Der Bundesrat hat beschlossen, das von der Schweizer Armee im Kosovo betriebene «Feldlager Casablanca» aufzuheben. Damit verschwindet ein Kernstück der zusehends umstrittenen Auslandeinsätze.
Ende letzten Jahres konnten die Befürworter bewaffneter Auslandeinsätze der Schweizer Armee noch einen Erfolg vermelden: Erstmals führe nun im Kosovo ein Schweizer Offizier eine Nato-Einheit, freuten sie sich. Tatsächlich leitet im Norden der Unruheprovinz im ehemaligen Jugoslawien seit Anfang Jahr der Zürcher Oberst Adolf Conrad ein «Joint Regional Command (JRC)».
Feine Käsegerichte
Doch das sind letzte Zuckungen. Bereits hat das Nato-Oberkommando das Ende der Besatzungs-Mission im Kosovo angekündigt: Der Generalsekretär des Atlantik-Paktes, Anders Fogh Rasmussen sagt: «Bis in spätestens fünf Jahren haben wir nur noch eine kleine Reaktionstruppe dort, oder sind ganz raus.» Die meisten Länder ziehen ihre Truppen schon ab. Auch Österreich, wie der Bundesrat gestern mitgeteilt hat: «Mit der für dieses Jahr vorgesehenen Reduktion des österreichischen Kosovo-Kontingents wird die Belegung des Lagers Casablanca zu gering sein», steht in der Mitteilung. «Deshalb wird Casablanca aufgehoben und die Swisscoy an bereits bestehende andere Standorte in Kosovo verlegt.»
Der erste und einzige Schweizer Truppen-Stützpunkt im Ausland, den unsere Armee bei Suva Reka dreizehn Jahre lang zusammen mit den Österreichern betrieben hat, ist damit Geschichte. Bekannt wurde Casablanca vor allem durch die leckeren Käsegerichte, welche die Schweizer Militärs dort servierten – und dadurch, dass die 220 Swisscoy-Infanteristen für sich und ihre Kampfgefährten stets sauberes und warmes Wasser zum Duschen bereit hielten.
40 Mann zusätzlich für den Abbau
Für den Abbau und den Rücktransport des Stützpunkts, will der Bundesrat die dortige Einheit vorübergehend um 40 Mann aufstocken. Doch ohne eigene Basis, ist eine Besatzungstruppe keine Einheit mehr. Das ist auch die Absicht: Maurer will die Auslandeinsätze neu orientieren – weg von grossen, geschlossenen Kampfeinheiten hin zu leicht oder gar nicht bewaffneten Spezialisten, die einzeln oder in kleinen Gruppen besondere Aufgaben wahrnehmen – als Minenräumer etwa oder beim humanitären Wiederaufbau.