Vor 120 Jahren wurde das Kandertal ans deutsche Bahnnetz angeschlossen. Heute dampft das «Chanderli» jeweils am Sonntag von Haltingen nach Kandern und zurück.
Dampfromantik pur: jeweils am Sonntag faucht und rattert das «Chanderli» durchs Kandertal.
(Bild: Martin Stohler)
Start in Haltingen: 6 Bahnminuten von Basel wartet das «Chanderli» auf die Fahrgäste von nah und fern.
(Bild: Martin Stohler)Ganz schön lang, dieser Dampfzug.
(Bild: Martin Stohler)Nächstens gehts los.
(Bild: Martin Stohler)Der Wagen Ci 44 mit 40 Sitzplätzen wurde ursprünglich 1894 für die Kaiserstuhlbahn gebaut.
(Bild: Martin Stohler)Klimaanlage gibt es hier nicht.
(Bild: Martin Stohler)Das «Chanderli in Fahrt.
(Bild: Martin Stohler)Nach dem Halt im Grünen heisst es: Alles einsteigen, es geht gleich weiter.
(Bild: Martin Stohler)Unterwegs.
(Bild: Martin Stohler)Das Ziegeldach gibt etwas Schatten.
(Bild: Martin Stohler)Sechs moderne Bahnminuten von Basel kommen Eisenbahn-Romantiker an Sommersonntagen voll auf ihre Kosten. Dann dampft, zischt und rattert das «Chanderli» durchs südbadische Kandertal und lässt die Erinnerungen an frühere Zeiten wiederaufleben.
Bei unserem Ausflug wartet in Haltingen die Tenderlokomotive 378.78 mit Baujahr 1927 auf uns. Die österreichische Lokomotive war für verschiedene Bahnen im Einsatz, bis sie im Jahr 1979 zur Museumsbahn wurde, zunächst in Kärnten, ab 1999 dann im Kandertal. Der liebevoll restaurierte Personenwagen, in den wir uns setzen, hat mehr Jahre auf dem Buckel als die Lok. Er wurde 1894 für die damals eröffnete Kaiserstuhlbahn, die von Riegel nach Breisach fuhr, gebaut. Der Wagen besitzt je ein Raucher- und ein Nichtraucher-Abteil 3. Klasse mit Holzlattenbänken und insgesamt 40 Sitzplätzen. Zu seiner Ausstattung gehören geknüpfte Vorhänge und – aufwendig gestaltete Aschenbecher.
Der Lokomotivführer lässt zwei, drei Mal die Dampfpfeife ertönen, und der Zug setzt sich in Bewegung. Aus dem Schornstein steigt Rauch, doch der Qualm hält sich in Grenzen. Jedenfalls muss man die Fenster nicht schliessen und kann den Kopf in den Fahrwind halten.
Das Kandertal musste lange für seine Dampfbahn kämpfen. Während auf der Linie Mannheim–Basel bereits ab 1855 Lokomotiven dampften, wurde die Kandertalbahn erst im Mai 1895 in Betrieb genommen, womit man zu guter Letzt den gewünschten Anschluss ans deutsche Bahnnetz erhielt. Kandern war damals ein wirtschaftlich aufblühendes Städtchen und besass bedeutende Industriezweige wie Eisenhütten, Tonfabriken, Gerbereien und andere Gewerbebetriebe. Diese nutzten in der Folge das neue Transportmittel intensiv.
Ihre besten Zeiten hatte die Bahn in den Jahren von 1895 bis 1915 und dann nochmals von 1923 bis 1929. In diesen Jahren, schreibt Michael Kopfmann in seiner «Geschichte der Kandertalbahn», «konnten beträchtliche Gewinne eingefahren werden. Auch den Zweiten Weltkrieg überstand die Kandertalbahn ohne grösseren Sachschaden. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es langsam, aber sicher bergab.» 1983 wurde nach einem Hochwasserschaden der Personenverkehr eingestellt. 1985 ereilte den Güterverkehr das gleiche Schicksal. 1986 begann im Kandertal dann ein neues Kapitel der Bahngeschichte. Seither fahren wieder Dampfzüge durchs Tal.
Ohne die Bahn-Enthusiasten wären die Geleise wohl schon lange abgebaut. Das wäre schade, denn dann wäre das beschauliche Tal um eine Attraktion ärmer.
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