IS erobert Grossteil von Kobane

Im Kampf um Kobane hat die IS Agenturberichten zufolge am Donnerstag den Grossteil der Stadt eingenommen. Die Verteidiger der Kurden-Stadt warten noch immer auf die versprochene Verstärkung. Unterdessen streiten die USA und die Türkei um Waffenlieferungen an Kobane, berichtet unser Korrespondent.

epa04457966 Local residents watch smoke from an explosion rising over the Syrian city of Kobane (background) as they watch the apparent US-led coalition's airstrike against IS positions in the border region from a hillside on the Turkish side of the border near the Suruc district city of Sanliurfa, Turkey, 22 October 2014. According to news reports, the People's Protection Units (YPG) fighters had made gains against IS militants in their defence of the besieged town of Kobane. Turkish President Recep Tayyip Erdogan on 22 October was critical of US airlifts to Kurdish fighters in the northern Syrian town of Kobane, saying some of the weapons ended up in the hands of Islamic State (IS) fighters. EPA/SEDAT SUNA (Bild: SEDAT SUNA)

Im Kampf um Kobane hat die IS Agenturberichten zufolge am Donnerstag den Grossteil der Stadt eingenommen. Die Verteidiger der Kurden-Stadt warten noch immer auf die versprochene Verstärkung. Unterdessen streiten die USA und die Türkei um Waffenlieferungen an Kobane, berichtet unser Korrespondent.

Im Kampf um die syrische Kurdenstadt Kobane schienen die Belagerer der Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) am Donnerstag zeitweilig die Oberhand zu gewinnen. Die kurdischen Verteidiger warten bisher vergeblich auf versprochene Verstärkung. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kritisierte unterdessen die Waffenlieferungen der USA für die belagerte Stadt. Washington wies die Kritik zurück.

Kämpfer des IS hätten in einer Grossoffensive den Westen der Stadt eingenommen, berichtete die Deutsche Presse Agentur (dpa) unter Berufung auf die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag. Ziel der IS-Offensive ist es offenbar, Kobane von der letzten verbliebenen Verbindung zur benachbarten Türkei abzuschneiden. Gelingt der Terrormiliz das, wäre das Schicksal der Stadt möglicherweise besiegelt.

Die Türkei hält noch nicht Wort

Die nördlichen Stadtteile von Kobane grenzen unmittelbar an die Türkei. Über die türkische Grenzstation Mürsitpinar sollten kurdische Peschmerga-Kämpfer aus dem Nordirak nach Kobane kommen, um den Verteidigern beizustehen. Die Regierung der kurdischen Autonomieregion im Nordirak hatte am Mittwoch beschlossen, etwa 200 Peschmerga-Milizen mit schweren Waffen nach Kobane zu entsenden.

Doch bisher lässt die Türkei weder kurdische Kämpfer noch Waffen oder Hilfsgüter nach Kobane – trotz eines Appells der EU-Aussenminister, die Anfang der Woche die Türkei aufriefen, ihre Grenze für Nachschublieferungen nach Kobane zu öffnen.

Am Dienstag kündigte der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu an, die Türkei werde die Grenze für die irakischen Peschmerga öffnen. Der direkten Verbindungen vom Nordirak nach Syrien werden vom IS kontrolliert, so dass nur der Weg über die Türkei bleibt. Bis zum Donnerstagnachmittag hatte aber offenbar kein Peschmerga-Kämpfer die türkische Grenze überquert. In Ankara heisst es, die entsprechenden Verhandlungen dauerten noch an.

Probleme bei der Abstimmung der Kämpfer

Die Verzögerung scheint aber nicht nur auf die Türkei zurückzugehen, sondern auch auf Schwierigkeiten bei der Abstimmung zwischen den syrisch-kurdischen Verteidigern von Kobane und den irakisch-kurdischen Peschmerga. Die syrische Kurdenpartei PYD habe ursprünglich darum gebeten, die Türkei möge Kämpfer ihrer Volksverteidigungseinheiten (YPG) aus anderen Teilen Nordsyriens über ihr Territorium nach Kobane lassen, um bei der Verteidigung der Stadt zu helfen, erklärte der PYD-Vorsitzende Salih Muslim der Zeitung «Hurriyet Daily News».

Stattdessen kämen nun Peschmerga. Muslim liess offen, wer so entschieden hat und ob die PYD dabei vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Nun gebe es Diskussionen zwischen der YPG und den Peschmerga über die Koordinierung des Einsatzes, sagte Muslim.

Waffenlieferung fielen direkt der IS in Hände

Unterdessen streiten die Türkei und die USA über die Waffenlieferungen für Kobane. Die US Air Force hatte in der Nacht zum Montag Waffen, Munition und Sanitätsmaterial bei Kobane abgeworfen. Die Sendungen stammten von der kurdischen Autonomieverwaltung im Nordirak. Präsident Erdogan hatte erklärt, die Türkei könne Waffenlieferungen an die PYD, die ein syrischer Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK ist, nicht zustimmen.

Nachdem sich herausstellte, dass eine der 28 an Fallschirmen abgeworfenen Sendungen dem IS in die Hände fiel, sieht sich Erdogan bestätigt: Es habe sich gezeigt, dass die Waffenlieferungen «falsch» gewesen seien, sagte Erdogan. Er verstehe auch nicht, warum Kobane für die USA so wichtig sei, erklärte Erdogan. Kurdische Politiker werfen dem türkischen Präsidenten vor, er setze auf eine Eroberung Kobanes durch den IS, um so Selbstverwaltungsbestrebungen des PKK-Ablegers PYD zu unterbinden.

Eine Sprecherin des US-Aussenministeriums verteidigte die Waffenlieferungen. Wenn man zulasse, dass der IS weiteres Gelände entlang der türkischen Grenze erobere, gefährde das weitere syrische Ortschaften und das gemeinsame Ziel, die Terrormiliz zu besiegen, sagte die Sprecherin.

 

Update in der Nacht auf Freitag, 24. Oktober:

Über die Lage in der umkämpften nordsyrischen Kurdenstadt Kobane gibt es widersprüchliche Angaben, berichtet die Nachrichtenagentur sda: Während Aktivisten von einem Vorrücken der Dschihadistenorganisation Islamischer Staat berichten, spricht die US-Armee davon, die Offensive sei vorerst gestoppt worden.

Artikelgeschichte

24.10.14/7:17 – Artikel wurde um letzten Absatz ergänzt.

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