Kinderpsychiatrie: Doch nicht am Stadtrand?

Es schien, als ob der breit abgestützte Widerstand gegen die neue Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik auf dem UPK-Gelände am Stadtrand zu spät käme. Doch jetzt kommt von überraschender Seite ein Vorschlag für einen neuen Standort.

Es wird geprüft, ob die Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik auf dem Felix-Platter-Areal gebaut werden könnte. (Bild: Google Maps)

Es schien, als ob der breit abgestützte Widerstand gegen die neue Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik auf dem UPK-Gelände am Stadtrand zu spät käme. Doch jetzt kommt von überraschender Seite ein Vorschlag für einen neuen Standort.

Patientenorganisationen, Kinderpsychiater und Kinderärzte. Insgesamt 15 Organisationen (siehe Rückseite dieses Artikels) wehrten sich mit einem Brief gegen den geplanten Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik auf dem Gelände der Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) am Stadtrand. Die Gegner kritisieren den Standort auf dem UPK-Gelände als «Unort» am Stadtrand, aber auch die nahegelegene Erwachsenenpsychiatrie und die grosse Entfernung zum Kinderspital seien nicht zu verantworten.

Den Protestbrief adressierten sie an den Verwaltungsrat der UPK, denn dieser entscheidet, ob der rund 30 Millionen Franken teure Neubau gebaut wird oder nicht. Der Grosse Rat hat seit diesem Jahr, seit die Kliniken und Spitäler vom Kanton Basel-Stadt in die Selbständigkeit entlassen wurden, dazu nichts mehr zu sagen.

Verwaltungsratspräsident will neuen Standort prüfen

Lange schien es, als ob der Protest zu spät käme, doch jetzt zeigen Recherchen der TagesWoche, dass der Verwaltungsrat den Protest der Zuweiser ernst zu nehmen scheint und einen neuen Standort prüft. Dies bestätigt UPK-Verwaltungsratspräsident Konrad Widmer. Widmer lässt abklären, ob die Klinik nicht auf dem Felix-Platter-Areal statt auf dem UPK-Gelände gebaut werden könnte. Eine entsprechende Anfrage hat er bereits an die städtische Immobilien-Abteilung gerichtet.

Ursprünglich hatte der Basler Regierungsrat beschlossen, dieses Areal vor allem für Wohnungen zu nutzen. Seit aber klar ist, dass auf dem Bruderholz das ursprünglich geplante, gemeinsame Geriatrie-Zentrum mit Baselland nicht zu Stande kommt, weil das Projekt nicht finanzierbar ist, ist das Felix-Platter-Areal wieder als möglicher Standort für ein Geriatriezentrum im Gespräch.

Regierungsrat Carlo Conti erklärte Anfangs Februar im Grossen Rat, dass der Verwaltungsrat des Felix-Platter-Spitals die Planung eines Geriatriezentrums auf dem Gelände vorantreibe (Audiofile vorhanden, aber nicht direkt verlinkbar: >15. Neue Interpellationen, >Interpellation Nr. 5, >RR Carlo Conti). Die Stadt will einen «Plan B» in der Hand haben, falls die Baselbieter Regierung sich im April gegen ein gemeinsames Geriatriezentrum entscheiden sollte. Ein solcher Neubau könnte frühestens im Jahr 2018 seine Tore öffnen.

Architekturwettbewerb läuft weiter

Würde das Gelände für eine solch spitalähnliche Einrichtung genutzt, würde sich wohl auch ein Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik auf demselben Gelände anbieten, so die Überlegung des Verwaltungsrats der UPK. Dann könnte die Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik nicht nur von Synergien profitieren, auch dass sich auf demselben Gelände alte und junge Patienten behandeln lassen, scheint verlockend. Zudem liegt das Areal zentraler, ist trotzdem nicht weit weg vom Gelände der UPK und doch näher beim Kinderspital.

Der Achitekturwettbewerb für den Klinik-Neubau auf dem UPK-Gelände läuft aber dennoch weiter. Sobald die Architekturbüros ihre Projekte eingereicht haben, sollen zwei Vertreter der Gegner einbezogen werden, verspricht Verwaltungsratspräsident Widmer. Und wenn im Sommer die Projekte für den Neubau auf dem UPK-Gelände vorliegen, will der Verwaltungsrat entscheiden, ob er auf die Karte Felix-Platter-Areal oder doch UPK-Gelände setzen will.

Quellen

Insgesamt 15 Organisationen wehrten sich mit einem Brief gegen den geplanten Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik auf dem Gelände der Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) am Stadtrand:

1) Verein JUFA (Heilpädagogische Schule für Kinder und Jugendliche, Beschäftigung und Wohnen von Erwachsenen mit einer Entwicklungsbeeinträchtigung)
2) Psychoanalytische Institut Basel
3) Medizinische Gesellschaft Basel
4) Elternvereinigung Autismus deutsche Schweiz
5) Patientenstelle Basel
6) Freipraktizierenden Kinder- und Jugendpsychiater Basel-Stadt
7) Insieme Basel
8) Freipraktizierenden Kinder- und Jugendpsychiater Basel-Land
9) Fachgruppe Psychiatrie und Psychotherapie für Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche der Medizinischen Gesellschaft Basel
10) Verband der PsychotherapeutInnen beider Basel VPB
11) Regionalgruppe Nordwestschweiz des Vereins „Kind + Spital“
12) Gesellschaft für Kinder- und Jungendmedizin Regio Basel
13) Europäische Delegierte für Psychoanalytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie(EFPP Deutsche Schweiz)
14) Schweizerische Gesellschaft für Sozialpsychiatrie, Sektion Deutschschweiz
15) Angehörigen-Selbsthilfe Stiftung Melchior

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