Montagmorgen sind bekanntlich sowieso hart, doch heute verlief das koffeininduzierte Wachwerden besonders holprig. «Die Basler FDP hätte Tamara Wernli einfach gernli», lasen wir in der «bz Basel» und verschluckten uns am Kaffee. Es war nicht der Kalauer im Titel, der uns schlagartig und von heftigem Husten begleitet den letzten Schlaf aus dem Getriebe schüttelte.
Die FDP will Tamara Wernli für sich gewinnen und als mögliche Nationalratskandidatin ins Spiel bringen?
Die Tamara Wernli? Die Ex-Moderatorin und heutige BaZ-Kolumnistin? Ernsthaft?
Die Stillverbots-Wernli? Die «weil gewisse Dinge einfach mal gesagt werden müssen»-Wernli? Die Früher-Glamour-jetzt-eher-so-Gesellschaftskritik-Wernli?
Der Husten liess nach, die Ratlosigkeit wich einer schlimmen Ahnung. Sieht so die pure Verzweiflung aus?
Wir erinnern uns: Um die Basler FDP stehts mittelgut. Entgegen dem nationalen Trend büsste der hiesige Ableger in den Parlamentswahlen 2015 massiv an Stimmen ein, der Nationalratssitz ging an Christoph Eymann von der LDP. Ein Jahr später bei den Grossratswahlen holten die Freisinnigen fast ein Fünftel weniger Stimmen als vier Jahre zuvor.
Parteipräsident Luca Urgese war geknickt und wollte «intensive Ursachenforschung» betreiben. Doch der grosse Hammer sollte erst noch kommen. Petra Gössi, Präsidentin der FDP Schweiz, liess sich mit der Aussage zitieren, dass ihr der Niedergang der FDP Basel-Stadt keine schlaflosen Nächte bereite, solange die LDP (ebenfalls Mitglied der nationalen Partei) weiterhin Stimmen gewinne.
Der kleine Luca und seine Kameraden haben es also wirklich nicht leicht. Da werden ihnen im Sandkasten die Spielzeuge aus der Hand gerissen und auch der Platz auf der tollsten Schaukel wird ihnen noch streitig gemacht. Und dann setzt es erst noch einen Rüffel von der Mama, die der grossen Schwester zärtlich über den Kopf streicht und ihr anerkennend einen Batzen für ein Glace vom Kiosk in die Hand drückt.
Die Streber-Nummer zeitigte keinen Erfolg. Doch wenn Fleiss nicht wirkt, kann man immer noch die Leute vor den Kopf stossen.
Der geschmähte Junge schwor sich, die Gunst seiner Mutter zurückzuerobern. Er gelobte feierlich: «Wir bemühen uns, wieder zum Lieblingskind der FDP Schweiz zu werden. Wir wollen zeigen, dass wir es wert sind.»
Urgese richtete sich die Krawatte, zog den Scheitel nach und schaltete in den Strebermodus. Schon bald konnte er erste Resultate vorweisen. In einem kühnen Manöver wurden die Parteistatuten angepasst und der Name geändert in «FDP. Die Liberalen Basel-Stadt». Ganz Basel hielt den Atem an.
Dann ging es Schlag auf Schlag. Mit Thomas Kessler konnte eine stadtbekannte Figur verpflichtet werden. Der ehemalige Stadtentwickler mit den träfen Sprüchen sollte Lucas Truppe etwas vom verloren gegangenen Profil zurückgeben. Ein eigens ins Leben gerufener Thinktank schrieb ein, zwei Nachmittage lang Schlagworte auf eine Flipchart.
Die Streber-Nummer zeitigte keinen Erfolg. Also wechselte Urgese die Strategie. Wenn Fleiss nicht wirkt, kann man immer noch die Leute vor den Kopf stossen. Die Provokation: der älteste Trick im Kampf um Anerkennung.
Little Luca wollte seiner Mama zeigen, dass in ihm auch ein Bad Boy schlummert. Dass er mehr kann als Statuten über den Haufen werfen und Besserwisser um sich scharen.
So gerne hätte er zuhause Tamara Wernli als seine neue Freundin vorgestellt. Die in AfD-Kreisen beliebte Youtuberin hätte das Teegeschirr im Hause Freisinn gehörig zum Klirren gebracht, hat er sich gedacht. Und vielleicht hätte Gössi, besorgt um seinen Umgang, ihrem Luca wieder etwas Aufmerksamkeit geschenkt.
Daraus wird nach Tamaras Korb aber nichts. Statt Anerkennung gibts so von der Parteimama wohl nur ein mitleidiges Lächeln.