Zwei zufriedene Gesichter prägen den Wahltag für den freiwerdenden Regierungsratssitz von Carlo Conti. Favorit Lukas Engelberger (CVP) freut sich über den Sieg im ersten Wahlgang – und die Grünliberale Martina Bernasconi darüber, es allen gezeigt zu haben. Wer den Sitz schliesslich holt, wird am 22. Juni entschieden.
Mit der Gelassenheit des Tagessiegers erscheint Lukas Engelberger im Basler Wahlforum. Sekundiert von der Parteispitze der CVP, Interimspräsidentin Andrea Strahm und Noch-Gesundheitsdirektor Carlo Conti, taucht Engelberger gut eine Stunde nach der Verkündigung der ersten Resultate im Rathaus auf. Hand ausstrecken, Schulter beklopfen lassen: Von links und rechts holt sich Engelberger die Gratulationen ab für seinen Erfolg im ersten Wahlgang zur Ersatzwahl von Conti.
41 Prozent der gültigen Stimmen gehen gemäss Schlussresultat auf das Konto des Wirtschaftsjuristen. Der 39-Jährige holte 18’873 Stimmen. «Das liegt am oberen Rand meiner Erwartungen», sagt Engelberger, der sich in seinem Wahlkampf bestätigt sieht. Mit einer Burgerbrat-Aktion wollte sich der notorische Krawattenträger volksnah geben, auf den Plakaten warb er mit seiner Kompetenz und Sachlichkeit.
Geringes Absturzrisiko
Engelberger, der seit zehn Jahren unaufgeregt im Grossen Rat politisiert, scheint alles richtig gemacht zu haben – allerdings war das Absturzrisiko auch gering. Die Stimmen verteilen sich im für Basel in dieser Konstellation üblichen Schlüssel auf bürgerlich, links und rechts. Was bei genauerer Betrachtung, dennoch erstaunlich ist: Es ist gar kein linker Kandidat angetreten.
Die Sozialdemokraten hatten Stimmfreigabe beschlossen und sich nicht hinter die grünliberale Martina Bernasconi gestellt. Das hat die linken Wähler nicht davon abgehalten, ihre Stimmen in grosser Zahl an die Philosophin und Lehrerin zu geben, die auf einen Wähleranteil von fast 35 Prozent kommt (16’018).
Farblich abgestimmt mit dem Gemäuer im Rathaus: Martina Bernasconi (GLP). (Bild: Hans-Joerg Walter)
«Mir geht es wie dem Wetter», konstatiert eine strahlende Bernasconi. Sehr glücklich sei sie über das Ergebnis, sie habe bei den Wählern entgegen den Parteistrategien von links und rechts punkten können. Und gegen aus ihrer Sicht unstatthafte Versuche, sie zu diskreditieren: «Was einzelne Exponenten aus dem linken Lager über mich gesagt haben, hat mich schwer enttäuscht. Mit grobfahrlässigen Äusserungen über meine politische Arbeit wollte man mich schlecht machen.»
Für den zweiten Wahlgang am 22. Juni (das absolute Mehr lag bei 24’268 Stimmen) erwartet sie ein offenes Rennen: «Die Chancen stehen fünfzig–fünfzig zwischen mir und Engelberger. Gelingt es mir, gut zu mobilisieren, kann ich den Rückstand noch aufholen.»
Rutschmann wittert Medienkampagne
Das dürfte auch davon abhängig sein, wie sich die SVP entscheidet. Ihr Kandidat Eduard Rutschmann vereinigt knapp 18 Prozent der Stimmen (8111) auf sich. Ob er sich nun zugunsten einer bürgerlichen Geschlossenheit zurückziehe, müsse die Partei entscheiden, er sei bereit, eine Extrarunde einzulegen. «Mein Ziel, einen Durchmarsch der CVP zu verhindern, habe ich bereits erreicht», sagt Rutschmann. Stimmen habe ihn eine negative Berichterstattung, insbesondere der TagesWoche, gekostet, so der pensionierte Grenzwächter aus Riehen: «Ich wurde als Person fertiggemacht.»
Stimmen verloren hat die SVP allerdings auch an den Rechtsaussen-Mann Eric Weber von der Volksaktion, der 2000 Wahlberichtigte (4,5 Prozent) auf seine Seite ziehen konnte. Weber fehlte zum Erleichtern der versammelten Politszene im Wahlforum. Ob er nochmals antritt, ist unklar.
Mehr Intensität verspricht der Wahlkampf auch in der zweiten Runde nicht. Inhaltlich stehen sich Bernasconi und Engelberger nahe, eine anregende Rhetorik pflegt keiner von beiden, Streitlust fehlt komplett. Bernasconi hofft, dass sich die Gewichte im Hintergrund noch zu Ihren Gunsten verschieben, dass Handelskammer und Gewerbeverband nicht allein Engelberger unterstützen, auch das Gespräch mit den Linken will sie nochmals suchen.
Viel zu holen gibt es für sie zumindest bei der SP aber nicht. Parteipräsidentin Brigitte Hollinger bekräftigt den Parteientscheid, Stimmfreigabe zu beschliessen: «Wir haben immer gesagt, dass den Bürgerlichen ein dritter Sitz in der Regierung zusteht.»