Mit dem Zürcher Finanz- und Militär-Politiker Bruno Zuppiger meldet jetzt nach dem Schaffhauser Hannes Germann ein zweiter ernsthafter SVP-Kandidat aus der Deutschschweiz seine Kampfkandidatur für die Bundesratswahl vom 14. Dezember an. Die TagesWoche fragt den Nationalrat: Warum?
Herr Zuppiger, warum wollen Sie Bundesrat werden?
Bruno Zuppiger: Man muss sich überlegen: Kann ich das, will ich das, und werde ich auch getragen? In der letzten Woche habe ich gemerkt, dass es ernst werden könnte. Und übers Wochenende habe ich mich nun mit meiner Familie abgesprochen. Sie steht voll und ganz hinter mir. Meine Kinder sagten sogar, wenn ich es machen würde, fänden sie das «affegäil». Heute morgen teilte ich dann der Zürcher Parteileitung der SVP mit, dass ich zur Verfügung stehe. Falls mich die Fraktion nominiert, müssen die anderen Parteien entscheiden, ob sie mich wollen, oder ob sie weiterhin die Konkordanz missachten wollen.
Sie werden als Kampfkandidat gegen Eveline Widmer-Schlumpf antreten. Und wenn das nicht klappt, dann auch gegen den Freisinnigen Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann?
Die Partei hat die Strategie noch nicht festgelegt. Dass wir die Konkordanz wieder herstellen wollen, ist aber klar. Damit hätte eine Kleinpartei wie die BDP im Bundesrat keinen Platz. Ich greife jedoch niemanden an. Ich stelle mich einfach zur Verfügung, um zu helfen, die Konkordanz wieder herzustellen.
Sie sind ein Zürcher SVP-Militärpolitiker, mit Ueli Mauer sitzt schon ein SVP-Militärpolitiker aus Zürich als Verteidigungsminister im Bundesrat. Wird das mit Ihnen nicht ein wenig viel?
Ich bin vor allem ein Zürcher Finanz- und Wirtschaftspolitiker. Ich musste jedoch vor vier Jahren das Präsidium der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats in einer ausserordentlichen Situation übernehmen. Ich bin auch Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbandes.
Dann wären sie also der ideale Nachfolger des Freisinnigen Wirtschaftsministers Schneider-Ammann.
Das ist völlig falsch. Ich war 12 Jahre in der Finanzkommission und 8 Jahre in der Finanzdelegation. In der SVP bin ich finanzpolitischer Leader. In der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrats habe ich auch gearbeitet.
Als Finanzpolitiker wären Sie somit die passende Alternative zu Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf.
Ich habe Ihnen jetzt gesagt, wo mein politischer Schwerpunkt liegt. Aber als Bundesrat muss man sich mit allen politischen Themen befassen. Davor habe ich grossen Respekt.
Es gab mal einen Krach zwischen Ihnen und dem damaligen Verteidigungsminister Bundesrat Samuel Schmid um den Verkauf der Panzerkanonenproduktion in Thun. Befürchten Sie nicht, dass diese Geschichte nun wieder hochkommt, wenn sie für den Bundesrat kandidieren?
Das war kein Krach mit Bundesrat Schmid. Er wusste nicht einmal davon. Es ging nur darum, ob die Kaltpressproduktion in der Schweiz bleiben solle. Ich setzte mich damals dafür ein, dass die Arbeitsplätze in Thun bleiben. Die Rüstungsfirma Ruag hat sich dann anders entschieden, und an Saab Bofors verkauft. Das musste ich leider akzeptieren.
Am Donnerstag will die SVP-Fraktion entscheiden. Soll sie mit einem Deutschschweizer Kandidaten und einem aus der Romandie antreten?
Dazu habe ich noch keine Meinung, und wir haben es auch noch nicht diskutiert. Die Strategie muss zuerst festgelegt werden – und dann die Kandidaten. Und dann geht es um die Frage: Was machen wir, wenn es anders läuft?
Die Chancen sind recht gross, dass Sie nicht gewählt werden, und am 14. Dezember alles beim Alten bleibt – plus Alain Berset als Nachfolger von Micheline Calmy-Rey.
Sehen Sie, da wird nun in den nächsten Tagen noch viel im Nebel herum gestochert und im Kaffeesatz gelesen und es werden Prognosen gemacht. Ich als Kandidat bleibe bescheiden. Ich sage, wenn Ihr das annehmen wollt, stelle ich mich mit aller Kraft zur Verfügung und setze mich voll ein. Wenn nicht, geht das Leben weiter. Wenn die Wahl nicht gelingen sollte, werde ich jedenfalls nicht ins Elend fallen.