Bei der Baselbieter Regierungsratswahl hat Favorit Anton Lauber (CVP) gewonnen – aber nicht ganz so klar wie erwartet. Umso motivierter ist er nun, den Kanton aus der Krise zu führen.
Bei der Auszählung der Stimmen in den einzelnen Gemeinden war Aussenseiter Thomas Jourdan (EVP) lange Zeit überraschend nahe an Anton Lauber (CVP) dran. Schliesslich brachte er es auf 26’300 Stimmen (entspricht 45 Prozent), Favorit Lauber auf rund 30’900 Stimmen (55 Prozent).
So gab es an diesem Wahlsonntag zwei Sieger.
Einen ersten – Anton Lauber, der mit den Gedanken schon bald wieder bei der Arbeit war. Nachfolge in der Anwaltskanzlei regeln, Gemeindepräsidium von Allschwil übergeben, dann: in die neuen Regierungsdossiers einarbeiten. Laubers Botschaft war klar: Er ist der Macher, der den Kanton aus der Krise führen will und zu vielem bereit ist. Volkswirtschafts-, Finanz- oder Sicherheitsdirektion – zu ihm würde alles passen, erklärte er in einer seiner ersten Stellungnahmen nach dem Wahlsieg entschlossen.
Jourdan – ein politisches Talent, offen für weitere Herausforderungen
Der zweite Sieger ging dagegen ganz im Moment auf. Dieses grandiose Ergebnis hätte ihm vor ein paar Wochen noch niemand zugetraut, sagte Thomi Jourdan. Diesen Erfolg werde er nun erst einmal geniessen, dann schaue er, was das Leben weiter für ihn bereit halte. Das könnte unter Umständen auch eine neuerliche Kandidatur beispielsweise bei den Gesamterneuerungswahlen 2015 sein, sagte der Muttenzer Gemeinderat, ohne sich genauer festlegen zu lassen.
Beachtlich ist jedenfalls, dass sein Rückstand nicht grösser ist als jener von Eric Nussbaumer (SP) auf Thomas Weber (SVP) bei der letzten Ersatzwahl im April. Ein Hinweis darauf, dass das Links-Rechts-Schema auch an diesem Wahlsonntag spielte – bis zu einem gewissen Grad zumindest.
Auffällig ist, dass Jourdan im reformierten Oberbaselbiet besonders nah dran war an Lauber und einzelne Dörfer sogar für sich gewann. Ganz offensichtlich kam der eher wertkonservative Anhänger einer evangelikalischen Bewegung dort gut an. Beziehungsweise der CVPler Lauber schlecht. CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider spricht jedenfalls von einem «Anti-Katholiken-Reflex».
Umgekehrt war die Ausgangslage im Laufental, dem Stammland der CVP. Dort hatte Jourdan keine Chance. Und auch im eher städtisch geprägten Unterbaselbiet hatte er es eher schwer, wie das eindeutige Resultat dort zeigt.
Regierung wieder komplett
Politisch unterscheidet sich Thomas Jourdan (39) als EVPler jedenfalls nicht gross von Lauber (52). So präsentierte er sich im Wahlkampf vor allem als unabhängige Stimme und Vertreter einer neuen Generation, die in der kantonalen Politik noch zu wenig zu sagen habe. Dabei gab er auch durchaus eine gute Figur ab, wie wir bei einer Reportage selbst feststellen konnten. Seine Gegner äusserten bald einmal auch die Befürchtung, dass er vor allem bei den Frauen punkten könnte, wie ein SVPler kürzlich in einem vertraulichen Rahmen sagte.
In der Politik konnte Jourdan zudem auf die Unterstützung der SP und der Grünen zählen. Das alles war aber offensichtlich noch immer zu wenig – gegen Lauber, den erfahrenen Juristen und Gemeindepräsidenten von Allschwil, der die bürgerlichen Parteien und die einflussreiche Wirtschaftskammer hinter sich hatte.
Mit Laubers Wahl ist die Baselbieter Regierung wieder komplett. Der Allschwiler zieht für den verstorbenen Volkswirtschaftsdirektor Peter Zwick (CVP) in die Regierung ein, Thomas Weber (SVP) für den zurücktretenden Finanzdirektor Adrian Ballmer (FDP).
Klare Ergebnisse bei den Abstimmungen
Ähnlich wie bei der Regierungswahl waren die Resultate auch bei den kantonalen Abstimmungsvorlagen relativ klar.
- 57 Prozent Nein zur Transparenz-Initiative der Juso
- 58 Prozent Ja zum Neubau des Sammlungszentrums in Augusta Raurica
- 76 Prozent Ja zum Stipendien-Konkordat und der Änderung des Gesetzes über Ausbildungsbeiträge
Die Stimmbeteiligung lag bei eher dürftigen 34 Prozent.
Die detaillierten Ergebnisse aus den einzelnen Gemeinden finden Sie hier.
Klar sind die Ergebnisse laut SRG-Hochrechnung auch bei den nationalen Vorlagen:
- Ein sehr deutliches Nein zur Volkswahl des Bundesrates (76 Prozent Nein)
- Ein sehr deutliches Ja zur Änderung des Asylgesetzes (79 Prozent Nein)