Rot ist die Farbe des 1. Mai, an dem traditionellerweise der Tag der Arbeit begangen wird. Beim Marsch der 2500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Umzugs vom Messe- zum Barfüsserplatz war es aber nicht die einzige Farbe: Zwischen die Blöcke der Gewerkschaften und Linksparteien mischten sich auch Gruppierungen, die für Umweltanliegen, gegen überteuerte Wohnungsmieten, für Freiräume und für Solidarität mit Flüchtlingen und Kriegsopfern im Nahen Osten demonstrierten.
Ein Block sorgte für besondere Aufmerksamkeit: Zum ersten Mal beteiligte sich ein rund 70-köpfiges Kollektiv von Sans-Papiers und Begleitern am Umzug und an der Kundgebung. In leichter Abwandlung des Kundgebungsmottos «Lohngleichheit. Punkt. Schluss!» forderte eine Sprecherin und ein Sprecher der Papierlosen: «Kollektive Regularisierung jetzt, Punkt, Schluss!»
Vielbeachteter Auftritt von Sans-Papiers
Gerne würde man Seite an Seite mit den legal anwesenden Kundgebungsteilnehmern für Lohngleichheit kämpfen, aber das sei erst möglich, wenn die Existenz der Sans-Papiers mit einer Aufenthaltsbewilligung anerkannt würde, sagte die namenslose, aber nicht vermummte Sprecherin unter grossem Applaus der Anwesenden. Und sie wies darauf hin, dass Lohnungleichheit gerade Menschen ohne Aufenthaltserlaubnis stark betreffe.
Ganz dem Thema Lohngleichheit oder eben Lohnungleichheit widmeten sich die weiteren Sprecherinnen und Sprecher: VPOD-Sekretärin und Grossrätin Toya Krummenacher, Nationalrat Beat Jans, Slampoet Etrit Hasler und Regula Bühlmann, Zentralsekretärin des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes für Gleichstellung.
Bühlmann und Jans kritisierten insbesondere den Ständerat als Symbol der männerdominierten Politik, weil dieser kürzlich erst die vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen gegen Lohndiskriminierung zurückgewiesen habe. «Seit 37 Jahren steht die Lohngleichheit klipp und klar in der Verfassung, und wir warten noch immer, dass sie Wirklichkeit wird», sagte Bühlmann.
Der Marsch und die Kundgebung liefen ausgesprochen friedlich ab. Für Irritation sorgte lediglich ein Kordon von Polizisten in Kampfmontur, die an der Schifflände aus welchen Gründen auch immer den Weg zum Spiegelhof, dem Sitz des Justiz- und Sicherheitsdepartements, absperrten – ein Ort, der gar nicht auf der Umzugsroute stand.