Während die Welt überlegt, wie sie die Ebola-Epedemie stoppt, schickt Kuba 180 Mediziner nach Afrika, mehr als Grossbritannien oder Australien. Lob gibt es dafür sogar vom Erzfeind: den USA.
Lobende Worte der US-Regierung gegenüber Kuba gibt es nicht allzu oft zu hören. Umso bemerkenswerter, dass US-Aussenminister John Kerry bei einem Treffen mit ausländischen Diplomaten am vergangenen Freitag in Washington das Engagement der sozialistischen Karibikinsel im Kampf gegen Ebola besonders hervorhob.
«Wir sehen grosse und kleine Nationen, die in beeindruckender Weise vorangehen, um an vorderster Front ihren Beitrag zu leisten», sagte Washingtons Chefdiplomat. «Kuba, ein Land von gerade einmal 11 Millionen Einwohnern, hat 165 Mediziner geschickt und plant, 300 mehr zu entsenden.» Darüber hinaus erwähnte Kerry den Beitrag des kleinen Landes Ost-Timor, das zwei Millionen US-Dollar beisteuert.
Schlimmster Ebola-Zug der Geschichte
Etwa 4500 Menschen sollen bisher in Westafrika an Ebola gestorben und knapp 9000 weitere mit dem gefährlichen Virus infiziert sein. Die Dunkelziffer könnte laut Weltgesundheitsorgsanisation (WHO) aber um ein Vielfaches höher liegen. Die WHO rechnet mit einer weiteren Ausbreitung der bereits jetzt schlimmsten Ebola-Epidemie der Geschichte, die bisher vor allem in Libera, Sierra Leone und Guinea wütet.
Die Hilfe durch die internationale Gemeinschaft laufe jedoch nur schleppend an, kritisieren die Vereinten Nationen (UNO). Der UN-Sicherheitsrat rief deshalb die Staatengemeinschaft in der vergangenen Woche auf, ihre finanzielle und materielle Hilfe «auf spektakuläre Weise» aufzustocken.
In Texas hatten sich zwei Krankenschwestern, die einen mittlerweile verstorbenen Ebola-Patienten aus Libera behandelt hatten, mit dem Virus infiziert. Seitdem wird in den USA eine weitere Ausbreitung des Virus befürchtet. US-Präsident Barack Obama forderte die US-Amerikaner am Samstag auf, nicht in «Hysterie» zu verfallen.
Castros Angebot ist keineswegs das erste dieser Art. Bereits nach dem Hurrikan Katrina, der 2005 New Orleans verwüstete, hatte Kuba den USA angeboten, medizinisches Personal zu Hilfe zu schicken. Das war von der damaligen US-Regierung abgelehnt worden. Bei der Bekämpfung der Cholera-Epidemie nach dem Erdbeben in Haiti 2010 haben kubanische und US-amerikanische Mediziner später dann zusammengearbeitet.
Nun könnte ausgerechnet die Ebola-Seuche eine vorsichtige Annäherung beider Staaten bringen, zwischen denen seit 1961 keine diplomatischen Beziehungen bestehen.
Auf eine mögliche Zusammenarbeit mit US-Amerikanern im Rahmen der Ebola-Bekämpfung angesprochen, erklärte Jorge Pérez Ávila, Direktor des Instituts für Tropenmedizin Pedro Kouri, gegenüber Journalisten in Havanna: «Wir werden Seite an Seite arbeiten mit jedem, der dort ist. Warum sollten wir nicht, wenn wir Wissenschaftler sind? In diesem Fall sind wir Freunde.»