Lästiges Zetermordio

Je näher der Startschuss zum neuen Verkehrskonzept für Basels City rückt, desto skurriler werden die Argumente und Ideen.

Je näher der Startschuss zum neuen Verkehrskonzept für Basels City rückt, desto skurriler werden die Argumente und Ideen.

Sogar das Heiraten macht bald keinen Spass mehr in Basel. Nicht wegen der hohen Scheidungsrate, sondern wegen des neuen Verkehrsregimes, das am 1. Januar 2014 in Kraft tritt. Dann nämlich, so protokollierte die BaZ jüngst, sei es nicht mehr möglich, mit einer «schicken Limousine» den «Hafen der Ehe» anzusteuern. Arme Hochzeitspaare.

Wirklich?

Anwohner sehen das anders. Schon heute lassen sich die wenigsten in einer Limousine zum Standesamt an der Rittergasse kutschieren. Dafür stauen sich an manchen Tagen Autokonvois vor dem Eingang des Amtes und verstopfen die Strasse.

Je näher der Startschuss zum neuen Verkehrskonzept für Basels City rückt, desto heftiger werden die Kämpfe entlang der ideologischen Gräben – und skurriler die Argumente und Ideen.

Etwa, wenn einige Politiker plötzlich eine Befreiung der Elektroroller vom künftigen Parkplatzgebühren-Zwang fordern und das neue Verkehrsregime zum ökologischen Erziehungsprogramm machen wollen. Oder wenn Ladenbetreiber davor warnen, dass Kunden nach Zürich oder gar nach Paris oder Mailand (!) ausweichen werden, wenn sie nicht mehr in der Freien Strasse parkieren dürfen.

Wohl kaum. Eher werden viele tun, was sie schon heute praktizieren: Sie erwerben das Designermöbelstück oder den Massanzug in Lörrach, wo die Preise tiefer sind als in Basel.

Das neue Konzept ist nicht ein Projekt autofeindlicher Velo­fetischisten, sondern gehorcht dem Volkswillen.

Es lohnt sich, kurz innezuhalten und nüchtern zu betrachten, was Sache ist. Das neue Verkehrsregime ist nicht das Projekt einer autofeindlichen Regierung von Velo­fetischisten, sondern gehorcht dem Volkswillen: Vor bald drei Jahren sagte eine Mehrheit der Basler Stimmbürger Ja zur Reduktion des innerstädtischen motorisierten Verkehrs.

Dass das neue Verkehrskonzept noch viele Unklarheiten birgt, geben auch die Verantwortlichen zu. Doch sie versprechen, die Bedürfnisse des Gewerbes ernst zu nehmen und Korrekturen vorzunehmen. Daran sollten wir sie in den nächsten Monaten messen – statt vorsorglich Zetermordio zu schreien.

Artikelgeschichte

Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 06.09.13

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