Napoli wird zugemüllt, liest man überall. Tatsächlich ist die süditalienische Metropole laut und dreckig. Aber auch voller Charme, Schwefel und Fussballkultur. Zur Erholung gänzlich ungeeignet, lockt Neapel mit abenteuerlichen Attraktionen.
Wo der Schwefeldampf aus der Erde Zischt: Phlegräische Felder bei Pozzuoli.
(Bild: Lukas Mannhart)Das seit dem Baubeginn 1279 öfters umgebaute Castel Nuovo mit seinem aus dem 15. Jahrhundert stammenden Haupteingang.
(Bild: Lukas Mannhart)Die für eine Kirche eher ungewöhnliche Fassade der Chiesa del Gesù Nuovo rührt daher, dass das Gebäude bis ins 16. Jahrhundert ein bürgerlicher Palast war.
(Bild: Lukas Mannhart)Luxuriöse Shoppingmeile in der Galeria Umberto I.
(Bild: Lukas Mannhart)Eingang in die Unterwelt.
(Bild: Lukas Mannhart)Manchmal entsteht auch Kreatives aus dem Müllproblem.
(Bild: Lukas Mannhart)Alle, die je in Napoli waren, haben von dieser Stadt geschwärmt. Andererseits finden aus der süditalienischen Metropole nur selten gute Nachrichten den Weg zu uns. Was tun? Mir selber ein Bild machen. Dass mich die Stadt dermassen begeistern würde, hätte ich nicht erwartet. So viel vorweg: Napoli ist laut und dreckig. Immer sehr laut, manchmal sehr dreckig. Doch genau diese zwei Eigenschaften machen so viel vom Charme dieser Stadt aus.
Den tosenden Verkehr buche ich als Gratis-Touristenattraktion ab. Verblüffend zu sehen, wie sich die Autos an einer vielbefahrenen Kreuzung ineinander verkeilen, das Getümmel sich jedoch nach wenigen Minuten wieder auflöst, unter leidenschaftlichem Einsatz der Hupen. Dazu das Müllproblem, das sich in den letzten Jahren zwar etwas entschärft haben soll. In vielen von den Hauptrouten der Touristen etwas entfernten Gassen, sieht es aus wie nach einem Volksfest, bei dem die Putzkolonne vergessen wurde.
Charme aus Dreck: Quartierstrasse in Napoli. (Bild: Lukas Mannhart)
Zur Erholung gänzlich ungeeignet
So ist die Stadt zur Erholung gänzlich ungeeignet, doch zu diesem Zwecke habe ich den Urlaub nicht angetreten und beschliesse, dahin zu gehen, wo es sicher noch lauter werden wird: ins Stadio San Paolo zum Fussballspiel des SSC Napoli. Der Club gilt als die Referenz des süditalienischen Fussballs, der einzige Verein der Region, der mit jenen aus dem reichen Norden mithalten kann.
Dabei identifiziert sich der Verein immer noch vor allem mit einem: Diego Armando Maradona. Die Popularität der argentinischen Fussballlegende ist noch immer ungebrochen. Vor dem Stadion werden T-Shirts mit seinem Konterfei verkauft, im Stadion viele Fahnen, die sein Gesicht zieren, in der Stadt selber unzählige Graffiti, welche ihm huldigen. So spielt sein Geist immer noch bei den Azzurri mit. Die Stimmung der 40’000 Zuschauer ist unbeschreiblich gut und ausgelassen, und ich bin sehr froh, dass ich meine Ferien zeitlich so gelegt habe, dass es mir zum Fussball gereicht hat.
Schwefeldämpfe und Unterwelt
Am Tag nach dem Feuerwerk im Stadion (zugegebenermassen eher auf den Zuschauerrängen denn auf dem Spielfeld) beschliesse ich, mir ein natürliches Hitzespektakel anzusehen. Dazu fahre ich an den westlichen Rand der Stadt zu den Phlegräischen Feldern (vom selben Magmakanal wie der Vesuv gespiesen, jedoch um einiges aktiver), in denen der noch aktive Vulcano Solfatara liegt.
Schnell wird klar, warum in der Antike genau hier der Eingang zur Unterwelt vermutet wurde. Es blubbert und zischt aus dem Boden. Das lädt zwar nicht unbedingt zum längeren Verweilen ein, macht den Ausflug aber zu einer absolut faszinierenden Exkursion. Dazu steigen Schwefeldämpfe auf, die für die Nase eine kleinere Tortur darstellen.
Die Stadt unter der Stadt
Zurück in der Stadt beschliesse ich, Napolis realen Untergrund zu besichtigen: Napoli Sotterranea. Die Stadt unter der Stadt diente einerseits zur Gewinnung von Baumaterial für die Häuser, andererseits wurde das System angelegt, um die Bewohner mit Trinkwasser zu versorgen (und diente im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker). Alleine der Abstieg über eine enge Treppe 30 Meter unter das Strassenniveau verzückt.
Unten angekommen entwickelt sich das Ganze zu einem System aus verschlungenen Gängen und Labyrinthen. Für Klaustrophobiker gänzlich ungeeignet (teilweise sind die Tunnels weniger als einen halben Meter breit), für Härtergesottene jedoch unbedingt einen Besuch wert.
Und das wars dann leider auch bereits für ein Wochenende. Für eine Vielzahl an Attraktionen (Vesuv, Pompeji, Capri) reicht ein einziges Wochenende nicht. Das mag man bedauern. Aber das hat auch den Vorteil, dass man auf jeden Fall wieder hin muss.
- Essen: Es macht keinen Sinn, für Napoli einen Restauranttipp abzugeben. Egal, wo man sich hinsetzt: Man wird immer gut essen. Solange nicht die Pizza, belegt mit Wurstel und Pommes (sic!), bestellt wird.
- Kaffee & Wein: Auch in Sachen Kaffee oder Wein ist es nahezu unmöglich, in Napoli schlechte Qualität zu finden. Besonders ans Herz legen möchte ich allerdings die Bar Nilo (Via San Biagio Dei Librai 129) wegen ihres im Innern angebrachten Maradona-Schreins.
- Schlafen: Hotel Europeo and Flowers; das Hotel bietet zwar nicht besonders viel Komfort, was jedoch durch das freundliche Personal und vor allem durch die unglaublich gute Lage inmitten der Altstadt wettgemacht wird. Via Mezzocannone 109/c.