Gonzales sieht blau

Herr Gonzales parkte sein Auto in der Kleinbasler Sperrstrasse auf einem weissen Parkfeld. Trotzdem klebte am nächsten Tag eine Busse an der Windschutzscheibe. Gonzales ist Opfer übereifriger Beamter geworden.

Immer mehr weisse Parkplätze fallen der blauen Farbe zum Opfer. Im Bild eine Situation aus Spanien, die sich genauso gut hier hätte abspielen können.

Herr Gonzales parkte sein Auto in der Kleinbasler Sperrstrasse auf einem weissen Parkfeld. Trotzdem klebte am nächsten Tag eine Busse an der Windschutzscheibe. Gonzales ist Opfer übereifriger Beamter geworden.

Nennen wir ihn Gonzales, ihm zuliebe, damit er nicht noch mehr in den Fokus der gefürchtetsten Spezialeinheit gerät, die die Basler Polizei aufbieten kann: die Sicherheitsassistent/innen, Fachrichtung Verkehr.

Gonzales vermeldet heute auf Facebook: «Ich weiss natürlich längst, dass der Basler Amtsschimmel ein besonders prächtiges Exemplar ist. Aber was zu weit geht, geht zu weit.»

Was bloss hat Gonzales so in Wallung versetzt? Spulen wir den Film zurück. 

Der Mann wohnt im Tessin. Unlängst war er in Basel zu Besuch, angereist ist er mit dem Auto. Er spürte, was ihm an dieser Stelle ausdrücklich gegönnt sei, einen weissen Parkplatz an der Sperrstrasse auf, in der Stadt so rar geworden wie ein weisser Pottwal (siehe Moby Dick). Weisse Parkplätze sind in der Stadt vom Aussterben bedroht, seit das Stimmvolk diese zum Abschuss freigegeben hat.

«Blaue Zone also plötzlich»

In der vorangegangenen Nacht wurde die Population um weitere Exemplare dezimiert. Die Jäger kamen im Morgengrauen. Während Gonzales den Schlaf der Gerechten schlief (der, wie es sich gehört, bis zum Mittag andauerte), schritten sie zur Tat. In den Worten Gonzales‘: «Am Abend das Auto korrekt in ein weisses, unbeschränkt verfügbares Parkfeld gestellt. Am nächsten Nachmittag war das Feld (und alle andern in der Strasse auch) blau gestrichen. Blaue Zone also plötzlich.»

Kaum waren die Markierungen von den Handlangern des Bau- und Verkehrsdepartements in der gebotenen Diskretion blau übermalt, traten die Sicherheitsassistent/innen, Fachrichtung Verkehr auf den Plan. Die Farbe war noch nicht trocken, da klemmten sie unter die Scheibenwischer von Gonzales‘ Gefährt einen Einzahlungsschein: Falsch geparkt, 40 Franken bitte, zahlbar innert 30 Tagen.

Was wunder, brannten da Gonzales die Sicherungen durch. Nachdem er auf Facebook seinem Ärger Luft verschafft hatte, retournierte er den Einzahlungsschein empört an den zuständigen Claraposten – unbeschriftet.

Zahlen muss er nicht, wahrscheinlich

Zahlen muss er höchstwahrscheinlich nicht. Dahingehend äussert sich Martin Schütz, Sprecher des Justiz- und Polizeidepartements: «Ihr Kollege Gonzales soll doch den Beamten anrufen, der die Busse ausgestellt hat, und seinen Sachverhalt darlegen.» Dann würde sich die Geschichte vermutlich regeln lassen. Grund für den behördlichen Übereifer sieht Schütz in der Unkenntnis der kontrollierenden Beamten, dass gerade frisch übermalt wurde. Dies komme aber selten vor, nämlich weniger als ein Dutzend Mal, seitdem die neue Parkraumbewirtschaftung umgesetzt wird.

Wir (die wir mit unseren jährlichen Parkbussen mehrere Korps-Angehörige und deren weitverzweigte Verwandtschaft durchfüttern) sind uns sicher, dass für diesen Vorfall nur eine Erklärung infrage kommt: pure Bösartigkeit.

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