«Ich finde das Verhalten der CVP schwierig»

SVP-Chef und Nationalrat Sebastian Frehner nervt sich über die CVP, die immer noch nicht mit seiner Partei bei Wahlen kooperieren möchte. Eine eigene Regierungsratskandidatur 2016 hält er für unwahrscheinlich.

Sebastian Frehner zieht sich per 30. September 2014 aus dem Grossen Rat zurück. (Archiv) (Bild: Roland Schmid)

SVP-Chef und Nationalrat Sebastian Frehner nervt sich über die CVP, die immer noch nicht mit seiner Partei bei Wahlen kooperieren möchte. Eine eigene Regierungsratskandidatur 2016 hält er für unwahrscheinlich.

Der zweite Wahlgang am 22. Juni um den frei werdenden Regierungsratssitz von Carlo Conti geht ohne die SVP über die Bühne. Sie hält sich raus und empfiehlt weder Lukas Engelberger (CVP) noch Martina Bernasconi (GLP) zur Wahl. Die SVP ist seit Jahren um eine Zusammenarbeit mit FDP, LDP und CVP bemüht. Die CVP lehnte einen solchen Schulterschluss bei Wahlen bis jetzt allerdings ab – sehr zum Ärger von SVP-Präsident Sebastian Frehner. Im Interview erklärt er, weshalb es sinnvoll wäre, wenn die CVP bei den kommenden Nationalratswahlen mit der SVP zusammenspannt, und warum er sich auf Bern konzentrieren möchte.

Herr Frehner, die SVP tritt im zweiten Wahlgang nicht mehr an und empfiehlt Stimmfreigabe. Wieso haben keine Gespräche mit der CVP stattgefunden, obwohl dies am Wahlsonntag von Ihrem Kandidaten Eduard Rutschmann behauptet wurde?

Die CVP wünschte kein Gespräch, obwohl wir dazu bereit gewesen wären. Ein solches hätte aber auch nur etwas gebracht, wenn die CVP etwas Neues bezüglich Zusammenarbeit anzubieten gehabt hätte.

In Ihrer Partei wurde wegen der Nicht-Empfehlung von Engelberger gemäss dem «Regionaljournal» Kritik laut.

Wir haben drei Stunden im Vorstand über dieses Thema debattiert und sämtliche Optionen geprüft. Wenn wir Lukas Engelberger unterstützt hätten, hätten sich innerhalb der Partei noch mehr Kritiker zu Wort gemeldet. Denn es fühlen sich Viele in der SVP von der CVP brüskiert. Aber mit unserer Nicht-Empfehlung kann sich Lukas Engelberger eigentlich sicher fühlen.

Wie meinen Sie das?

Ich gehe davon aus, dass die meisten SVP-Stimmen im zweiten Wahlgang an Lukas Engelberger gehen werden.

Werden auch Sie ihn wählen?

Falls ich jemanden wähle, dann sicher nur einen bürgerlichen Kandidaten.

Haben Sie mit dem Gedanken gespielt, für den zweiten Wahlgang zu kandidieren?

Nein, nie. Zudem hätte ich damit nur Frau Bernasconi zum Sieg verholfen.

«Mit unserer Nicht-Empfehlung kann sich Lukas Engelberger eigentlich sicher fühlen.»

Und ist eine Kandidatur für Sie 2016 ein Thema?

Sag niemals nie. Ich glaube aber, dass ich im Regierungsrat viel zu wenig gestalten könnte. Es wären wohl immer alle gegen mich – ausser vielleicht ab und zu Baschi Dürr. Eine bürgerliche Politik wäre auch mit den bürgerlichen Kollegen kaum gewährleistet. Ausserdem bin ich mit Leib und Seele Nationalrat, mir gefällt es in Bern. Ich finde das viel spannender. Im Nationalrat kann ich etwas bewirken, Mehrheiten hinkriegen, etwas für die Region tun. Ich bin zwar sicher im Nationalrat angekommen, bin aber noch nicht dort, wo ich sein will. Es braucht viel Zeit, bis man sich einen Namen gemacht hat. Zudem habe ich eigentlich keine Lust, Berufspolitiker zu sein. Dafür bin ich zu gerne Unternehmer.

Wie geht es nun weiter mit der bürgerlichen Zusammenarbeit?

Wir werden uns nach wie vor darum bemühen. Die CVP wollte bisher einfach nur mitmachen, wenn es ihr nutzte. Das ist keine Grundlage. Aber vielleicht ändert sich ja mit der neuen Präsidentin etwas. Die Hoffnung stirbt zuletzt…

Reisst Ihnen langsam der Geduldsfaden?

Es nervt schon. Ich finde das Verhalten der CVP schwierig. Immerhin zeigen sich FDP und LDP inzwischen kooperativ. Die bürgerliche Zusammenarbeit bei Wahlen muss irgendwann klappen, weil ein solcher Schulterschluss das einzige Richtige ist.

Und bis wann soll dies spätestens der Fall sein?

Keine Ahnung. Ich dachte schon vor sieben oder acht Jahren, dass es schnell gehen würde, weil wir ja nur so die rot-grüne Mehrheit loswerden können. Aber wir sind immer noch nicht weiter gekommen. Für die CVP macht es Sinn, wenn sie 2015 bei den Nationalratswahlen mit uns und den anderen bürgerlichen Parteien zusammenspannt. Dann könnten wir gemeinsam den Sitz von Markus Lehmann retten. Er betreibt eine sehr vernünftige bürgerliche Politik in Bern und politisiert am rechten Rand der CVP. Es wäre schade, wenn er abgewählt und durch jemanden aus dem linken Lager ersetzt würde. Letztes Mal wurde er ja mit GLP-Stimmen gewählt, die GLP wird diese Kooperation aber kaum nochmals eingehen wollen.

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