«Es wurden keine Quartierparkplätze abgebaut»

Die Aufhebung der weissen Zone macht in den bislang berücksichtigten Wohnquartieren den Eindruck, als hätte sie die Parkplatzsuche für die Anwohner erleichtert. Offizielle Erhebungen und Zahlen gibt es allerdings keine.

Die Aufhebung der weissen Zone beruhigt die Situation: Plötzlich freie Parkplätze sogar im Matthäusquartier

(Bild: Dominique Spirgi)

Die Aufhebung der weissen Zone macht in den bislang berücksichtigten Wohnquartieren den Eindruck, als hätte sie die Parkplatzsuche für die Anwohner erleichtert. Offizielle Erhebungen und Zahlen gibt es allerdings keine.

Das Thema Parkplätze beziehungsweise Parkplatzbewirtschaftung, wie es im schönen Beamtendeutsch heisst, erhitzt die Gemüter. Erschwert wird die Diskussion durch die Tatsache, dass sich das Problem oder der Erfolg nicht quantifizieren lässt. Brauchbares Zahlenmaterial über die Anzahl der aufgehobenen oder umgewandelten Parkplätze gibt es nicht.

In der Stadt Basel werden bekanntlich alle weiss markierten Gratis-Parkplätze auf Allmend in blaue Zonen umsignalisiert. In vier von neun Quartieren ist die Umwandlung bereits abgeschlossen, bis Ende 2016 wird es in Basel nach Auskunft des Bau- und Verkehrsdepartements keine weissen Parkplätze mehr geben.

Abzockerei oder Erleichterung?

Das heisst, dass unbeschränktes Gratis-Parkieren auf Allmend in Basel nicht mehr möglich sein wird. Das schmerzt in erster Linie die Autopendlerinnen und -pendler, die ihre Fahrzeuge nicht mehr kostenlos über Stunden abstellen können. Aber auch bei der Anwohnerschaft, die mit dem Erwerb einer Anwohnerparkkarte länger als die eigentlich erlaubten maximal 90 Minuten in der blauen Zone parkieren können, löst die neue Regelung Unruhe aus.

Auch die TagesWoche wurde zum Adressaten empörter Zuschriften, die kritisierten, dass die Anwohnerschaft zum Kauf einer Anwohnerparkkarte gezwungen werde, ohne dass man eine Garantie auf einen sicheren Parkplatz habe. Gleichzeitig werden bürgerliche Politiker – wie zuletzt FDP-Nationalrat Daniel Stolz in der «Basler Zeitung» – nicht müde, von einem «massiven Parkplatzabbau» zu sprechen.

Parkplätze umgewandelt, nicht abgebaut

Von einem Abbau kann zumindest ausserhalb der Altstadt aber nicht die Rede sein. «In Quartieren rund um die Kernzone wurden und werden keine Parkplätze abgebaut, sondern lediglich umsignalisiert», sagt Jasmin Fürstenberger, stellvertretende Leiterin Kommunikation des Bau- und Verkehrsdepartementes. Aufgehoben wurden indes die wenigen Allmend-Parkplätze in der Kernzone.

Das ist eigentlich eine gute Nachricht für die Anwohnerinnen und Anwohner. Sie müssen sich nämlich, sofern sie sich für 140 Franken pro Jahr eine Parkkarte kaufen, nicht mehr mit den Autopendlern um die weissen Parkplätze streiten. Das gilt aber natürlich nur für die motorisierten Anwohnerinnen und Anwohner, die nicht selber als Pendlerinnen und Pendler innerhalb der Stadt unterwegs sind.

Nach der bisherigen Regelung gab es auf Basler Allmend rund 12’000 Parkplätze in der weissen und 14’000 in der blauen Zone. Neu wird es nun also 26’000 Parkplätze in der blauen Zone geben – Plätze, die für quartierfremde Autofahrer, sofern sie sich nicht eine teure Pendlerparkkarte leisten, nur noch für kurze Zeiten besetzt werden können.



Den Anwohnern mit Parkkarten stehen auf Stadtgebiet nun fast doppelt soviele Parkplätze in blauen Zonen zur Verfügung. Erstaunlich hoch ist die Anzahl der privaten Parkplätze.

Den Anwohnern mit Parkkarten stehen auf Stadtgebiet nun fast doppelt soviele Parkplätze in blauen Zonen zur Verfügung. Erstaunlich hoch ist die Anzahl der privaten Parkplätze. (Bild: Bau- und Verkehrsdeparrtement)

Genaue Zahlen gibt es nicht

Bei diesen Zahlen handelt es sich allerdings lediglich um Schätzungen. Exakte Zahlen existieren nicht. Zumindest nicht, was die Anzahl der Parkplätze angeht. Laut Auskunft des Mediensprechers des Justiz- und Sicherheitsdepartements, Andreas Knuchel, führt die Polizei auch keine Statistik über freie oder besetzte Parkplätze.

Beziffern kann die Polizei indes die Anzahl der verkauften Anwohnerparkkarten. Für den dicht besiedelten Postleitzahlkreis 4057 zum Beispiel (Matthäus, Klybeck und Kleinhüningen) wurden rund 3000 Parkkarten ausgegeben. In diesen drei Quartieren lebten 2014 rund 26’500 Menschen.

Ob dies insbesondere im Parkplatz-Problemquartier Matthäus ausreicht, kann statistisch nicht belegt werden. Anwohner berichten aber von subjektiven Eindrücken, dass seit der Umwandlung der Parkplätze in diesem Quartier plötzlich vermehrt freie Parkplätze zu entdecken seien. Ähnliches ist auch aus dem anderen Parkplatz-Problemquartier Gundeldingen zu hören.

Wie auch immer: Ein Recht auf einen freien Parkplatz gibt es laut Auskunft des Bau- und Verkehrsdepartements auch für Inhaber von Anwohnerparkkarten nicht. 

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