Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann ärgert sich nach seiner personalpolitischen Schlappe vom Mittwoch vor allem über die anschliessenden Indiskretionen in der Westschweiz.
Herr Schneider-Ammann, hat Sie der Wirbel erstaunt, der um ihren Kandidaten als neuer Staatssekretär für Bildung und Forschung, Roman Boutellier nun vorab in der Westschweiz entstanden ist?
Ja ich bin erstaunt. Aber ich bin noch viel mehr entrüstet. Es kann ja nicht sein, dass man so gewichtige Personalentscheide nicht im zuständigen Gremium diskutieren kann, ohne dass die Information darüber sogleich an die Öffentlichkeit kommt, und betroffene Personen dadurch zu Schaden kommen. Für solche Angelegenheiten muss die Vertraulichkeit in unserem Land absolut wieder hergestellt werden.
So oder so hat der Gesamtbundesrat am Mittwoch Herrn Boutellier als neuen Staatssekretär in ihrem Departement abgelehnt. Was ist da falsch gelaufen?
Ein Entscheid – der übrigens ein vorläufiger Entscheid war – ist immer zu akzeptieren. Ich habe einen Kandidaten präsentiert, der sehr grosse Erfahrung mitbringt, der mir seit Jahren bekannt ist und in meinen früheren Unternehmungen mit im Verwaltungsrat war und ist. Herr Boutellier nimmt dort jetzt eine Überbrückungsfunktion wahr. Ich habe die beiden Sachen abgewogen. Der Bundesrat hat das am Mittwoch auch getan. Die Diskussionen gehen weiter.
Es ist nun aber der Vorwurf der Vetterliwirtschaft erhoben worden. Was sagen Sie dazu?
Ich muss das natürlich zur Kenntnis nehmen. Aber der Vorwurf ist ausserordentlich billig. Denn genau das ist es nicht. Ich habe mich gefragt, was das Beste fürs Land sei. Ich habe den besten Kandidaten präsentiert, der einen Neuanfang machen kann, um die beiden Ämter zusammenzuführen. Mir war schon klar, dass man mir da Vorwürfe machen könnte. Ich bin dieses Risiko jedoch eingegangen, weil ich den besten Kandidaten wollte, um die Bildungs- und Forschungs-Landschaft unseres Landes voran zu bringen.
Herr Boutellier ist aber nicht nur VR-Präsident Ihrer früheren Firma, er ist auch Vizepräsident der ETH Zürich, die in Konkurrenz zur ETH Lausanne steht. Haben sie da nicht zu wenig Sensibilität für die Westschweiz gezeigt?
Wettbewerb zwischen den beiden ETHs ist gar nicht so schlecht. Und die beiden Hochschulen vertragen sich durchaus gut. Herr Boutellier ist zudem in Lausanne kein Unbekannter. Ich glaube darum nicht, dass es hier ein ETH-Problem gab. Herrn Boutelliers Erfahrung als Hochschulleiter im technischen Umfeld hätte durchaus auch der EPFL in Lausanne zugute kommen können.