Jacques Herzog: Wenn schon Olympia in der Schweiz, dann in Basel

Olympische Spiele und Jacques Herzog – das passte vielleicht gestern noch zusammen. Die heute zur Debatte stehende Bündner Kandidatur kommentiert er mit scharfer Kritik. Olympische Spiele in der Schweiz sähe er viel eher noch in Basel als in St. Moritz und Davos.

Wenn Olympia, dann nicht im Bündnerland, sondern in Basel, sagt Architekt Jacques Herzog. Wobei er wohl eher an Sommer- als an Winterspiele denkt. (Bild: Nils Fisch)

Olympische Spiele und Jacques Herzog – das passte vielleicht gestern noch zusammen. Die heute zur Debatte stehende Bündner Kandidatur kommentiert er mit scharfer Kritik. Olympische Spiele in der Schweiz sähe er viel eher noch in Basel als in St. Moritz und Davos.

Olympia wird nicht nur dem Bündnerland gut tun, sondern der ganzen Schweiz. Das jedenfalls behaupten die Befürworter. Jörg Schild zum Beispiel, Präsident von Swiss Olympic und ehemaliger Basler Polizeidirektor.

Dann gibt es aber auch ganz andere prominente Stimmen, unter anderem aus Basel. Der Architekten Jacques Herzog äussert sich gegenüber der TagesWoche zur Idee von Olympischen Spielen in den Schweizer Alpen folgendermassen:

  • Bei Olympia gebe es «null Nachhaltigkeit». Die offiziell verbreitete Behauptung, die Spiele würden weitgehend in vorhandenen oder provisorisch aufgebauten Anlagen stattfinden und keine «traurigen Denkmäler» hinterlassen, sei «Heuchelei».
  • Auf den nationalen Zusammenhalt habe das Projekt ebenfalls «null Wirkung».
  • Resorts wie St. Moritz oder Davos hätten jetzt schon alles; tolle Hotels, tolle Restaurants, tolle Bahnen. Und die Läden erst! Luxus pur. Olympia könne diesen Orten nichts mehr bringen – oder höchstens noch mehr Verkehr.
  • Wegem der ohnehin schon guten Auslastung im Winter müssten viele Olympia-Gäste anderswo übernachten. In Zürich zum Beispiel. Darum wäre eine Bündner Kandidatur eigentlich ein «verkapptes Zürcher Projekt», das auch den Ausbau der Bahnlinie Zürich-Chur-Davos mit sich brächte. Dabei werde der Metropolitanraum Zürich innerhalb der Schweiz schon jetzt krass bevorteilt.
  • Und last but not least sei an Olympia auch der eigentliche Anlass «uninteressant», weil es auch ohne diese Spiele schon mehr als genug Sportanlässe und -events gebe.

Erinnerungen an das Vogelnest

Es sind deutliche Aussagen, die Herzog da macht. Alles klar also? Nicht ganz. Man fragt sich, ob nicht irgendwann mal alles ganz anders war. Herzog mit Olympia anstatt Herzog gegen Olympia?

Doch natürlich. Das Architekturbüro von Herzog und de Meuron entwarf das Nationalstadion in Peking für die Olympischen Sommerspiele 2008. Das so genannte «Vogelnest» ist wahrscheinlich eines der bekanntesten Bauwerke, das in den vergangenen Jahren erstellt wurde, nicht nur im Bereich des Sports.

Warum also die plötzliche Abneigung gegen die Spiele, Herr Herzog?

Lieber im Dreiland

Olympia sei dort sinnvoll, wo ein Land, eine Gesellschaft neu entsteht, sagt er. Wo neue Bauten, neue ÖV-Linien und neue Strassen wirklich nötig seien.

In China zum Beispiel. Oder im Metropolitanraum Basel, in den drei Ländern Schweiz, Deutschland und Frankreich, wo ein Grossprojekt wie Olympia wichtige Infrastruktur-Projekte beschleunigen könnte.

Wenn also Olympia in der Schweiz, dann in Basel!

Die TagesWoche setzt sich in dieser Woche im Internet und am Freitag in der Printausgabe ausgiebig mit den möglichen Olympischen Spielen in Graubünden auseinander. In der Zeitung werden wir auch auf die Kritik des Architekten Jacques Herzog nochmals vertieft eingehen.

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