Jetzt wollen sich die Basler Stadtplaner an die Kernstadt wagen: Das Bau- und Verkehrsdepartement schickt den Entwicklungsrichtplan Innenstadt in die Vernehmlassung und will bald schon erste konkrete Neugestaltungsprojekte folgen lassen.
Die Attraktivität des Wetters, das sich am Mittwoch von einer ganz und gar nicht einladenden Seite zeigte, können die Stadtplaner nicht beeinflussen. Aber die räumliche und gestalterische Entwicklung sehr wohl. Eines der Instrumente hierfür ist der Entwicklungsplan Innenstadt. Das gut 150 Seiten dicke Papier gilt als Schlussdokument des breit angelegten Planungs- und Mitwirkungsprozesses «Innenstadt – Qualität im Zentrum», der 2009 lanciert worden ist. Es soll, inhaltlich fokussiert auf die Themen Nutzung, Gestaltung und Verkehr die Eckpunkte für die «erwünschte räumliche Entwicklung der Basler Innenstadt» für die nächsten 15 Jahren vorgeben. Bevor diesem Richtplan bald schon konkrete Projekte folgen werden, wird er nun in die Vernehmlassung geschickt. Bis am 8. April können sich alle interessierten Organisationen und Einzelpersonen zum Entwurf äussern.
Soweit kurz zusammengefasst die Fakten. «Es handelt sich um eine ziemliche Herausforderung», sagte Hans-Peter Wessels, Vorsteher des Basler Bau und Verkehrsdepartements (BVD) gleich zu Beginn der Medienkonferenz. Denn schliesslich geht es um ein Gebiet, das sehr stark genutzt wird, was nicht immer ganz konfliktfrei abläuft. Dies hat sich nicht zuletzt beim Thema Verkehr gezeigt, das zwar – Stichworte autofreie Mittlere Brücke oder neues Tramnetz – den Horizont der Richtplanung teilweise bereits überschritten hat, aber noch immer Bestandteil des Papiers ist. Aber es ist kaum daran zu zweifeln, dass auch die künftigen Nutzungsrichtlinien für die Plätze der Innenstadt und die damit verbundenen Gestaltungsideen einiges an Diskussionsstoff bergen, auch wenn der Leiter des zuständigen Planungsamts, Martin Sandtner, optimistisch bemerkte, dass das Vertrauen der Betroffenen zur Verwaltung, aber auch untereinander im Verlauf des Mitwirkungsprozesses gewachsen sei.
29 Objektblätter
Konkret enthält der Entwicklungsrichtplan 29 Objektblätter für das Gebiet, das sich mit einer Ausbuchtung zum Badischen Bahnhof mehr oder weniger auf das Gebiet innerhalb der ehemaligen Stadtmauern erstreckt. Darin enthalten sind alle öffentlichen Plätze, von der Heuwaage, über den Barfüsserplatz, Rümelinsplatz, Marktplatz bis zum Kasernenareal und zum Claraplatz, aber auch überbaute Zonen wie der Kirschgarten oder Strassenzüge wie die Freie Strasse, die Rheingasse oder die Greifengasse. Sie alle sind mit Schwerpunkten für die funktionelle und bewilligungspflichtige Nutzung sowie mit Gestaltungsrichtlinien versehen.
Die Nutzungsschwerpunkte sind im vorliegenden Entwicklungsrichtplan bereits ziemlich konkret definiert. Der Barfüsserplatz präsentiert sich demnach, wenig überraschend, als ausgesprochen multifunktionaler Ort des Handelns, der Begegnung, der Verpflegung, der Repräsentation, der Unterhaltung und des Durchgangs, der zudem für die bewilligungspflichtigen Nutzungen Märkte, Herbstmesse, Sport, Feste, Information, Promotion und Gastronomie herhalten kann oder muss. Für diesen Platz sehen die Planer keine Ausbaumöglichkeiten mehr. Zumindest nicht, was die Quantität betrifft. Ebenso wenig wie für das Kasernenareal, den Münsterplatz oder die Steinenvorstadt, die mit dem Stempel «Stagnation» versehen sind. Die Nutzung zum Beispiel des Theater-, des Markt- oder Claraplatzes erachten die Stadtplaner nach einer Umgestaltung aber durchaus als noch ausbaufähig.
Gestalterische Aufwertung
Abhängig von diesen Nutzungsparametern sollen die aufgeführten Gebiete auch neu gestaltet werden. «Es gibt in der Basler Innenstadt Orte, die netter aussehen könnten», sagte Wessels und nannte mit der Rheingasse, der Freien Strasse und dem Rümelinsplatz gleich auch ein paar konkrete Beispiele. Oder einen der ganz zentralen Plätze der Stadt: «Der Marktplatz präsentiert sich ausserhalb der Marktzeiten nicht gerade als Ort, der einen willkommen heisst und dazu einlädt, sich dort aufzuhalten», sagte Wessels.
Als gutes Beispiel einer Neugestaltung nannte Wessels den Spalenberg, den man aus sachlichen Gründen vorgezogen habe. Auch an weiteren Orten der Innenstadt ist die Neugestaltung bereits vollzogen – Beispiel Münsterplatz – oder sie befindet sich bereits, wie beim Beispiel der Kleinbasler Rheinpromenade, in der konkreten Planungsphase. Für viele Orte existieren aber noch keine konkreten Gestaltungsprojekte oder zumindest noch keine öffentlich bekannten. Denn nicht überall soll die Neugestaltung in einem separaten Wettbewerb eruiert werden. Viele Gebiete lassen sich, so die Verantwortlichen, auch gemäss eines übergeordneten Konzepts neu gestalten. Das Gestaltungskonzept definiert 17 verschiedene Raumtypen, die jeweils bestimmten Gestaltungsprinzipien unterstehen: Strassenprofil, Materialien, Grünelemente oder Verkehrsträger.
Schon bald konkrete Resultate
Hierfür wird die Regierung gleich nach Abschluss der Vernehmlassungsfrist dem Grossen Rat ein separates Gestaltungskonzept unterbreiten. In erster Priorität (2013 bis 2020) wird es unter anderem um die konkrete Neugestaltung der Rheingasse, des Kirschgartengevierts und der Freien Strasse gehen. Jawohl der Freien Strasse! Seit Jahrzehnten ist die bauliche Aufwertung der Vorzeige-Einkaufsmeile mittlerweile ein Dauerthema. Zeugnis davon ist der gepflästerte Streifen in der Mitte des Strassenzugs, der in den 1990er-Jahren eine mögliche Neugestaltung skizzieren sollte. Wie die Freie Strasse künftig aussehen soll, wollten die Verantwortlichen aber noch nicht verraten. Nur so, wie es der bestehende bauliche Entwurf zeigt, wird es sicher nicht sein.
Ebenso erste Priorität besitzen Neugestaltungsprojekte für den Birsigparkplatz, den Rümelinsplatz und den Claraplatz. Für diese Plätze müssen aber erst noch Wettbewerbe ausgeschrieben werden. Etwas mehr Geduld ist bei der Neugestaltung etwa des Barfüsserplatzes, des Marktplatzes oder des Gebietes rund um die Schifflände gefragt. Sie besitzen zweite Priorität, was sich auf die Jahre 2021 bis 2028 erstreckt.