Die neue «Albanische Community» in der SP ist erst eine Woche alt, hat aber schon Grosses vor: Im Herbst will sie in den Grossen Rat.
Man kann nicht behaupten, dass die SVP nichts für Menschen mit Migrationshintergrund macht. Immerhin hat die Partei geholfen, die erste albanische Lobby in der SP Baselland und Basel-Stadt zu gründen.
So sagt es zumindest der 19-jährige Endrit Sadiku aus Füllinsdorf: «Die Durchsetzungsinitiative hat den Ausschlag gegeben, dass wir Albaner uns zusammengetan haben.»
Angst, die Schweiz verlassen zu müssen
Sadiku hat einen Schweizer Pass, doch viele seiner Freunde nicht. «Sie haben grosse Angst vor der Durchsetzungsinitiative – wenn sie zwei kleine Fehler machen, müssen sie gemäss dem Volksbegehren das Land verlassen», sagt der Fachmaturand.
Letzte Woche haben Sadiku und acht weitere Baslerinnen und Basler albanischer Herkunft deshalb die «Albanische Community» der Sozialdemokraten gegründet. Ihr Ziel: Die Interessen der Albaner in der Region zu vertreten. Für ihn ist klar: «Die SP ist die richtige Partei – sie setzt sich am besten für ausländische Mitbürger ein.»
Sadiku selber engagiert sich bereits seit 2011 in der Juso Baselland und der SP Füllinsdorf. Er hat bei den Wahlen 2015 für den Landrat kandidiert und ist in der Gemeindekommission Füllinsdorf.
«Ich habe mich nicht in die grosse SP getraut»
In der Gruppe hat es aber auch Politikneulinge, so zum Beispiel Almedina Maliqi aus Basel. Sie ist erst seit einer Woche dabei.
Die 24-Jährige arbeitet als kaufmännische Angestellte in den universitären psychiatrischen Kliniken. Sie ist hier aufgewachsen, ihre Eltern kamen vor 25 Jahren in die Schweiz. Eigentlich wollte Maliqi schon lange in die Politik und sich für ein Stimmrecht für Ausländer einsetzen. Doch: «Ich habe mich nicht getraut, einfach alleine in der grossen SP aufzutauchen», sagt sie.
Als kürzlich einer der Psychotherapeuten auf sie zugekommen sei und sie gefragt habe, ob sie nicht auch der SP beitreten wolle, habe sie sofort zugesagt. «Zusammen mit den anderen aus der albanischen Community ist mir der Einstieg leicht gefallen.»
Gruppenfoto mit jungen und altgedienten SP-Mitgliedern (von links nach rechts): Michela Seggiani, Kosta Papa, Almedina Maliqi, Brigitte Hollinger, Mustafa Atici, Tim Cuénod, Endrit Sadiku. (Bild: SP Basel-Stadt)
5000 Albaner in der Region
Jetzt gibt Maliqi gleich Vollgas. Sie möchte an den Wahlen im Herbst gerne für den Grossen Rat in Basel West kandidieren, wenn die Partei sie aufstellt. Und der 47-jährige Arsim Andriu kandidiert im Gundeli.
Die Albaner gelten als eine der grössten Einwanderergruppen des Landes. Die jüngsten Zahlen stammen noch aus der Volkszählung aus dem Jahr 2000. Ihr zufolge lebten damals in Basel-Stadt und in Baselland je ungefähr 2500 Personen, die Albanisch sprachen.
Die «Albanische Community» hofft, albanisch-schweizerische Bürgerinnen und Bürger an die Urne zu locken, die bisher nicht wählen gingen.
Kurden als Vorbild
In anderen Kantonen ist diese Strategie aufgegangen, beispielsweise in Schaffhausen, wo Sozialdemokrat Osman Osmani im Kantonsrat sitzt.
Osmani unterstützt nun auch die Gruppe in der Region Basel beim Aufbau. Im Luzerner Kantonsparlament setzt sich Ylfete Fanaj für die Albaner ein und auch in Zürcher Gemeindeparlamenten und im Kantonsrat St. Gallen engagieren sich albanisch-schweizerische Politiker für ihre Gemeinschaft.
«Das wollen wir auch in Basel erreichen», sagt Maliqi. Die Albaner nehmen sich dabei auch ein Beispiel an der türkisch-kurdischen Community in Basel, die mit Sibel Arslan (BastA!) eine Nationalrätin und mit Mustafa Atici (SP) einen Grossrat stellt.