Frasher Mehmetaj, Kleinunternehmer

Frasher Mehmetaj (43) hat als Angestellter in einem Malerbetrieb angefangen. Heute ist er Arbeitgeber und Hausbesitzer. Sein Rezept zum Erfolg lautet: viel arbeiten und sparsam leben.

Frasher Mehmetaj hat manchmal noch Heimweh nach Kosovo. (Bild: Basile Bornand)

Frasher Mehmetaj (43) hat als Angestellter in einem Malerbetrieb angefangen. Heute ist er Arbeitgeber und Hausbesitzer. Sein Rezept zum Erfolg lautet: viel arbeiten und sparsam leben

Frasher Mehmetaj brauchte zwei Anläufe, bis er sich entschliessen konnte, in der Schweiz zu bleiben. Wie bei der Mehrheit seiner Landsleute war es die Perspektivenlosigkeit in seiner Heimat, die ihn ins Ausland trieb.

Er hatte das Gymnasium besucht und schlug sich anschliessend als Handwerker durch. Aber es gab einfach zu wenig Arbeit. Zwei seiner Onkel lebten bereits in Basel, als er sich 1995 entschloss, ihnen zu folgen. «So hatte ich immerhin fürs Erste eine Unterkunft.»

Ein schlechtes Gewissen

Es ging nicht lange, und Mehmetaj fand einen Job in einem Malerbetrieb. «Die Arbeit gefiel mir, aber ich hatte fürchterliches Heimweh.» Nach drei Monaten reiste er wieder nach Hause. Doch die Not seiner Familie war gross, weder seine Eltern noch seine fünf Geschwister hatten ein rechtes Einkommen.

Als Ältester fühlte er sich verantwortlich, erneut reiste er in die Schweiz, arbeitete, schickte Geld nach Hause und litt weiter. Nicht nur an Heimweh, sondern auch an schlechtem Gewissen. Die politische Situation im Kosovo hatte sich bereits zugespitzt. «Und der Gedanke, meine Familie in dieser Situation allein gelassen zu haben, quälte mich.»

Er habe sich ständig gefragt, was mit ihnen passiere, ob sie in Gefahr seien. Mehmetaj musste jedoch einsehen, dass die Familie auf seine Unterstützung angewiesen war. Er schickte alles, was ihm von seinem Verdienst übrig blieb, nach Hause. «Ich war die Quelle zum Überleben.» Als der Krieg ausbrach, versuchte er nach Hause zu kommen, um seiner Familie beizustehen. Vergeblich. Die Grenzen waren zu.

Unterstützung von der Schweiz aus

Informationen über das Geschehen im Kosovo gab es nur spärlich. «Man suchte sie sich aus allen Ecken zusammen.» Irgendwann hatte er dann doch telefonischen Kontakt mit seiner Familie. Sie war nach Albanien geflüchtet, alle waren am Leben!

Als der Krieg vorbei war und die Familie wieder zurück im Kosovo, stand für Mehmetaj fest: Er würde in der Schweiz bleiben. «Dort war alles zerstört, die Häuser verbrannt, es gab noch weniger als vorher, hier konnte ich für die Existenz meiner Angehörigen sorgen.»

Zudem hatte Mehmetaj inzwischen geheiratet, Suzana, eine junge Frau, die vor dem Krieg in die Schweiz geflüchtet war. Mit ihr hat er eine eigene kleine Familie gegründet, ist Vater von drei Kindern geworden – von Larissa (10), Rina (9) und von Arion (5).

Eins kam zum anderen

Und er machte sich vor knapp zwölf Jahren als Maler selbstständig. Er kannte inzwischen genügend Leute, die sich ihm als potenzielle Kunden anboten. «Viele, die mich unterstützten.» Von einer älteren Dame habe er beispielsweise einen alten Opel als Geschäftsauto geschenkt bekommen; ein Mann, dem er auf der Strasse geholfen hatte, entpuppte sich als Besitzer von zwei grossen Liegenschaften in Pratteln. Seit dieser Begegnung ist Frasher Mehmetaj für alle anfallenden Malerarbeiten in diesen Liegenschaften zuständig. «So kam eins ums andere dazu», sagt er.

Heute ist Frasher Mehmetaj Arbeitgeber von zwei Angestellten und Besitzer eines Mehrfamilienhauses am Riehenring, das er komplett renoviert hat und dessen oberstes Stockwerk er mit seiner Familie bewohnt. Zudem habe er weiterhin die Familie im Kosovo unterstützt, ihr beim Hausbau geholfen. «Viel arbeiten und sparsam leben», nennt er das Rezept seines Erfolgs.

Das einfache Leben

Einzig das Heimweh, das hat er nie ganz in den Griff bekommen. Mindestens zwei Mal im Jahr, wenn die Kinder Ferien haben, müsse er in den Kosovo, auf den Bauernhof seiner Familie. «Das einfache Leben geniessen – mit den Kühen, den Hühnern, den Wiesen.»

Er fühle sich zwar in der Schweiz sehr gut akzeptiert und wohl, könne so durchaus von zwei Heimaten reden, «aber der Kosovo ist es noch ein bisschen mehr.»

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 17.02.12

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