Gefordert: Christian Egeler

Ab Februar ist Christian Egeler Basler Grossratspräsident. Zum Glück hat der 43-Jährige Routine im Umgang mit Querschlägern.

(Bild: Livio Marc Stöckli)

Ab Februar ist Christian Egeler Basler Grossratspräsident. Zum Glück hat der 43-Jährige Routine im Umgang mit Querschlägern.

Mit Christian Egeler über seine grösste Herausforderung als Präsident des Grossen Rates zu sprechen ist gar nicht so einfach. Denn der 43-Jährige folgt einer stillen Übereinkunft unter Politikern, E. W. (Name ­allen bekannt) auf keinen Fall Anlass dazu zu bieten, seine so beleidigenden wie themenfremden Wort­meldungen zu tätigen. Diese waren nicht eben selten in der abgelaufenen Legislatur, ebenso wie dessen den Rats­betrieb verstopfende Vorstösse.

Deshalb soll sein Name unausgesprochen bleiben, ähnlich wie jener des Oberschurken Lord Voldemort in den «Harry Potter»-Büchern. Dieser lähmt den Magierbetrieb in Hogwarts mit dem regelmässigen Ausknipsen von Zauberern – ist also in seiner Wirkung noch ein gutes Stück verheerender als E. W.

Die TagesWoche hält es mit E. W. im Grundsatz wie die Zaubererpostille «Tagesprophet» mit Voldemort, der im Magierfachorgan nie namentlich genannt wird, sondern als «Du weisst schon wer» oder «Der, dessen Name nicht genannt werden darf» chiffriert wird.

Die grösste Herauforderung für Egeler: E.W., der Lord Voldemort des Grossen Rates.

Egelers «Du weisst schon wer» ist besagter E.W., und der FDP-Verkehrsexperte hatte schon im abgelaufenen Jahr gut mit ihm zu tun. Ihm kam als linke Hand von Ratsherr Conradin Cramer die Aufgabe zu, die Redezeiten mit der Uhr zu stoppen, damit Cramer im Bedarfsfall Verwarnungen aussprechen konnte. Unlängst wurde E. W. nach der zweiten nicht befolgten Ermahnung gar vor die Tür geschickt. E. W. nahm das anstandslos hin, da er die Rollenverteilung im Parlament durchaus respektiere, wie Egeler sagt.

Doch wenn er ab 1. Februar die Sitzungen als Nachfolger von Cramer leitet, muss er sich E. W. höchst­persönlich stellen, dann muss er selber Wege und ­Mittel finden, E. W. in Schach zu halten. Dabei kann er anders als Harry Potter nicht auf einen Zauberstab ­zurückgreifen, um sich der Angriffe von E. W. zu erwehren. Seine Mittel sind profaner. «Meine Waffe ist die Geschäftsordnung», sagt Egeler. Diese werde er im Bedarfsfall strikt umsetzen, mit klaren und bestimmten Ansagen.

Dabei kommt ihm nicht nur ein Nettigkeitsbonus zugute, den er bei E. W. (noch) zu geniessen glaubt. Egeler kann – und da hat er Harry Potter durchaus etwas voraus – auch auf seine Erfahrungen als Vater von vier Kindern abstellen: «Da kann man nicht immer lieb sein.»

Artikelgeschichte

Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 17.01.14

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