Ein knappes Lächeln, ein Blumenstrauss – und der Aufruf zur Nicht-Wahl von Adrian Ballmer war Geschichte. 29 Landräte legten ihren Stimmzettel leer ein, gewählt wurde der Finanzdirektor dennoch zum Vizepräsidenten der Regierung.
Adrian Ballmer war früh im Landratssaal. Er schritt gemütlich durch die Reihen, setzte sich an seinen Platz ganz rechts und verzog keine Miene. Er sass da, so wie nur er es kann: Hier bin ich, hier bleib ich signalisierend. Zeichen von Anspannung suchte man vergebens. Der Aufruf an den Landrat von Gerhard Schafroth (GLP) und Marie-Therese Müller (BDP), den Finanzdirektor bei der bevorstehenden Wahl nicht zum Vize des Regierungspräsidenten zu wählen, schien ihn etwa so viel zu interessieren wie die Täfelung an der Decke. Und es sollte sich auch im Verlauf dieser letzten Landratssitzung vor dem Sommer nicht ändern.
Die Spannung im Landratssaal stieg nur für einen kurzen Augenblick, als Landratspräsident Urs Hess eine persönliche Erklärung von Isaac Reber ankündigte. Der Grüne-Regierungsrat galt als Sprengkandidat für die Wahl zum Vize, seine Rede war aber Löschwasser (Sie hören die Rede hier oder im untenstehenden Player, mit bestem Dank ans Regionaljournal Basel). Die Nicht-Wahl von Ballmer wurde mit jedem Wort unwahrscheinlicher und schliesslich mit dem Satz begraben: «Wir müssen uns mit dem nötigen Respekt begegnen.»
Ein Raunen im Saal
Das Szenario der Gegner von Ballmer war einfach gewesen. Er wird nicht gewählt, versteht das als Misstrauensvotum und tritt letztlich zurück. Passiert ist aber, was in solchen Situationen oft passiert: nichts. Als Urs Hess kurz nach elf Uhr das Wahlergebnis verlas, ging zwar ein Raunen durch den Saal, aber damit war die Geschichte beendet. Der Finanzdirektor erhielt 49 Stimmen und damit 21 mehr, als er für das absolute Mehr gebraucht hat.
29 Landräte legten ihren Stimmzettel leer ein, fünf mit einem anderen Namen darauf. Der Aufruf zur Nicht-Wahl blieb ein klitzekleiner Schubs gegen den Stuhl von Ballmer, ist aber ein deutliches Zeichen an den Finanzdirektor. Das sollte ihm spätestens nach einem Vergleich mit dem Resultat von Regierungskollegin Sabine Pegoraro klar sein (erhielt 74 von 76 gültigen Stimmen bei der Wahl zur Regierungspräsidentin). Ein knappes Lächeln, eine Blumenübergabe und ein Küsschen später sass Ballmer aber bereits wieder in seinem Stuhl. Er lehnte auf der anderen Seite, der Ausdruck war aber jener vom Morgen: Hier bin ich, hier bleib ich.
Der höchste Baselbieter ist ein Itinger
Der Baselbieter Landrat hat am Donnerstag die Spitzen von Parlament und Regierung neu gewählt. Landratspräsident für das Amtsjahr 2012/2013 ist Jürg Degen (SP). Der Itinger wurde vom Landrat einstimmig an seine Spitze gewählt: Er erhielt alle 85 abgegebenen Stimmen; das absolute Mehr lag bei 43 Stimmen. Der 61-jährige Sozialdemokrat ist Sonderklassenlehrer und gehört dem Kantonsparlament seit 2003 an. Neue Regierungspräsidentin ist Bau- und Umweltschutzdirektorin Sabine Pegoraro (FDP). Sie erhielt 74 von 76 gültigen Stimmen; das absolute Mehr betrug 39 Stimmen. Die 1958 geborene Freisinnige aus Pfeffingen ist Regierungsrätin seit 2003. Bis 2011 war sie der Sicherheitsdirektion vorgestanden. Regierungspräsidentin war sie bereits im Amtsjahr 2007/2008. (sda)