Bildungsfragen in Baselland bergen viel Konfliktpotenzial. Das Komitee starke Schule beider Basel lanciert bei allen Versuchen, das Schulsystem dem Lehrplan 21 oder dem Harmos-Konkordat anzupassen, eine Volksinitiative. Flankiert wird es jeweils von rechtsbürgerlichen Landräten, die entsprechende Vorstösse einreichen.
Davon betroffen ist in starkem Masse die Stundentafel der dreijährigen Sekundarstufe I (9. bis 11. Schuljahr). Der Lehrplan 21 sähe hier eigentlich Sammelfächer aus den Gebieten der Natur- und Geisteswissenschaften vor. Mit einer Initiative bodigten die Reformgegner diese Sammelfächer aber. Der Bildungsrat musste also kurz vor seiner geplanten Abschaffung eine Extra-Stundentafel für die Sekundarschule vorlegen: mit Biologie, Chemie, Physik, Geografie und Geschichte als Einzelfächer.
Doch auch gegen diese Stundentafel leisteten die Reformgegner Widerstand. Gegen die Absicht des Bildungsrats, die Fächer Geografie und Geschichte mit je 1,5 Lektionen, die Fächer Biologie, Chemie und Physik mit je einer Stunde zu dotieren, wurden wiederum Unterschriften gesammelt und im Landrat wurde eine Motion eingereicht.
Fächer auf Schuljahre verteilt
Weil die Zeit bis zum geplanten Einführungstermin im Schuljahr 2018/19 knapp wird, traf sich der Bildungsrat mit den Reformgegnern zu einer Aussprache. Dies um eine Volksabstimmung zu verhindern. Das Resultat ist nun ein Kompromissvorschlag, der ziemlich komplex daherkommt:
- Relativ einfach präsentiert sich die Situation bei den Fächern Biologie und Geschichte: Sie werden von 1 beziehungsweise 1,5 auf 2 Wochenlektionen aufgestockt.
- Kompliziert wird es bei Chemie, Physik und Geografie. Weil hier offenbar der dringliche Wunsch nach regelmässigen Doppellektionen bestand, werden diese Fächer nun nach Schuljahren verteilt. Das heisst: Chemie nur noch im 10. Schuljahr, Physik nur noch im 11. und Geografie im 9. und 10.
Um diese Änderungen im Stundenplan unterzubringen, hat der Bildungsrat in den Fächern Technisches und Textiles Gestalten sowie Hauswirtschaft Abstriche vornehmen müssen.
Das klingt kompliziert. In einer Medienmitteilung gibt sich der Bildungsrat aber überzeugt, «mit dieser punktuell angepassten Stundentafel eine gute Lösung gefunden zu haben, die den Schulen die benötigte Planungssicherheit gibt».
Auch das Komitee Starke Schule zeigt sich zufrieden. Mit der neuen Stundentafel würden sämtliche Forderungen der Initiative erfüllt, teilt das Komitee mit. Deshalb habe man ein Verfahren für den Rückzug der Initiative eingeleitet.