Die Grünliberale Partei Basel-Stadt will mit Emmanuel Ullmann erstmals in die Regierung. Der 32-jährige Grossrat soll den Sitz des abtretenden FDP-Sicherheitsdirektors Hanspeter Gass erben. Ullmann sei eine engagierter Grossrat, sagt sein ehemaliger Parteikollege Daniel Stolz. Doch fehle es ihm an Erfahrung.
Die Spekulationen haben ein Ende: Die im 2008 gegründete Basler GLP steigt mit Emmanuel Ullmann in die Regierungsratswahlen. Dies gab Parteipräsident David Wüest-Rudin am Dienstagmorgen vor den Medien bekannt. Die Parteiversammlung hat den 32-Jährigen am Montagabend hinter verschlossenen Türen nominiert.
In die Regierung wollte auch Grossrätin Martina Bernasconi. Doch die GLP-Mitglieder entschieden sich mit «klarem Mehr» für Ullmann. «Wir gehen mit einem hervorragendem Kandidaten in die Wahlen», sagte Wüest-Rudin.
Ullmann, der gegenüber der TagesWoche bereits vor zwei Wochen ankündigte, dass er mit grosser Wahrscheinlichkeit in die Regierung wolle, ist seit 2005 im Grossen Rat – seit Februar 2010 für die GLP. Zuvor politisierte der Vater zweier Kinder für die FDP. Zu den Grünliberalen wechselte er, da ihm bei der FDP das Engagement im ökologischen Bereich fehlte («ich bereue es keine Sekunde, zur GLP gewechselt zu haben»). Trotz seines jungen Alters ist der Leiter der Abteilung Buchhaltung und Controlling bei der UBS-Pensionskasse in Zürich bereits 14 Jahren in der Politik aktiv.
Für eine stärkere Zusammenarbeit mit den Nachbarn
«In den sieben Jahren als Grossrat konnte ich verschiedene Erfolge verbuchen. Das hat mich zur Kandidatur bewogen. Eine Motivation war auch die Zusammenarbeit mit den Nachbarn.» Diese müsse zwingend verbessert werden, sagte Ullmann, der äusserst selbstbewusst auftritt. So könne es nicht sein, dass am Neujahrsapéro der Regierung die Baselbieter Kollegen durch Abwesenheit glänzen würden und man mit den Elsässern Schweizerdeutsch rede. Eine intensivere Zusammenarbeit mit den Nachbarn steht denn auch auf der politischen Agenda des diplomierten Wirtschaftsprüfers (weitere Schwerpunkte und Lebenslauf auf der Rückseite des Artikels).
Geht es nach Wüst-Rudin, sind die Chancen intakt, dass der 32-jährige Ullmann gewählt wird: «Die Chancen sind keineswegs vermessen. Klar, es ist ein ambitioniertes Unterfangen, einen Sitz in der Regierung zu erhalten. Aber wir haben eine starke Kandidatur – Emmanuel Ullmann ist eine Person mit Format.» Man könne mit ihm eine glaubwürdige Alternative in der Mitte bieten. Auch das Alter von Ullmann sei kein Problem, sagt Wüest-Rudin, es sei heute normal, dass jüngere Politiker in verantwortungsvolle Ämter gewählt würden.
Im Visier hat die GLP den Sitz des abtretenden FDP-Sicherheitsdirektors Hanspeter Gass – oder anders gesagt: einfach einen Sitz in der Exekutive (Ullmann: «es ist schwieriger, gegen bestehende Regierungsräte anzutreten als einen freien Sitz zu besetzen»). Weshalb er nicht fürs Präsidium von Guy Morin kandidiert, begründet er – mit Seitenhieb an seinen früheren Parteikollegen Baschi Dürr (FDP) – so: « Es wäre vermessen, sofort fürs Präsidium zu kandidieren. Es ist sinnvoller, wenn dies eine Person macht, die schon Erfahrung als Regierungsrat hat.»
GLP alleine
Die GLP wird die Regierungsratswahlen im Alleingang bestreiten. Gespräche mit Rot-Grün und den Bürgerlichen sind gescheitert. Für die GLP wäre – wie bereits bei den letzten Nationalratswahlen – einzig eine Liaison mit der CVP in Frage gekommen. Doch via Medien erfuhr Parteipräsident David Wüest-Rudin am Montag, dass die CVP lieber mit der FDP und LDP will. Dies sei schade, sagte Wüest-Rudin.
Schade findet CVP-Präsident Markus Lehmann vielmehr, dass die GLP nicht mit seiner Partei, der LDP und der FDP zusammenarbeiten wollte. «Es wäre komisch gewesen, wenn wir Carlo Conti und Christoph Eymann, die seit Jahren zusammen in die Wahlen steigen, plötzlich wegen der GLP getrennt hätten», sagt Lehmann. Zur Kandidatur von Ullmamn meint er: «Er ist ein netter, angenehmer und engagierter Grossrat. Mehr kann ich aber nicht sagen.»
Mehr dazu sagen, kann dafür Daniel Stolz, FDP-Präsident und Ullmanns früherer Parteikollege: «Die Kandidatur überrascht mich. Emmanuel Ullmann ist zwar sehr engagiert – auf der anderen Seite hat er aber wenig Erfahrung. So war er nie Parteipräsident oder Fraktionspräsident. Trotzdem war Stolz vor zwei Jahren sehr enttäuscht, als Ullmann seine Partei verliess. Darauf angesprochen, meint er: «Emmanuel Ullmann begründete den Wechsel mit ökologischen Gründen. Dabei kam er bei uns weder im Grossen Rat noch in der Partei wegen dieses Themas je unter Druck.»
David Wüest-Rudin geht davon aus, dass es bei den Regierungsratswahlen im Oktober 2012 zu einem zweiten Wahlgang kommen wird. «Die beste Variante wäre für uns, wenn ein Sitz übrig bleibt.» Er hofft, dass Ullmann dann «je nach dem» von Rot-Grün oder von den Bürgerlichen unterstützt wird.