Bözberg, der Pass mit den Töffs? Ja, auch. Doch nun rückt das Dorf Bözberg ins Zentrum. Grund sind dessen Strassennamen.
Bözberg? Das ist dieser Pass zwischen Basel und Zürich, auf dem man um sein Leben bangt, weil immer eine Horde Motorradfahrer haarscharf an einem vorbeikurvt. Werfen wir aber einen Blick auf das Dorf Bözberg mit seinen 1500 Einwohnern. Diese haben andere Sorgen als Raser und Easy Rider: Manche Bewohner haben nämlich ihre Adresse verloren, was in Bözberg einem Existenzverlust gleichzukommen scheint.
Und das ging so: Als im Januar die Gemeinden Gallenkirch, Linn, Ober- und Unterbözberg zum Dorf Bözberg fusionierten, mussten Strassennamen geändert werden, um Doppelspurigkeiten zu vermeiden. Zuvor wohnten etwa ein Gallenkircher und ein Linner jeweils an der Blüemlistrasse 12. Der Pöstler wusste aufgrund des Dorfnamens, für wen die Post war.
Unmögliche Co-Existenz
Jetzt gibt es aber nur noch «5225 Bözberg», was die Co-Existenz mehrerer Blüemlistrassen verunmöglicht (man denke an falsch deponierte Liebesbriefe oder Steuerauszüge). Entsprechend wurden Strassen umbenannt. Für die Initianten von «Unsere Adressen behalten» ist dies aber ein Ding der Unmöglichkeit: Seit Monaten kämpfen sie für die Wiedereinführung «ihrer» Strassennamen. Zu ihrem Leidwesen hat die Gemeindeversammlung die Initiative nun verworfen, was die Gruppe aber nicht zu beeindrucken scheint: Sie ficht den Beschluss mit einer Beschwerde an.
Was lernen wir daraus? Bevor die Kantonsfusion beider Basel weiter vorangetrieben wird, sollten sich die Befürworter Namen überlegen – vom Kantonsnamen bis zum Geheimweglein. Sonst hat das Nordwestschweizer Liebespaar Ärger, bevor es richtig zusammengefunden hat. Und die ganze Balzerei wäre umsonst gewesen.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 03.05.13