Museum als Mogelpackung?

Die Bildungs- und Kulturkommission kritisiert das Schweizerische Sportmuseum scharf und fordert eine Verkürzung der Subventionsperiode.

(Bild: zVg)

Die Bildungs- und Kulturkommission kritisiert das Schweizerische Sportmuseum scharf und fordert eine Verkürzung der Subventionsperiode.

Das Schweizerische Sportmuseum hat bei der baselstädtischen Bildungs- und Kulturkommission (BKK) einen schweren Stand. Vor zwei Jahren entschied sich die BKK erst im zweiten Anlauf für eine Subvention des Museums.

Im eben erschienenen Ausgaben­bericht zur Subvention der Jahre 2013–2015 (siehe Hintergrund dieses Artikels) hagelt es erneut Kritik: zu hohe Schulden, fehlende finanzielle Transparenz, von «beträchtlichen Risiken» und «Alarmzeichen» ist die Rede. Der Stiftungsrat vernachlässige seine Verantwortung und lasse der Geschäftsleitung zu viel Spielraum. «Es ist eines unserer schwierigsten Geschäfte», sagt Kommissionssprecherin Martina Bernasconi. Die Buchhaltung sei «dilettantisch», das Museumskonzept eine «Mogel­packung».

Im Sommer 2011 eröffnete die Stiftung Sportmuseum auf dem Dreispitzareal ein Begehlager mit rund 150’000 Exponaten. Daneben betreibt die Stiftung ein mobiles Museum, mit dem sie schweizweit an Sportanlässen präsent ist. «Wir funktionieren anders als andere Museen. Das ist für die Kommission irritierend», erklärt Museumsleiter Gregor Dill.

Dill bleibt gelassen

Die erneuten Vorwürfe der BKK nimmt er gelassen. Immerhin empfiehlt die Kommission dem Parlament, die Subvention von jährlich 150’000 Franken zu bewilligen. Allerdings mit einer um ein Jahr verkürzten Laufdauer und unter Auflagen. Unter ­anderem verlangt die BKK einen detaillierten Business- und Sanierungsplan. Auch soll der Kanton nur dann zahlen, wenn das Baselbiet einen Beitrag in mindestens gleicher Höhe beisteuert.

Für Gregor Dill kein Grund zur Beunruhigung. «Wir haben Freude am Entscheid der Kommission. Wir waren überrascht, dass sie sich im ersten Anlauf für eine Subventionierung ausgesprochen hat.» Eine Schuldensanierung sei im Gange. Dabei setze die Stiftung auf langfristige Bankpartner und eine moderate Gewinnausweispolitik.

Dill sieht kein Fehlverhalten aufseiten des Sportmuseums. Aus seiner Sicht fehlt es der Kommission an Sachkenntnis. «Den Mitgliedern fehlt die Zeit, sich umfassend mit dem Sportmuseum aus­ein­an­der­zusetzen.» Ausserdem sei die Sportaffinität in der Kommission unterdurchschnittlich.

«An der Grenze zur Illegalität»

BKK-Sprecherin Bernasconi hat wenig Verständnis für die Reaktion des Museumsleiters. «Wir beantragen eine Kürzung der Laufdauer für die Subventionen. Das ist nicht locker gemeint.» Längerfristig könne es mit dem Sportmuseum nicht weitergehen wie bisher. Dass die Museumsleitung den Wert der Sammlung erhöht habe, um die Finanzen aufzubessern, sei «an der Grenze zur Illegalität», das Begeh­lager auf dem Dreispitz ein wildes Sammelsurium. «Für unseren Begriff ist das kein Museum.»

Die Kommission schiesst scharf, der Museumsdirektor zuckt mit den Schultern. Rückendeckung erhält er vom Stiftungsratspräsidenten Paul Engelmann. Dieser beschwichtigt: «Gregor Dill und ich stehen in regelmässigem Kontakt. Es besteht ein Vertrauensverhältnis.» Finanzielle Transparenz sei im Interesse des Museums. Die aktuelle Diskussion bewege sich aber eher auf emotionaler als auf sachlicher Ebene.

In rund zwei Wochen muss der Grosse Rat über die zukünftige Subventionierung des Schweizerischen Sportmuseums befinden.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 25.01.13

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