Erste Kritik am Kunstmuseum-Kreisel

Wenn das neue Kunstmuseum-Parking gebaut wird, soll die Kreuzung vor der Wettsteinbrücke einen Kreisel erhalten. Davon halten Basler Verkehrspolitiker derzeit wenig: Vertreter von Grünen und FDP zweifeln gleichermassen am Bedarf für den Kreisel.

Vor dem Basler Kunstmuseum kreuzt sich jede Art von Verkehr. Politiker bezweifeln aber, ob ein Kreisel das richtige Mittel zur Entlastung ist.

(Bild: Alexander Preobrajenski)

Wenn das neue Kunstmuseum-Parking gebaut wird, soll die Kreuzung vor der Wettsteinbrücke einen Kreisel erhalten. Davon halten Basler Verkehrspolitiker derzeit wenig: Vertreter von Grünen und FDP zweifeln gleichermassen am Bedarf für den Kreisel.

Der neue Kreisel vor dem Kunstmuseum ist ein Zückerlein, das Basel-Stadt den Verkehrsteilnehmern geben will. Dazu gibts eine neue Tramhaltestelle und eine ansehnliche Aussenraumgestaltung für den Prestige-Bau des neuen Kunstmuseums. Am Mittwoch teilte die Regierung mit, der Kreisel solle parallel zum Bau des neuen Kunstmuseum-Parkings realisiert werden.

Die Tramschienen sollen direkt durch den Kreisel führen, wie Sprecher Daniel Hofer vom Basler Tiefbauamt sagt. Dazu ist eine Lichtsignalanlage geplant, die ähnlich wie beim Dorenbach die Zufahrt zu den Haltelinien innerhalb des Kreisels regeln soll. Eine Vorlage an den Grossen Rat ist in Arbeit.

Michael Wüthrich: «Sinn und Zweck fraglich.»

Doch bereits regt sich deutliche Kritik. Und zwar von Verkehrspolitikern. Noch am Mittwochabend schrieb der grüne Präsident der grossrätlichen Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission auf Twitter:

Auf Nachfrage konkretisiert Michael Wüthrich: «Der grösste Teil des Verkehrs soll künftig ohnehin fast nur noch über die Dufourstrasse und Richtung Wettsteinplatz fahren; Richtung Elisabethenstrasse wird er abnehmen. Warum braucht diese simple Kreuzung also einen Kreisel?» Er stellt Sinn und Zweck des Baus in Frage: «Ich bin gespannt auf die Pläne. Wenn man die Attraktivität an diesem Ort allerdings steigern will, dann müsste der Verkehr überhaupt komplett weg.»

«Der Verkehr wird flüssiger und sicherer.»

Daniel Hofer, Tiefbauamt Basel-Stadt

Dass der Verkehr im St. Alban-Graben vom Bankverein in Richtung Kunstmuseum durch die Neuregelung der Verkehrsführung via Elisabethenstrasse abnehmen wird, bestätigt auch das Tiefbauamt. Doch nach dessen Auffassung mache der Kreisel dennoch Sinn. So müsse der Verkehr von der Wettsteinbrücke Richtung Dufourstrasse nämlich nicht mehr die Gegenfahrbahn kreuzen, sagt Daniel Hofer: «Der Verkehr wird flüssiger und sicherer.»

Risikofaktor Tramlinien

Kritische Töne schlägt auch die politische Gegenseite der Grünen an. FDP-Grossrat Christophe Haller ist Präsident des TCS beider Basel und damit Vertreter der bürgerlichen Autolobby. Er sagt: «Es ist noch etwas schwierig einzuschätzen, aber der Sinn eines Kreisels an dieser Stelle erschliesst sich auf den ersten Blick nicht ganz.» Auch er will erst die Pläne abwarten, die mit der Vorlage kommen.

Haller fügt aber an: «Wenn eine Tramlinie durch einen Kreisel führt, ist das grundsätzlich nie gut.» Angesichts der Pläne des Kantons, die Tramlinien Richtung Wettsteinplatz zu verstärken und damit die Innenstadt zu entlasten, würde eine Verkehrsführung mit Kreisel just an dieser Stelle also zusätzlich erschwert.

«Warum verlegt man den Verkehr nicht lieber ganz unter die Erde? Das wäre deutlich schlauer.

»
Christophe Haller, Grossrat FDP

Und dann wirft der TCS-Basel-Präsident noch ein: «Da der grosse Teil des Verkehrs durch die Dufourstrasse Richtung Aeschenplatz fährt, warum verlegt man den Verkehr dann nicht lieber ganz unter die Erde? Das wäre deutlich schlauer.»

Damit redet der Bürgerliche dem Grünen in Sachen verkehrsfreies Kunstmuseum das Wort. Allerdings nur im Grundsatz, denn Wüthrich sähe den Verkehr nach wie vor lieber komplett auf die Autobahn verlegt: «Womit auch die Wettsteinbrücke entlastet würde, was die Regierung uns vor sehr langer Zeit schon einmal versprochen hatte.»

Über die geschätzten Kosten für das Kreiselprojekt gibt das Tiefbauamt noch keine Auskunft. Die würden dann im Ratschlag aufgeschlüsselt, sagt Daniel Hofer. Der Kreisel würde ohnehin nur einen Teil des millionenschweren Umgestaltungsprojekts beim Kunstmuseum ausmachen. Da für den Kreisel keine aussergewöhnlichen Bauarbeiten und -methoden vorgesehen seien, bewegten sich dessen Kosten «nicht aussserhalb des üblichen Rahmens».

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