Lehrerinnen des geplanten Primarschulhauses Lysbüchel und Eltern wehren sich gegen einen Pausenplatz in luftiger Höhe. Am Montag haben gegen 20 Lehrerinnen und Elternvertreter im Rathaus eine entsprechende Petition mit 1500 Unterschriften eingereicht.
Damit haben sie ein Problem aufs Tapet gebracht, das die Politik offensichtlich nicht genügend beachtet hat. Der Grosse Rat hatte Mitte Mai mit klarem Mehr einen Kredit von 7,7 Millionen Franken für den Umbau eines ehemaligen Lagerhauses auf dem Entwicklungsareal Volta Nord in ein Schulhaus bewilligt. Zwölf Primarschul- und zwei Kindergartenklassen sollen ab 2020 im neuen Schulgebäude Platz finden.
Auf Skepsis stiess aber bereits in der vorberatenden Kommission die Tatsache, dass der Pausenplatz auf dem Dach des Schulhauses eingerichtet werden soll – 1670 Quadratmeter auf einer Haupt- und mehreren Nebenterrassen. Das Bau- und Verkehrsdepartement vermochte die Kommission und den Rat mit der Aussage zu beschwichtigen, dass man zu einem späteren Zeitpunkt eventuell ein Bodenplätzchen von 250 Quadratmetern hinzufügen könne. Und dass die Rückmeldungen aus der Lehrer- und Schülerschaft «ausnahmslos positiv ausgefallen» sei.
Was heisst hier «ausnahmslos positiv»?
Die letzte Aussage verblüfft die genannten Lehrerinnen und Lehrer: «Wir wurden nach Gestaltungsdetails befragt, aber nicht zur Frage eines Pausenplatzes auf dem Dach an und für sich», sagt Sara Keller, eine der Klassenlehrerinnen des künftigen Schulhauses. Sie spricht nach eigener Aussage für die gesamte Lehrerschaft: «Ein Pausenplatz auf dem Dach halten wir für keine gute Lösung.»
Im Petitionstext schreiben die Verantwortlichen, warum dies so ist: «Bäume, Klettergerüste und andere für Kinder wichtige Materialien werden auf der Dachterrasse nicht möglich sein.» Ausserdem werde ein Pausenplatz auf dem Dach ausserhalb der Schulzeiten nicht als Spielplatz nutzbar sein.
Guter Pausenplatz verhilft zu gutem Unterricht
Die Lehrerinnen haben im Schulhausprovisorium auf der Voltamatte gute Erfahrungen sammeln können. «Wir dürfen den Park als Pausenplatz nutzen, was sich als ideale Umgebung herausgestellt hat», sagt Andrea Brodbeck, eine weitere betroffene Lehrerin. «Ein qualitativ guter Pausenplatz wirkt sich direkt auf die Qualität des Unterrichts aus», sagt sie.
Ein vergitterter oder mit Glasscheiben abgegrenzter Platz liegt offensichtlich weit entfernt von solchen Qualitätsvorstellungen. «Stellen Sie sich vor, beim beliebten Znünibox-Werfen fällt eine dieser Boxen über den Zaun und landet auf dem Kopf eines Kindergartenkindes darunter», sagt eine weitere Lehrerin mit einem Anflug von Galgenhumor. Die beiden Kindergartenklassen dürfen in ihren Pausen nämlich auf dem Boden bleiben. «Womöglich aber nur mit Pausen-Helmen.»
Gut, aber nicht ideal: Erfahrungen im Erlenmattschulhaus
Die Regierung will sich aber offensichtlich nicht vom Konzept eines «hochverdichteten Schulhauses abbringen lassen. Und sie verweist auf Erfahrungen im neuen Erlenmattschulhaus, das die Schüler in den Pausen ebenfalls aufs Dach schicken muss, weil auf ebener Erde nur ein kleiner Fleck zur Verfügung steht.
Der grosse Pausenplatz befindet sich auf dem Dach der Dreifachturnhalle, etwa auf Höhe des ersten Obergeschosses. Er ist von einer Betonmauer umfasst, auf der ein hoher Maschendrahtzaun angebracht ist. Drei Meter hoch ist diese Abgrenzung.
«Die Erfahrungen damit sind gut», sagt Hans Peyer, Leiter der Primaschule Erlenmatt. Die Kinder würden sich nicht daran stören, dass sie von Mauern und Zäunen umkapselt sind. «Die Zäune beschäftigen eher uns Erwachsene.» Für Peyer ist die Dachlösung angesichts der dichten Bebauung im Quartier eine funktionierende Lösung. Auch wenn er sich einen gewöhnlichen Pausenplatz wünschen würde, damit die Kinder auch in ihrer Freizeit, auf den Platz können. «Ein normaler Pausenplatz ist auf jeden Fall zu bevorzugen», sagt er.