Die Parteileitung der SVP Baselland setzt im Kampf um den Regierungsposten auf den eher unbekannten Thomas Weber. Er sei ein Mann mit «klaren SVP-Positionen», von denen er aber gerne abweiche, wenn die Argumente stimmen würden, sagt der 52-Jährige. Ein Gespräch über seine Stärken, seine Erfolgschancen und den Vorteil von Eric Nussbaumer.
Thomas Weber hat am Mittwochmorgen im Regierungsgebäude gemacht, was man als Regierungsratskandidat so macht. Lächeln, Fragen beantworten, noch mehr lächeln und noch mehr Fragen beantworten. Irgendwie schien es eine Überraschung, dass die Parteileitung der SVP Baselland den eher unbekannten Landrat als Konkurrenten von SP-Nationalrat Eric Nussbaumer in den Kampf um einen Platz in der Baselbieter Regierung schickt. Aber eben nur irgendwie. Der 52-jährige Bauingenieur aus Buus gilt als Konsenspolitiker und damit als Gegenpart zu Nationalrat Thomas de Courten, der lange als SVP-Spitzenkandidat gehandelt wurde. Weber wird als «Brückenbauer» gelobt und als «netter SVPler» geschätzt.
Eine Stärke, die der Oberbaselbieter und die Parteileitung vor den Medien immer und immer wieder hervorstrichen. Weber weiss, worauf er im Wahlkampf setzen muss – und das tut er mit Ausdauer. Gegen den unumstritten bekannteren Nussbaumer setzt er auf die inhaltliche Diskussion: Hier er, der bürgerliche Politiker, wirtschaftsfreundlich und sparsam; dort Nussbaumer, der Linke, staatsfreundliche Steuererhöher. Weber setzt damit im Kampf um den Posten in der Regierung auf klare bürgerliche Werte und rechnet sich gute Chancen aus, wie er im Interview sagt. Chancen, die er auf 51 Prozent beziffert, um genau zu sein.
Die Parteileitung hat sich einstimmig für Sie entschieden, Herr Weber. Überrascht?
Ich bin in erster Linie sehr erfreut. Natürlich habe ich mir Chancen ausgerechnet, aber vor allem habe ich mich auf eine Entscheidung – um nicht «Showdown» zu sagen – am Parteitag eingestellt. Bis vorgestern waren ja noch vier Kandidaten im Rennen, nun hat man sich aus zeitlichen Gründen für die Strategie entschieden, dass die Parteileitung bereits jetzt eine Empfehlung abgibt. Ich bin froh, dass die Wahl einstimmig auf mich fiel. Das stärkt einen.
Die anderen Kandidaten haben sich wegen dieser Strategie für einen Rückzug entschieden. Hätten Sie das auch getan, wenn die Wahl nicht auf Sie gefallen wäre?
Ja. Man muss zur richtigen Zeit, am richtigen Ort sein. Nun hatte ich dieses Glück. Es gab auch Momente, in denen ich angetreten bin und es nicht der richtige Moment war. Wenn man sich gegen mich entschieden hätte, weil von Seiten der anderen bürgerlichen Parteien eine andere Person zum Beispiel erwünschter oder ein anderer Kandidat erfolgversprechender gewesen wäre, hätte ich dasselbe getan.
Warum sind Sie der erfolgversprechendste Kandidat?
Die Herausforderungen des Baselbiets erfordern führungserfahrene Generalisten. Leute, die nicht nur Projektmanager sind und mit hohen Budgets umgehen können, das kann ich alles. Ich kann aber auch zwischenmenschliche Brücken bauen. Ein Team bilden und im Team arbeiten. Das ist wichtig im Regierungsrat, aber auch, um Mehrheiten im Landrat und bei Volksabstimmungen zu finden. Ich habe bereits jetzt im Landrat versucht, Brücken zu finden, als Mediator zwischen verschiedenen Positionen zu agieren, um Lösungen zu finden. Und es ist mir durchaus auch gelungen.
Auch Parteipräsident Oskar Kämpfer lobt Sie als Brückenbauer. Sie gelten als netter SVPler, wurden auch aus CVP- und FDP-Kreisen zur Kandidatur ermuntert. Fühlen Sie sich als Kompromisskandidat?
Nein, fühle ich mich nicht. Ich habe ein klares politisches Profil. Ich stehe mitten in dieser Partei, vertrete die Positionen der SVP. Jeder der mit mir verhandelt oder in einen politischen Prozess tritt, kann davon ausgehen, dass dies meine Grundwerte sind. Die Kunst ist aber nicht, darauf zu beharren, sondern gegebenfalls die Argumente und Gründe für die gegenüberliegende Position zu sehen. Zuzuhören, inhaltliche Gemeinsamkeiten zu suchen und daraus gemeinsam eine Lösung abzuleiten. Ich habe klare Positionen, beharre aber nicht stur darauf. Ich würde im Sinne eines tragfähigen, lösungsorientierten Weges davon abweichen. Lösungen finden, das mache ich gerne, und das gefällt mir an der Politik.
Der Kanton steht vor grossen Herausforderungen, wie Sie selbst sagen. Wo sehen Sie Lösungsansätze, an welchen Schrauben wollen Sie drehen?
Meiner Ansicht nach geht es darum, das Organisatorische und Finanzielle ins Lot zu bringen. Es ist gute Vorarbeit geleistet worden, aber es braucht dort weitere Anstrengungen. Organisatorisch meine ich auch Fragen rund um die Gemeindeautonomie und den Finanzausgleich zwischen den Gemeinden, diese Punkte werden uns sicherlich beschäftigen. Aber auch das Thema Wirtschaft muss man angehen. Ich werde – sollte ich gewählt werden – mich nicht nur für meine eigene Direktion interessieren. Der Regierungsrat ist eine Gemeinschaft, die sich für den Kanton einsetzen und ihn vorwärtsbringen muss. Das bringt mit sich, dass man fähig sein muss, sich in die Problemstellungen der Wirtschaft oder der Bildung einzudenken. Diese haben Einfluss auf die Finanzen des Kantons, was mich – sollte ich die Finanzdirektion übernehmen – wiederum direkt betrifft.
Wo sehen Sie dort die Schwerpunkte?
Klar auf der Ausgabenseite. Wir müssen auf dem Weg weitermachen, den wir bisher gegangen sind. Wir müssen die Ausgaben einschränken, die wir nicht brauchen. Aber auch bei den Einnahmen müssen wir Massnahmen treffen, um Unternehmen anzusiedeln und die Steuerneinnahmen zu erhöhen. Aber das werden Sie bestimmt auch von anderen Kandidaten hören – was mich freut: Wir sind uns einig, dass wir aus dieser blockierten Situation im Kanton heraus kommen müssen. Ich glaube aber nicht, dass wir das schaffen, wenn wir eine Übervertretung einer Seite oder auch der Mitte haben. Wir müssen alle fünf grossen politischen Kräfte – und dazu gehört die SVP – in der Regierung einbinden. Es mag komplexere Diskussionen im Regierungsrat nach sich ziehen, aber die Massnahmen der Regierung wären im Landrat breiter abgestützt, weil man die Fraktion hinter sich hat. Wenn aber eine Partei übervertreten ist, werden eher Referenden ergriffen, und das würde uns weiterhin blockieren.
Ihr grosser Widersacher ist Nationalrat und SP-Kandidat Eric Nussbaumer. Der grösste Unterschied ist der Bekanntheitsgrad. Wie wollen Sie den wettmachen?
In den politischen Kreisen kennt man mich. Durch den Vorentscheid der Parteileitung heute haben wir zudem Zeit gewonnen und wir werden diese sicher nutzen. Ich werde an Anlässen teilnehmen, mich zeigen und zu Wort melden. Aber es ist klar, dass ein Nationalrat einen starken Vorteil hat, was den Bekanntheitsgrad angeht.
Wie sehen Sie Ihre Chancen?
Meine Chancen stehen bei 51 Prozent.
Mit der Empfehlung der Parteileitung startet der Wahlkampf für Sie eigentlich bereits heute, es gibt bereits Plakat-Entwürfe. Wann aber beginnen Sie offiziell mit dem Werben um das Stimmvolk?
Nun steht erst mal der 17. Januar an und der Entscheid der Parteibasis. Das Material für den Wahlkampf werden wir natürlich vorbereiten, aber vorher sicherlich nicht beginnen. Aber Wahlkampf besteht nicht nur aus Prospekten und Plakaten. Für mich ist wichtig, mit den Leuten zu reden, wenn ich draussen auf der Strasse oder auch in einer Wirtschaft bin. Und das, das läuft ab sofort.