Ein Kommentar zu den Wirren um die Bundesratskandidatur von Bruno Zuppiger.
Der Fall Zupppiger wird für die SVP jetzt zur massiven Partei-Krise. Und für Bundesbern zu einem Skandal mittleren Kalibers. Doch der SVP-Mais im Bundeshaus hat auch sein Gutes. Er zeigt, dass Bäume nicht grenzenlos in den Himmel wachsen. Der Artikel des Bundeshausjournalisten Urs Paul Engeler von der «Weltwoche» hat einen Politiker jählings aus dem Wahlkampf um den Bundesrat geworfen, weil dieser offenbar ganz erhebliche charakterliche Defizite aufweist.
Denn: Mit einem Mann, der sich an einer ihm anvertrauten Erbschaft schamlos bedient, statt sie sorgfältig zu verteilen, sollte man politisch lieber nichts zu tun haben. Wenn er dann noch falsch und feige die Schuld für derlei gravierende Verfehlungen einem seiner Angestellten zuschieben will, erst recht nicht. Und als Bundesrat schon gar nicht.
Zum Glück ist er jetzt weg. Und die SVP, die uns allen Ernstes einen solchen Kandidaten präsentiert hat, sucht verzweifelt nach Erklärungen. Entschuldigungen gibt es dafür keine. Aber für die Blocher-Partei wird der Wahlherbst 2011 definitiv zu einem veritablen Debakel: Nach der Wahlschlappe vom 23. Oktober und dem gleich danach grandios gescheiterten «Sturm auf Stöckli» bei den Ständeratswahlen, droht der SVP am nächsten Mittwoch nun auch ein Fiasko bei ihren Bemühungen um einen zweiten Sitz im Bundesrat. Doch auch das hat sein Gutes: Vielleicht kommt die nach wie vor wählerstärkste Partei im Land damit etwas vom hohen Ross herab, und versucht mit den anderen Politikern etwas bescheidener zusammen zu arbeiten – etwas konkordanter eben.
Die Nomination des allseits geachteten, braven Bauern Hansjörg Walter aus dem Thurgau als Ersatzkandidaten für die Bundesratswahl ist ein kleiner Anfang. Nur dürfte er wohl zu spät kommen. Und zu früh: «Ihr hattet Eure Chance – und habt sie selber versiebt», können die anderen Parteien am nächsten Mittwoch den SVP-Strategen locker sagen. «Jetzt wartet Ihr halt nochmal vier Jahre auf die nächste Möglichkeit.»