Seit dreissig Jahren sammelt David Rufener «Star Wars»-Artikel: von einem lebensechten Yoda bis zu seltenen Autogrammkarten, von Filmrollen bis zum Flipperkasten. Was ihm nach 2500 Artikeln noch fehlt, ist – genügend Platz.
Die «Star Wars»-Galaxie mag einen Durchmesser von 100’000 Lichtjahren haben. Für David Rufener (49) ist sie aber nur 20 Treppenstufen entfernt. Diese führen vorbei an Plakaten und Autogrammen (u.a. von Harrison Ford) …
(Bild: Marc Krebs)
… hinunter in einen Hobbyraum. Sein kleines Imperium.
Man fühlt sich beobachtet. An den Wänden, auf Heizungsrohren, in Vitrinen: Überall blicken einen «Star Wars»-Figuren an. Es blinkt – und rasch leuchten auch unsere Augen. Dieses Zimmer beherbergt den Stoff, aus dem Bubenträume gemacht sind.
Nur einen Bruchteil seiner Sammlung kann er überhaupt ausstellen: David Rufener in seinem kleinen Imperium. (Bild: Marc Krebs)
Begonnen hat alles im Jahr 1977. David Rufener war elf Jahre jung, als ihm die Grossmutter einen Einfränkler in die Hand drückte und sagte, er dürfe sich damit etwas kaufen, im Lädeli des Basler Hirzbrunnenquartiers. In der Kioskauslage fiel sein Blick auf einen Kaugummi. Dazu gab es eine bedruckte Sammelkarte: «Star Wars». Er kaufte sich diese, ohne wirklich zu wissen, worum es ging. Die Macht hatte ihn erfasst.
Die Vollendung eines Bubentraums
Später lief George Lucas‘ Weltraumabenteuer bei uns im Kino, David Rufener schlich sich ins Kino Union und sah «Star Wars» im Double Feature, «zusammen mit dem Film ‹Grossangriff der Zombies›. Ich war völlig begeistert».
Warum? «Für mich war ‹Star Wars› die Vollendung meiner Bubenträume. Als Kind hatte ich mit Rittern gespielt. ‹Star Wars› ging für mich weiter: Ein modernes Märchen, das im Weltall spielt. Mit allem, was es brauchte: einem Bösen, einem Weisen, einer Vaterfigur – und einer Prinzessin.»
Auf der Hochzeitsreise im Sammelrausch
Seine eigene Prinzessin traf David, als er 18 war. «Trix hatte sich dem Hype auf den Pausenplätzen bewusst entzogen und keinen der Filme gesehen. Dann lernte sie ausgerechnet mich kennen, einen richtigen Fan», sagt er und lacht.
Zierten anfänglich nur ein, zwei Raumschiffe sein Zimmer, kamen mit den ersten Lohnjahren mehr Memorabilia hinzu. «Im grossen Stil aber begann ich erst 1995 zu sammeln, auf unserer Hochzeitsreise.»
David Rufener könnte sich seinen eigenen Weltraum basteln. Die Pläne dazu hat er schon. (Bild: Marc Krebs)
Fünf Wochen USA. David Rufener geriet mitsamt seiner Braut in den Sammelrausch. Es verging kein Tag, an dem sie nicht noch rasch in einem kalifornischen Plattenladen oder einem Kino nach Raritäten Ausschau hielten. Sei es ein Programmheft aus dem Jahr 1977, eine Filmrolle mit dem Originaltrailer oder eine Picture Disc mit einem Stück Soundtrack.
(Bild: Marc Krebs)
Am Ende der Reise stiessen die Frischvermählten auch noch auf einen Yoda in Originalgrösse. «Das war natürlich der Hammer. Aber ich hatte unser Budget schon so überzogen, dass ich schweren Herzens auf diesen Kauf verzichten musste», erinnert er sich.
An die Grenzen gestossen
Der Frust war gross, zumal David Rufener nach seiner Rückkehr feststellte, dass eine Yoda-Figur hier das Dreifache kostete wie in den USA. Im Basler Fachgeschäft Kino-Gigant in der «Steinen» hätte er für einen Yoda über 1700 Franken hinblättern müssen. Das war auch für den grössten Schweizer Sammler zu viel des Guten.
Aber David Rufener hatte die Rechnung ohne seine Frau gemacht. Ein Jahr später, an seinem 30. Geburtstag, zwinkerte ihm ein grüner Yoda zu. Wie war sie damals an diese Figur herangekommen, ohne Internet und E-Mail? Mit heimlichen Telefonaten in die USA und mit der transatlantischen Hilfe von anderen Fanclub-Mitgliedern.
Raritäten finden sich einige in diesem Keller. So etwa das Poster «Revenge of the Jedi». Kurz vor der Veröffentlichung änderte George Lucas den Filmtitel, von «Revenge» zu «Return». «Weil ein Jediritter keine Rachegefühle kennt», erläutert Rufener. Man kann sich vorstellen, wie gefragt der Poster-Fehldruck unter Sammlern ist.
Auch hübsch: die für den italienischen Markt bestimmte Spielfigur des kleinen Roboters C1-P8, den wir als R2-D2 kennen. In Italien wurde dessen Name anfänglich anders synchronisiert. Auch das also: eine echte Rarität.
(Bild: Marc Krebs)
28 Kisten museumsreifes Material
Heute umfasst die private «Star Wars»-Sammlung 2500 Artikel, erworben in Basel, Hongkong, Vancouver oder Los Angeles. In Rufeners Hobbyraum mit privater Bar, die er in Anspielung auf den ersten Film «Dave’s Cantina» getauft hat, passt nur ein Bruchteil rein. «Früher waren die Wände völlig überladen, es erschlug einen vor lauter Eindrücken», sagt er. «Jetzt habe ich weniger Gegenstände aufgestellt und lagere an einem anderen Ort noch 28 Kisten Material.»
Star Wars in der Vitrine. Und Leuchtschwerter daneben. (Bild: Marc Krebs)
Was David Rufener bräuchte, sind also nicht weitere Utensilien – sondern mehr Platz! Hat er schon einmal darüber nachgedacht, die Sammlung teilweise aufzulösen? «Bisher noch nie, nein. Ich möchte mich nicht davon trennen!» Aber seine Figuren und Gadgets als Leihgabe einem Museum auszuhändigen, das könnte er sich vorstellen. (Gigi Oeri, übernehmen Sie!)
Ein Nerd wie du und ich
Wer nun vermutet, dass der Sci-Fi-Fan ganz grundsätzlich ein Nerd-Leben führt, der landet übrigens in der Klischeefalle. Rufener ist nicht Sheldon Cooper aus der US-Sitcom «The Big Bang Theory», beschäftigt sich beruflich nicht mit dem Urknall, sondern mit Briefpost. Auch hat er sonst keine Spleens, ist zugänglich und sozialverträglich – begeistert sich für den Fussball (Saisonabo des FC Basel) und die Fasnacht (Aktiver einer Wagenclique).
Also alles easy? «Nun ja, Kinder lasse ich nicht alleine hier runter», sagt Rufener. Die Figuren sind zum Anschauen, nicht zum Anfassen. Spielen kann man aber schon: auf einem prächtigen alten «Star Wars»-Flipperkasten.
Tickets für die Premiere
Wie ist seine Haltung zum siebten Film? «Anfänglich kritisch: Nachdem George Lucas 2012 die Rechte an Disney verkauft hatte, fürchtete ich, dass der neue Film zu kindlich würde. Jetzt aber habe ich ein gutes Gefühl und freue mich auf die Premiere.» Die erlebt er – natürlich – bei der allerersten Vorführung um Mitternacht.
Und danach wird er noch einmal selber zum Kind: Seit sein Göttibueb erwachsen ist, wird Rufener jedes Jahr beschenkt – mit einem «Star Wars»-Legomobil. Das bauen die beiden Männer an Weihnachten zusammen. Und fühlen sich noch einmal so jung, wie sie beide waren, als sie erstmals in die Sterne guckten.
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Hier gehts zur Filmkritik von «The Force Awakens», dem neuen Film der «Star Wars»-Reihe.