Galmiz hat die Schweizer Planungspolitik wiederbelebt

Der Startschuss für die moderne Raumplanung fiel im Berner Seeland.

Auch dank Galmiz lebt die Hoffnung auf eine vernünftige Raumplanung. (Bild: Stefan Bohrer)

Der Startschuss für die moderne Raumplanung fiel im Berner Seeland.

Es brauchte ein politisches Erdbeben, um die Umweltverbände aus ihrer Lähmung zu wecken. Im Herbst 2004 wurde bekannt, dass die Freiburger Kantonsregierung bei Galmiz im Berner Seeland, mitten im ­grössten zusammenhängenden Landwirt­schafts­gebiet der Schweiz, dem US-Pharmakonzern Amgen auf Kantonsland eine ­Industriezone von 550’000 Quadratmetern einrichten wollte.

Im klaren Widerspruch zum kantonalen Richtplan peitschten Regierung, Gemein­debehörden und Grosser Rat in kürzester Zeit die nötigen Umzonungen durch. Und der damalige Freiburger Bundesrat und Wirtschaftsminister Josef Deiss sorgte dafür, dass die Bundesbehörden sich nicht querlegten.

Widerstand in der Öffentlichkeit

Angesichts des Versprechens, es würden 1200 Arbeitsplätze geschaffen, getrauten sich auch Umwelt- und Landschaftsschutzverbände nicht, Einsprache zu erheben. Während Behörden um die Gunst des ­Industriegiganten buhlten, wuchs in der Öffentlichkeit Widerstand. Mit einem «verheerenden Präjudiz» werde da die helvetische Landschaft zu einem «Steinbruch kurzfristiger Interessen» gemacht, sagte der ehemalige Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz Hans Weiss. Im April 2005 demonstrierten in Galmiz mehrere Tausend Bürgerinnen und Bürger.

Ob dieser Widerstand eine Rolle spielte, ist nicht zu eruieren: 2006 gab der Konzern bekannt, man baue im irischen York. Für die Landschaft blieb der Industrie­stand­ort-Kampf folgenlos. Das Gelände ist wieder in der Agrarzone. Aber die Schweizer Planungspolitik hat Galmiz wachgerüttelt. In der Folge haben Umweltverbände mit der Landschafts-Initiative Druck aufgesetzt und die Bundesbehörden zum Handeln gezwungen.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 22.02.13

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