«Fear Of A Black Planet»: ein anhaltendes Donnergrollen

Am Samstag, 11. Juni, treten Public Enemy in Pratteln auf. Vor mehr als 25 Jahren veröffentlichten die Rapper das poltisch hochbrisante Album: «Fear Of A Black Planet». Dessen düsterer Protest bleibt bis heute aktuell.

Fight The Power: Public Enemy revolutionierten den Rap mit radikalen Parolen.

Am Samstag, 11. Juni, treten Public Enemy in Pratteln im Z7 auf. Vor mehr als 25 Jahren veröffentlichten die Rapper das poltisch hochbrisante Album: «Fear Of A Black Planet». Dessen düsterer Protest bleibt bis heute aktuell.

Wer hat Angst vor dem Schwarzen Mann? «Incident at 66.6 FM» gibt die Antwort: viele. In diesen kurzen Instrumentaltrack auf dem Album «Fear Of A Black Planet» von Public Enemy sind Anrufe in eine Radiosendung reingeschnitten. – Anrufe, in denen Hörer der Sendung ihre Meinung zum Studiogast sagen: «Abschaum» zum Beispiel oder «Go Back To Africa.»

Der Studiogast war Chuck D., Wortführer von Public Enemy, und damals, in den späten 1980er-Jahren, war die Gruppe um das Trio Flavor Flav, Terminator X und Chuck D für viele Amerikaner tatsächlich ein liebgehasstes Feindbild. Ihr zweites Album «It Takes A Nation Of Millions To Hold Us Back» war eine Revolution im Rap: härter im Sound als alles davor Dagewesene, aggressiver im politischen Ton. Das Album – vor allem die Texte von Chuck D – teilte nach allen Seiten aus, in erster Linie aber gegen die noch immer gestützte Ungleichheit im weissen Amerika, das kulturell beim Erbe der Schwarzen klaute, sie gesellschaftlich jedoch im Abseits liess.

«It Takes A Nation…» war die meistverkaufte Rap-Platte ihrer Zeit. Bis Public Enemy 1990 nachlegten, betreffend Erfolg, vor allem aber betreffend Stil und Radikalität. Mit «Fear Of A Black Planet» erweiterten sie ihre Kampfzone bis an die Grenzen der Welt, die sie durch das Prisma der totalen Ausbeutung durch die Herrscherklassen betrachteten – teilweise mit hässlichen Begleiterscheinungen.

Mitten in der Kontroverse

Professor Griff, Mitglied der erweiterten Squad von Public Enemy und damals quasi ihr inoffizieller Pressesprecher, wetterte im Vorfeld der Veröffentlichung in einem Interview über Juden und beschuldigte sie, für das Elend der Welt verantwortlich zu sein. Griff wurde daraufhin von Chuck D zwar gefeuert. Trotzdem konnten sich Public Enemy nie vollständig abgrenzen von der Kontroverse, in der sich Antisemitismus, Afrozentrismus und das politische Sendungsbewusstsein der afroamerikanischen Nation Of Islam überlagerten, der Chuck D in Sympathie zugetan war.

«Fear Of A Black Planet» war die offensive Reaktion darauf, und «Fight The Power» der Schlachtgesang. Nicht nur im Text, der universal zum Aufstand der Geknechteten aufrief, dennoch konkret die afroamerikanischen «Brothers and Sisters» ansprach und Säulen der US-Kultur wie Elvis und John Wayne als Rassisten deklarierte, sondern ebenso im Sound.

Wie das ganze Album liegt «Fight The Power» auf mehreren Schichten afroamerikanischer Kulturgeschichte, hier konkret von James Brown und Afrika Bambaata. The Bomb Squad, das Produzententeam von Public Enemy, hat für «Fear Of A Black Planet» eine derart dichte Zahl an Samples aus dem Fundus der Black Music verschraubt, dass die Platte, käme sie in unserer Gegenwart in die Läden, ein Schlaraffenland für Urheberrechtsanwälte wäre. Damals, 1990, ging das noch, und zumindest in dieser Hinsicht ist «Fear Of A Black Planet» ein Zeugnis einer vergangenen Zeit.

Aktuell geblieben

Was ihren politischen Gehalt angeht, donnert dieser wuchtige, zornige Brocken hingegen bis in die Gegenwart. Wenn Chuck D und sein für den clownesken Part zuständiger Partner Flavor Flav in «911 Is A Joke» über die vernachlässigte Infrastruktur von Schwarzenvierteln rappen oder in «Welcome To The Terrordome» über den Mord an einem schwarzen Jugendlichen durch einen weissen Mob, hallt ein Echo davon nach im Fall Ferguson, dem jüngsten US-Symbolort rassistischer Gewalt.

Auch wenn der politische Rap von Public Enemy in den 1990ern vom totalen Hedonismus des Gangsta-Rap überholt wurde und die Rolle des Rap als – wie es Chuck D. einst formulierte – «CNN des schwarzen Amerika» ähnlich wie der genannte Fernsehsender verflachte, bleibt die Zustandsbeschreibung von «Fear Of A Black Planet» auch 25 Jahre danach bestehen. Wer daran zweifelt, sei daran erinnert, wer heute für das konservative, weisse Amerika die meistgehasste Persönlichkeit darstellt: Barack Obama, erster schwarzer Präsident der USA.

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