Messe zahlt polnische Billiggipser

Die Messe zahlt polnischen Gipsern, die auf der Messestelle zu Dumpinglöhnen gearbeitet haben, den Lohn nach. Ihr Arbeitgeber hatte sie fristlos entlassen, nachdem der Fall publik geworden war.

Auf der Gross-Baustelle der Messe Basel gibts einiges zu flicken. (Bild: Michael Würtenberg)

Die Messe zahlt polnischen Gipsern, die auf der Messestelle zu Dumpinglöhnen gearbeitet haben, den Lohn nach. Ihr Arbeitgeber hatte sie fristlos entlassen, nachdem der Fall publik geworden war.

Aufgeflogen war der Fall der Dumpinglöhne für ein gutes Dutzend polnischer Gipser anlässlich einer Grosskontrolle auf der Messebaustelle im November. Jetzt meldet die Gewerkschaft Unia, dass die Messe ihr Wort halte und zusammen mit dem Generalunternehmer HRS zwei der polnischen Gipser insgesamt 14’400 Franken Lohn nachzahle.

Es handelt sich dabei um denjenigen Gipser, den ein Vorarbeiter gepackt und auf die Strasse gestellt hatte. Dies, nachdem die Gewerkschaft Unia öffentlich gemacht hatte, dass die polnischen Gipser für 14 Franken pro Stunde bis zu 58 Stunden pro Woche auf der Baustelle arbeiteten. Die zurückgebliebenen Kollegen des polnischen Gipsers glaubten, ihrem Kollegen sei zum Verhängnis geworden, dass er am besten Deutsch sprach. Deshalb hätten seine Vorgesetzten wohl vermutet, er habe gegenüber der Gewerkschaft Unia über die Dumpinglöhne geplaudert und ihn deswegen bestraft.

Gipser fürchtete sich vor Landsleuten

Damals, ein paar Tage nachdem der Gipser von der Baustelle geworfen worden war, wirkte dieser im Gespräch mit der TagesWoche sehr verängstigt. Er befürchtete, seine Landsleute könnten genauso wie er auch entlassen werden und ihn dann dafür mitverantwortlich machen. Er war verzweifelt: «Was sage ich meiner Frau in Polen? Mein Sohn, der mit mir gearbeitet hat, ist verunfallt, und ich bringe nicht einmal Geld nach Hause», sagte er damals.

Diese Sorge ist jetzt weg: Nachdem die Gewerkschaft Unia intervenierte, zahlen Messe und Generalunternehmer HRS dem Vater und Sohn insgesamt 14’400 Franken Lohn nach. Sie springen damit in die Bresche für die Firma Objektplan. Dort waren die beiden Polen angestellt gewesen. Inzwischen hat der Generalunternehmer diese Firma aber von der Baustelle gewiesen, wie die TagesWoche vor kurzem publik machte. Vergeblich hatte die Gewerkschaft zuvor versucht, eine Klage wegen missbräuchlicher Kündigung einzureichen. Der Firmenbesitzer war untergetaucht, die Behörden meldeten «Aufenthaltsort unbekannt».

Die Gewerkschaft Unia kündigt an, nächsten Montag bei einem Treffen mit der Messe und der HRS über alle ihr bekannten Fälle von Lohndumping und «weiteren Vertragsverletzungen» zu informieren.

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