Basel-Stadt ist bekannt für seine wohltätigen Bürgerinnen und Bürger. Aber Vorsicht: Zurzeit nutzen Betrüger spendierfreudige Herzen eiskalt aus.
Es geht nicht allen Menschen gut. Das gibt gerade wieder in diesem Winter zu reden – etwa in der Diskussion um obdachlose Menschen in Basel. Umso erfreulicher sind Nachrichten wie die von Anfang Januar: Der Verein Soup & Chill wurde von spendierfreudigen Baslerinnen und Baslern mit Spenden überhäuft.
Doch diese Grossherzigkeit machen sich auch Menschen mit bösen Absichten zu Nutze. Ein TagesWoche-Leser hat am Montag im Gellert Folgendes erlebt:
«Ich war bei der Sevogel-Apotheke, als plötzlich vier Männer kamen, die sich als ‹Streetworker› ausgaben und relativ aufdringlich Geld sammeln wollten – für ‹Suppenküche und Obdachlose›. Meine Nachfragen nach der Organisation dahinter liessen sie einigermassen ungehalten werden. Die hatten aber Papiere einer Organisation dabei – doch die Unterschriften auf dem Blatt waren dermassen offensichtlich gefälscht, drei Mal dieselbe Handschrift, drei Mal derselbe Tippfehler (‹Bassel›), dass der Fall klar war. Eine dreiste Masche, die mir neu war.»
Die Masche mit den betrügerischen Spenden-Sammlern mit «mehr oder weniger gut gemachten Papieren» ist der Kantonspolizei bekannt, wie Sprecher Martin R. Schütz erklärt. Sie komme «hin und wieder vor».
«Am Montag traten solche ‹Spendensammler› in Erscheinung», bestätigt Kriminalkommissär Peter Gill von der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt. Das Phänomen sei bekannt – allerdings seien in letzter Zeit keine Anzeigen eingegangen, weshalb keine Häufung dieser Vorfälle festgestellt werden könne.
«In der Regel werden Spendenbetrüger vor Feiertagen, wenn die Leute für wohltätige Zwecke Geld geben wollen, besonders aktiv und geben vor, für Kinderheime in Osteuropa, Spitäler, Obdachlose oder sonstige Bedürftige zu sammeln», sagt Gill.
Mitleid und Einschüchterung
Die Spendensammler würden meistens zu zweit auftreten und benutzten die «Mitleidsmasche», sagt Gill: «Wenn man nicht spendet, insistieren sie. Das kann so weit gehen, dass Passanten eingeschüchtert, im schlimmsten Fall gar bedroht werden. Oft zeigen sie auch Bilder von baufälligen Institutionen wie etwa von Kinderheimen und bedürftigen, behinderten oder verzweifelten Menschen, die zum Beispiel eine dringend nötige Operation wegen Geldmangels nicht vornehmen können.»
Es könne auch vorkommen, dass fehlerhafte Texte sowie Listen vorgelegt würden, auf welcher der Spender seinen Namen und den Betrag eintragen soll. Die Täter agierten «in der Regel organisiert und stammen oft aus Osteuropa», sagt Gill. Im Zweifelsfall sei die Polizei zu verständigen.
Beim Spenden sei darauf zu achten, ob die Institution auf der Zewo-Liste sei. Ganz grundsätzlich empfehle sich etwas Recherche zur Organisation.
Mehrere Fälle
Die Polizei ennet der Schweizer Grenze vermeldete im Januar bereits mehrere Fälle von Spendenbetrügern. Am Samstag, 7. Januar, konnte die Polizei im deutschen Rheinfelden drei Spendenbetrüger verhaften, die in der Innenstadt mehrere Personen betrogen haben sollen, wie das Polizeipräsidium Freiburg meldete.
Einen «dreisten Diebstahl» meldete die Freiburger Polizei am vergangenen Wochenende: So sei ein 18-Jähriger in Waldshut-Tiengen am Samstag Opfer eines betrügerischen Spendensammlers geworden. Laut dem Polizeibericht habe der Betrüger ebenfalls eine Mappe dabei gehabt, wo das inexistente Hilfswerk vorgestellt wurde. Dann ist laut Fahndungsaufruf Folgendes passiert:
«Der 18-Jährige schaute sich das Schriftstück an und war bereit, 10 Euro zu spenden. Als er aus seiner Geldbörse einen 100-Euro-Schein nahm, um diesen zu wechseln, entriss ihm der angebliche Spendensammler den Geldschein und rannte weg.»