Laufsportrekorde – auch dank den Frauen

32’116 Läuferinnen und Läufer haben sich angemeldet für den 33. Grand Prix Bern von diesem Samstag – eine eindrückliche Rekordmarke. Ausdruck des derzeitigen Laufbooms ist sie und des wachsenden Frauenzuspruchs.

Eine Rekordzahl von Volksläfern während dem GP Bern in der Kramgasse am Samstag, 18. Mai 2013, in Bern. (Bild: LUKAS LEHMANN/Keystone)

32’116 Läuferinnen und Läufer haben sich angemeldet für den 33. Grand Prix Bern von diesem Samstag – eine eindrückliche Rekordmarke. Ausdruck des derzeitigen Laufbooms ist sie und des wachsenden Frauenzuspruchs.

Vor drei Jahren begannen sich die Organisatoren des Grand Prix Bern mit der Frage auseinanderzusetzen was wäre wenn. Wenn sich 30’000 oder mehr für den bedeutendsten Schweizer Laufsportanlass anmelden. Den Ausschlag für diese Überlegungen gab ein Teilnehmersprung auf 2011 im Vergleich zum Vorjahr von 25’521 auf 28’186.

Dass die Thematik mit den 30’000 so schnell aktuell werden würde, überrascht dennoch, hatte sich doch die Meldezahl in den folgenden beiden Jahren in etwa gehalten. Aber jetzt ist ein weiterer Sprung von 29’235 auf 32’116 Tatsache. «Wir sind baff», sagt OK-Präsident Matthias Aebischer. Indes verursacht die Entwicklung kein Kopfzerbrechen mehr wie ein solches Szenario noch vor wenigen Jahren ausgelöst hätte. «Ich denke, auch 40’000 wären mit den nötigen Anpassungen realistisch.»

Die Entwicklung ist erstaunlich. «Enorm, wie sich der Laufsport entwickelt», sagt Heinz Schild. Der Gründer des GP Bern verfolgt die Szene seit Jahrzehnten. Er streicht hervor: «Für die Grösse Berns und der Schweiz ist diese grosse Zahl phänomenal.» Ein Blick in die Statistik erhärtet die Aussage. So brauchte es nach der Premiere 1982 mit 3189 Gemeldeten – knapp ein Zehntel der heutigen Zahl – 13 Jahre bis zur 10’000er-Marke. Bis die 20’000er-Marke geknackt wurde, dauerte es neun weitere Jahre bis ins 2004. Und jetzt glückte der nächste 10’000er-Schritt.

Landesweiter Boom

Allein aber steht der GP Bern keineswegs. Vielmehr handelt es sich um eine Entwicklung, die das ganze Land umfasst. «Teilnahmerekorde vermelden sich schier im Wochentakt», sagt Schild und verweist auf den Fakt. Und er blickt auch in die Romandie, nicht nur, weil dort die Escalade in Genf als einzige Schweizer Laufveranstaltung auf ähnlichen Zuspruch stösst wie der GP. Schild verweist vielmehr auf zwei andere herausstechende Beispiele: die 20 km de Lausanne, die in diesem Frühling um 6,5 Prozent auf 19’871 Klassierte zugelegt hat oder der Genève Marathon vom vergangenen Sonntag, der inklusive Teildistanzrennen um 52,6 Prozent (!) wuchs und sich damit erstmals in die Top ten der grössten Schweizer Läufe vorarbeitete.

Aus diesem Kreis herausgefallen ist damit der ältesten Schweizer Lauf, der Klassiker Murten-Fribourg, der noch in den 1980er-Jahren das Mass aller Dinge darstellte. Und aus dem ersten Dutzend verdrängt worden ist auch der bedeutendste Laufsportevent der Nordwestschweiz, der Basler Stadtlauf. Position 13 nimmt dieser mit seinen 8557 Klassierten aus dem vorletzten Jahr nun ein.

Und wer sorgt für diese Entwicklung? Etwas plakativ heisst die Antwort: die Frauen. Deren Anteil wächst deutlich schneller als jener der Männer. Am Grand-Prix Bern macht das weibliche Geschlecht inzwischen 40,7 Prozent aus. Und interessant: Über die Kurzdistanz am Altstadt-GP über 4,7 km laufen 54,8 Prozent Frauen. Eingesetzt auf dieser Unterdistanz hat die Entwicklung früh. Bereits 2001 überflügelten die Frauen die Männer. Seither hat sich das Kräfteverhältnis weiter zugunsten der Frauen verschoben.

Schweiz mit Nachholbedarf

Eine Vorreiterrolle über die Landesgrenze hinaus nehmen die Schweizer Frauen indes nicht unbedingt ein. Gerade im Marathon, der klassischen Distanz über 42,195 km, sorgen die Top-Events in den USA für die bedeutendsten Frauenanteile. In Orlando und Portland etwa war der Frauenanteil letztes Jahr über 50 Prozent. Und auch am Vorzeige-Marathon in New York laufen mehr als ein Drittel Frauen (39 Prozent).

Europa hinkt in diesem Genre noch hinterher. So weisen die Grossveranstaltungen London Marathon und Berlin Marathon einen Frauenanteil von 37 Prozent, respektive 24,5 Prozent auf. Und die Schweiz verfügt diesbezüglich über Aufholpotenzial. Der Zürich Marathon ist bei 19,7 Prozent angelangt, der Jungfrau-Marathon bei 22,7.

_
10. Mai.

• GP Bern, 10 Meilen (16,093 km), Start ab 16.00 Uhr

Nächster Artikel