durchgeführt.
Auf dieser Webseite des Kantons Basel-Stadt gibt es einen erweiterten Überblick zur laufenden Schulreform.