Gefordert: Jean-Claude Bötschi

Für die Polizei ist die Adventszeit alles andere als entspannt. Taschendiebe und Einbrecher machen ihr zu schaffen – und nachts sind die Polizisten häufig an Grosskontrollen beteiligt, um alkoholisierte Autolenker aus dem Verkehr zu ziehen. Jean-Claude Bötschi von der Verkehrspolizei ist entsprechend gefordert.

Das Alkoholtest-Gerät ist zur Adventszeit Jean-Claude Bötschis Dauerbegleiter. (Bild: Nils Fisch)

Für die Polizei ist die Adventszeit alles andere als entspannt. Taschendiebe und Einbrecher machen ihr zu schaffen – und nachts sind die Polizisten häufig an Grosskontrollen beteiligt, um alkoholisierte Autolenker aus dem Verkehr zu ziehen. Jean-Claude Bötschi von der Verkehrspolizei ist entsprechend gefordert.

Der Polizist spricht von «Chance», Autofahrer aber, die dem Alkohol nicht abgeneigt sind, reden von «Gefahr». Jean-Claude Bötschi von der Verkehrspolizei, Ressort Kontrollen, möchte den Verkehrsteilnehmern mit der neuen Alkoholkontroll-Methode zeigen: «Auf diese Art ist die Chance, kontrolliert zu werden, viel höher als bei der herkömmlichen Methode.» Seit zwei Jahren werden bei speziellen Aktionen alle vorbeifahrenden Autos angehalten – und jeder Chauffeur zum Blastest gebeten. Das langwierige Kontrollieren der Ausweise und Dokumente fällt weg. Ziel ist es, die Anzahl alkoholbedingter Unfälle zu senken. Keine leichte Aufgabe: Im Jahr 2011 starben in der Schweiz bei Unfällen, bei denen Alkohol im Spiel war, 53 Menschen, 597 wurden schwer verletzt.

Die Lügen der Angetrunkenen

Jean-Claude Bötschi verbringt in der Adventszeit mehr Nächte auf der Strasse als zu anderen Jahreszeiten. Die vielen Weihnachtsessen verleiten die Menschen zum Trinken, entsprechend hoch ist die Anzahl Autofahrer mit Alkohol im Blut. Bei der letzten Grosskontrolle hatte jeder Fünfte zuvor Alkohol getrunken. Nicht selten streiten die Fahrer das aber ab. «Ich habe nichts getrunken», hören Bötschi und seine Kollegen genauso oft wie den Satz: «Ich kann noch gut fahren.» Für Bötschi ist es nicht immer leicht, Konsequenzen zu ziehen: «Für manche Menschen steht die Existenz auf dem Spiel, wenn ich ihnen den Fahrausweis abnehmen muss.» Doch auch das Gegenteil komme vor: «Es gibt Leute, die froh sind, wenn ihnen der Ausweis entzogen wird, weil sie so vor sich selber geschützt werden.»

Wann und wo Kontrollen geplant sind, sagt Bötschi natürlich nicht. Nur so viel: «Es ist jederzeit und überall damit zu rechnen – auch auf Schleichwegen.» Nebst reinen Blaskontrollen werden weiter auch herkömmliche Ausweiskontrollen durchgeführt. Dann muss nur blasen, wer den Verdacht erweckt, getrunken zu haben. «Das riecht man – oder man merkt es, wenn der Kon­trollierte es kaum schafft, den Ausweis aus dem Portemonnaie zu ziehen», sagt Bötschi. Ihm selber steht das Weihnachtsessen noch bevor. Und er weiss jetzt schon, dass er ein, zwei Gläser trinken wird. Das Auto aber wird er vorbildlich zu Hause lassen – das steht fest.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 07.12.12

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