Frisch aus der Presse: Ein Führer durch die bunte Geschichte des Rathauses

Rechtzeitig zum Rathaus-Jubiläum ist ein handlicher neuer Kunstführer erschienen.

Ein rechtzeitig zum 500-Jahr-Jubiläum erschienenes Büchlein erschliesst die Baugeschichte und die Bilderwelt des Basler Rathauses.

Am Basler Rathaus gibt es eine ganze Menge zu sehen und zu entdecken. Das Gebäude geht – zum Teil wenigstens – auf den Neubau des Rathauses in den Jahren 1504–1514 zurück. Von der Eingangsfassade über der Uhr markiert Justitia, flankiert von Kaiser Heinrich II. und seiner Gemahlin Kunigunde, Präsenz.

Und neben dem Wappenhalter mit dem Baslerstab bekamen auch die Wappen der eidgenössischen Stände und der zugewandten Orte am Neubau ihren Platz und erinnern daran, dass Basel 1501 der Eidgenossenschaft beitrat und sich allmählich dem Einfluss des Bischofs entzog.

Der Wappenhalter über dem Königsehepaar. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Diverse Erweiterungsbauten

Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Basler Rathaus mehrmals umgebaut. Die beträchtlichste Umgestaltung erfolgte am Ende des 19. Jahrhunderts, als das Vorderhaus links einen massiven Flügel und rechts einen Turm erhielt. Auf diese Zeit geht auch der Ausbau des Staatsarchivs an der Martinsgasse zurück, dessen Tage an diesem Standort heute allerdings gezählt sind.

Mit der Vergrösserung des Marktplatzes im Jahr 1890 kam auch die bemalte Fassade des Vorderhauses besser zur Geltung. Vorher wirkte – je nach Standort des Betrachters – das Rathaus etwas «eingeklemmt».

Bilder mit Botschaften




In Lucius Munatius Plancus wähnte man im 16. Jahrhundert den Gründer der Colonia Raurica. Die Statue aus dem Jahr 1580 ist ein Geschenk des Bildhauers Hans Michel. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Im Gegensatz zu den Figuren an der Marktplatzfassade sticht einem die Statue von Lucius Munatius Plancus im Innenhof des Basler Rathauses sofort ins Auge. Dem römischen Feldherrn schrieb man früher die Gründung der Colonia Raurica und damit irgendwie auch jene von Basel zu. Inhaltlich gewichtiger als die von Bildhauer Hans Michel der Stadt 1580 als Dank für die unentgeltliche Aufnahme ins Basler Bürgerrecht geschenkte Skulptur ist jener Bildschmuck, der die Basler Räten ermahnt, die Gerechtigkeit nicht aus den Augen zu verlieren und im Interesse der Allgemeinheit zu regieren.

Solche Ermahnungen verstehen kann allerdings nur, wer über das nötige Vorwissen verfügt. Das dieser Tage erschienene Büchlein «Das Rathaus in Basel» von Martin Möhle, Kunsthistoriker und langjähriger Mitarbeiter der Basler Denkmalpflege, stellt es dem heutigen Betrachter in handlicher Form zur Verfügung – und erscheint pünktlich zum 500-Jahr-Jubiläum.

Beachtliches Wachstum

Als 1950 erstmals ein Kunstführer zum Basler Rathaus erschien, bestand er lediglich aus acht Seiten, wie Regierungspräsitent Guy Morin an der Buchvernissage im Grossratssaal sagte. Das neue Kunstführer ist mit 88 Seiten um einiges umfangreicher geworden. Die Erarbeitung und Drucklegung des Kunstführers wurde von der Regierung des Kantons Basel-Stadt mit Unterstützung der Kantonalen Denkmalpflege ermöglicht.

Neben der Baugeschichte erläutert er auch die zahlreichen Bildwerke, die den Bau schmücken. Dabei sind ein Schwerpunkt des reich bebilderten Führers Innenräume. Diese kennt man in der Regel weniger gut als die rote Rathausfassade.



Grossratssaal. Auf den beiden Bildern werden die Themen Handel (links) und Wissenschaft (rechts) gezeigt.

Grossratssaal. Auf den beiden Bildern werden die Themen Handel (links) und Wissenschaft (rechts) gezeigt. (Bild: Kantonale Denkmalpflege Basel‐Stadt, Tom Bisig.)

 

Die erwähnte Figur der Justitia ziert die Fassade übrigens erst seit 1609. Zuvor war zwischen Heinrich und Kunigunde eine Maria zu sehen. Diese wurde dann – vermutlich auf Druck der orthodox-reformierten Geistlichkeit – zur Justitia umgebaut.

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Das Büchlein «Das Rathaus in Basel» ist in der von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte herausgegeben Reihe «Schweizerische Kunstführer» erschienen. Es ist reich bebildert und in den Sprachen Deutsch, Französisch oder Englisch zum Preis von 20 Franken erhältlich.

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