Nun hat sich das Komitee für ein selbständiges Baselbiet und gegen eine Fusion der beiden Basel also formiert. Die Gruppierung wirkt, na ja, noch etwas speziell.
Besonders war nur schon der Redner, der bei der Gründungszeremonie in Therwil das erste und letzte Wort hatte: der 82-jährige Publizist Hans A. Jenny. Ausgerechnet der Riehener, der heute in Tecknau lebt, erklärte auf Baseldytsch, warum die beiden Basel unterschiedliche Welten seien, die einfach nicht zueinander passten. Nicht einmal wirklich reden könne man miteinander.
Das merke man nach Jennys Darstellung nur schon daran, wenn man als Baselbieter versuche, ein paar Tipps fürs ein etwas weniger freudloses Theaterprogramm und wider die Verpolitisierung der Uni zu geben. Dann werde man in Basel schräg angeschaut. Nur zahlen dürfe man als Baselbieter, sonst nichts.
Vorbild Gutzwiller
Umso mehr lobte Hans A. Jenny dafür Stephan Gutzwiller, der 1832/33 eine tragende Rolle bei der Kantonstrennung gespielt hatte. Gutzwiller sei der Pionier für ein selbständiges Baselbiet gewesen, eine «Gallionsfigur», ein «Heiland» damals wie heute.
Das ist eine sehr eigenwillige Auslegung der Geschichte. Tatsächlich war Gutzwiller ein Revoluzzer wider Willen. Grundsätzlich offen gegenüber Basel wie überhaupt gegenüber Europa, kurz: so ganz anders als die SVP-Leute im Komitee für ein selbständiges und eigenständiges Baselbiet. Ein Widerspruch, auf den die TagesWoche am vergangenen Samstag aufmerksam machte, nachdem Oskar Kämpfer, Präsident der Baselbieter SVP und des Komitees, angekündigt hatte, die Gründung an einem symbolträchtigen Ort stattfinden zu lassen: in Therwil beim Denkmal für Stephan Gutzwiller.
Es sollte nicht der einzige Widerspruch bleiben. Thomas de Courten, SVP-Nationalrat und Jennys Nachredner, begründete seine Liebe zum Baselbiet unter anderem mit seiner Vorliebe für möglichst bürgernahe und dezentrale Staatsformen. Dabei ist das heutige Baselland einer der zentralistischsten Kantone überhaupt.
Ein Kampf mit allen Mitteln
Aber vielleicht geht es ja ohnehin weniger um solche Überlegungen als eher um die Frage der Identität. Und Emotionen. «Ich bin Landschäftler und nicht Basler und will Landschäflter bleiben», sagte etwa de Courten. Und Parteikollege Hans-Urs Spiess ergänzte, das sei wie bei den Fussballfans. Die sagten auch, «FCB-Fän kasch nid wärde, FCB-Fän muesch si.» Darum werde er mit «allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln dafür sorgen, dass das Baselbiet selbständig bleibe».
Wer will da noch widersprechen? Zweifelsohne niemand. Höchstens fragen kann man sich, ob die beiden Kantone tatsächlich zwei Welten sind, wenn sich ein aufrechter Baselbieter mit solch wilder Entschlossenheit auf eine Basler Institution beruft wie Spiess auf den FCB.
Weitere Mitglieder gesucht
Ein weiterer Redner war Marco Born (FDP-Landrat), der in Basel aufgewachsen und später aufs Land gezogen ist und heute sagt: «Diese beiden Mentalitäten passen einfach nicht zusammen.» Ähnlich äusserte sich die einzige Frau, die auch noch zu Wort kam: die Reinacher SVP-Politikerin Caroline Mall. Sie versprach ebenfalls, für die Freiheit und Selbständigkeit des Baselbiets zu kämpfen.
Es wird ein harter Kampf werden, wie Komiteepräsident Oskar Kämpfer schon bei der Gründung prophezeite. Darum will er bald noch weitere Komiteemitglieder auch aus anderen Parteien präsentieren können. Noch wirkt die Gruppierung entgegen Kämpfers ersten Ankündigungen ziemlich SVP-lastig. Mit dem ehemaligen CVP-Nationalrat Walter Jermann konnte Kämpfer aber immerhin schon einen regional bekannten Politiker einer anderen Partei für seine Sache gewinnen.
Der Anfang wäre also gemacht, im Kampf, der mit allen Mitteln geführt werden soll, wie man erfahren konnte.