Mit vielen jungen Stimmen in die Zukunft

Elton John, Calexico, The Bosshoss und die Babyshambles: Das sind die grössten Namen, die im Sommer am «Stimmen»-Festival in Lörrach auftreten werden. Daneben finden sich viele interessante, junge Acts aus den Bereichen Folk, Roots und Experimentalmusik. Ein viel versprechender Jahrgang.

Anna Calvi, eine von mehreren britischen Stimmen die beim gleichnamigen Festival aufhorchen lassen werden.

Elton John, Calexico, The Bosshoss und die Babyshambles: Das sind die grössten Namen, die im Sommer am «Stimmen»-Festival in Lörrach auftreten werden. Daneben finden sich viele interessante, junge Acts aus den Bereichen Folk, Roots und Experimentalmusik. Ein viel versprechender Jahrgang.

Das warme Frühlingswetter weckt die Lebensgeister. Und das «Stimmen»-Festival macht bereits Lust auf Sommer: Mit Elan präsentierte Festivalchef Markus Muffler am Donnerstag im Lörracher Burghof das Programm 2014. Der neue Drive an der Spitze des grossen Sommerhappenings manifestiert sich nicht nur in der Präsentation, sondern auch auf der Affiche. Lässt diese doch aufhorchen: Zum Beispiel die britische Sängerin Anna Calvi, deren Debüt im 2011 auch in unserer Redaktion zu den «Alben des Jahres» gehörte und die am 21. Juli live im Burghof zu erleben sein wird.

Musste Muffler im letzten Jahr gesundheitsbedingte Ausfälle beklagen, so kann er nun Kompensationen bestätigen. So hält Elton John sein Versprechen und wird sein Konzert auf dem Lörracher Marktplatz nachholen (23. Juli). Wie uns der Medienverantwortliche Sven Jakobson bestätigt, sind hierfür noch Tickets erhältlich. Auch der junge Bluessänger Charles Pasi will seine Annullation vom letzten Jahr wiedergutmachen und mit seiner Band im Rosenfelspark auftreten.

Sex, Drugs & Rock’n’Roll mit Pete Doherty

Programm und Vorverkauf
Das komplette Programm sowie den Ticketvorverkauf finden Sie auf der Website des «Stimmen»-Festivals.

Mufflers Strategie, das Festival mit einer zeitgemässeren Ausrichtung in die Zukunft zu führen, wird immer sichtbarer, seine Liebe zur angelsächsischen Musik drückt wie schon 2013 im Programm durch. Nebst Anna Calvi wird auch Pete Doherty mit seiner Babyshambles in Lörrach erwartet (wer kann sich noch an sein Gastspiel im proppenvollen Basler Erlkönig erinnern, 2002, damals noch mit den Libertines?). Muffler weiss, dass «man bei dieser Band auf den Frontmann kuckt, diese Skandalnudel, da er einer der kontroversesten Popsänger ist, weil er Sex & Drugs & Rock’n’Roll lebt.» Wie wahr. Dennoch ist es ruhiger geworden um den Sänger. Die Zeiten, als er die Boulevardblätter füllte, scheinen vorbei. Ob die Babyshambles noch Leute ziehen? Und ob sie noch die raue Kraft an den Tag legen, wie vor Jahren in der Basler Kaserne? Gute Fragen.

Weit besser, das war zu erahnen, läuft jedenfalls der Vorverkauf für The Bosshoss, die Berliner mit den Staaten im Herzen und den Harleys unterm Hintern. Für zwei weitere Konzertabende ist der Marktplatz (Maximalkapazität 5000 Besucher) noch reserviert, «doch können wir noch keine weiteren Namen bekanntgeben», so Muffler. Man ist noch in Verhandlungen. Nun, falls es nicht zu spät für Wünsche ist: die kanadischen Superstars Arcade Fire scheinen am 26./27. Juli noch unverplant, ebenso die britischen Melancholiker Elbow.

Partystimmung à la gitane

Wie lange im Voraus manche «Stimmen»-Konzerte heutzutage geplant werden, respektive dass «nach dem Festival vor dem Festival» bedeutet, offenbarte Muffler mit der Anekdote, wie er La Caravane Passe für sich entdeckte: In seinen Sommerferien in Südfrankreich zeigte ihm ein Winzer ein Weingut, im Auto lief ein Stück, das Muffler neugierig machte:  

Zurück in Lörrach suchte er den Kontakt zu dieser Gruppe, die Chanson à la Gitane macht – und sicherte sich ihren Auftritt am 18. Juli. In Frankreich Stars, gehören sie in unserem Sprachraum noch zu den entdeckenswerten Formationen im Programm. Das lässt sich über Calexico nicht sagen, denn sie sind im Dreiländereck bereits bestens etabliert – unvergesslich ihre bisherigen Auftritte an «Stimmen» und zuletzt, 2012, im Basler Volkshaus. Ebenfalls aus den USA wird John Grant erwartet, ein Sänger und Songwriter, der es verdient hätte, gehört zu werden.

Das lässt sich auch über drei Basler Formationen sagen, die den Weg ins Stimmen-Programm gefunden haben: The bianca Story, die vor dem legendären britischen Protestsänger Billy Bragg auftreten werden, brauchen wir nicht mehr näher vorzustellen, wohl aber End und Goldbarne.

Basler Entdeckungen im Programm  

End werden ihren atmosphärisch-hypnotischen Alternativerock an einer Aftershow im Burghof darbieten. Die Novität des letzten Jahres hat sich gemäss Muffler bewährt: «Das war eine tolle Sache, jeweils 350 Leute genossen es, nach den Marktplatzkonzerten noch in eine Clubatmosphäre einzutauchen.»

Goldbarne wiederum treten im Rahmen des erstmals lancierten Festival-Warmups auf: «Stimmen on Tour». Ein Prolog, mit dem die Konzertreihe Tage vor dem offiziellen Start auf sich aufmerksam machen will. «Ich hatte immer das Gefühl, dass ausserhalb Lörrachs das Festival zwar wahrgenommen wird, aber nicht so intensiv, wie man sich das gerne wünscht», sagte Muffler. Bisher stehen Schopfheim, Binzen und Lörrach als Standorte fest. Ob auch ein Festival-Warmup auf Schweizer Boden zustande kommt, ist noch in der Abklärung.

Festival-Abschluss in Augusta Raurica

Sicher ist aber, dass «Stimmen» wieder den Sprung über die Landesgrenze machen wird: Im Riehener Wenkenpark wird für einmal kein Open-Air-Fest gezündet, sondern der intimere Rahmen der Reithalle ausgelotet – mit akustisch basierter Musik der britischen Acapella-Gruppe Vive und des Ensemble Phoenix Munich.

Und in August Raurica wird das Festival am 2./3. August mit zwei portugiesischen Nächten abgeschlossen. Die junge Fado-Sängerin Carminho singt gleich zweimal, wobei sie sich zum Abschluss zu einer besonderen Produktion hinreissen liess: Einen Auftritt in Begleitung der Basel Sinfonietta.  

Womit das Festival auch eine sprachliche Klammer schliesst – knüpft es doch in diesem Jahr an die Fussball-WM in Brasilien an. Gerade auch mit Blick auf diesen Grossevent haben die «Stimmen»-Verantwortlichen sinnvollerweise entschieden, die Konzerttermine nach hinten zu verlegen und die Daten kompakter zu arrangieren. 

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