Die SBB haben den Gewerblern auf dem Lysbüchel-Areal Ende April gekündigt. Die ersten Mieter gehen nun dagegen vor.
Die Situation wird ernst für die rund 30 Gewerbe- und Industriebetriebe auf dem Lysbüchel-Areal: Die SBB haben ihre Ankündigung wahr gemacht und ihren Mietern Ende April die Kündigung ausgesprochen.
Die SBB wollen als Gründeigentümerin des 70’000 Quadratmeter grossen Areals im südlichen Teil Wohnungen bauen. Das Gewerbe soll sich auf den nördlichen Teil fokussieren.
Der Kanton selber hat im Juni 2013 gemeinsam mit der Stiftung Habitat einen Teil des Lysbüchel-Areals von Coop gekauft, der an das Gelände der SBB angrenzt. Geplant sind ebenfalls Wohnungen, Arbeitsplätze und ein Schulhaus.
Gegen die Kündigung durch die SBB wehren sich nun die ersten Mieter und Untermieter. Karl Mohler, seit 20 Jahren Inhaber eines Malergeschäfts an der Lysbüchelstrasse 140, geht juristisch dagegen vor. Er will die Lagerhalle, in der insgesamt rund 15 Personen tätig sind, nicht wie von den SBB gewünscht Ende Januar 2016 verlassen. Er hofft auf eine Erstreckung des Mietverhältnisses um ein paar Jahre – dann geht er in Rente.
Kein Masterplan vorhanden
Mohler hält die Pläne der SBB und des Kantons, auf dem Areal Wohnen und Arbeiten zu ermöglichen, für «Unfug». «Das Lysbüchel-Areal eignet sich nicht fürs Wohnen. Es ist zu laut.»
Ausserdem, sagt Mohler, störe das Gewerbe in diesem Gebiet niemanden. «Solche Plätze gibt es für uns praktisch nicht mehr in der Stadt.» Mohler kritisiert zudem, dass die SBB bereits Kündigungen aussprechen, obwohl sie noch keinen Masterplan für das Areal haben.
Unterstützung erhält der Maler von seinem Vermieter Rudolf Tanner aus Brissago. Tanner, vertreten durch die Immobilienfirma Ridoma, zieht den Fall nun vor die staatliche Schlichtungsstelle für Mietstreitigkeiten. «Wir haben die Kündigung der SBB bei der Schlichtungsstelle angefochten. Ziel ist es, dass unser Kunde noch ein paar Jahre länger in der Lagerhalle bleiben darf – und somit auch seine Mieter», teilt die Immobilienfirma mit.
Seit Jahren kämpft die IG Lysbüchel gegen ihre Vertreibung im äusseren St. Johann. Für die Umnutzung des Areals in eine Wohnzone brauchen der Kanton und die SBB grünes Licht vom Parlament.
Jean-Marc Wallach, treibende Kraft der Interessengemeinschaft, erhofft sich viel vom politischen Prozess: «Wir haben erst verloren, wenn das Thema auch im Grossen Rat durch ist. Bis dahin ist alles möglich», sagte er im März.