In der Nacht auf Donnerstag hat es im Flüchtlingscamp Souda auf der Ägäisinsel Chios gebrannt. Berichtet wird von Ausschreitungen. Was nicht mitgeteilt wurde, erzählt jetzt Baschi Seelhofer. Der Basler war vor Ort.
In der Nacht auf Donnerstag ist es auf der Ägäisinsel Chios zu schweren Ausschreitungen beim Flüchtlingscamp Souda gekommen.
(Bild: «Baas»)Was in den offziellen Mitteilungen nicht steht: Griechische Neonazis waren massgeblich involviert.
(Bild: «Baas»)Baschi Seelhofer war dabei: «Beide Eingänge zum Camp waren von Anhängern der rechtsextremen griechischen Partei ‹Golden Dawn› blockiert», berichtet der Basler. Und weiter:
(Bild: «Baas»)«Rund 60 bis 80 Neonazis standen dort mit Schlagstöcken bewaffnet. Sie bewarfen das Camp, das sich in einer Mulde befindet, mit grossen Pflastersteinen und feuerten Feuerwerkskörper in Richtung der Zelte.»
(Bild: «Baas»)Im Verlauf der Nacht brannte schliesslich ein grosses Wohnzelt unter ungeklärten Umständen ab, Verletzte soll es keine gegeben haben. Seelhofer macht die griechische Polizei mitverantwortlich für die Eskalation.
(Bild: «Baas»)In der Nacht auf Donnerstag ist es auf der Ägäisinsel Chios zu schweren Ausschreitungen beim Flüchtlingscamp Souda gekommen. Das ist in zahlreichen Medien zu lesen. Was nicht zu lesen ist: Dass griechische Neonazis massgeblich involviert waren. In der «NZZ» etwa, die eine Agenturmeldung dazu aufgeschaltet hat, ist von Flüchtlingen und Migranten die Rede, die gegen die Zustände im Camp rebelliert hätten.
Der Basler Baschi Seelhofer betreibt mit seiner NGO «Be Aware and Share» (Baas) zwei Schulen für Flüchtlinge auf der kleinen Insel, dazu ein Jugendzentrum. Er war vor Ort, als es zu den Krawallen kam. Und er erzählt eine andere Version der Geschichte.
Seelhofer schildert die Lage so:
Im Verlauf der Nacht brannte schliesslich ein grosses Wohnzelt unter ungeklärten Umständen ab, Verletzte soll es keine gegeben haben. Seelhofer macht die griechische Polizei mitverantwortlich für die Eskalation. Zwar seien Einheiten der Riot Police vor Ort gewesen, sie hätten aber die Rechtsextremen gewähren lassen: «Die Polizei hat gar nichts unternommen und damit die Stimmung weiter angeheizt.»
Gegen drei Uhr morgens hätten die Krawalle ein Ende gefunden. Später soll es zu Verhaftungen gekommen sein, allerdings habe die Polizei nur Flüchtlinge festgenommen, sagt Seelhofer. Auch er selbst geriet als Flüchtlingshelfer in den Fokus der Angreifer. Er und zwei weitere Helfer hätten sich zurückziehen müssen, erzählt der Basler, der die Angriffe auf das Camp mit seiner Kamera dokumentiert hat.
Seelhofer und seine NGO haben eben erst eine zweite Schule für Flüchtlingskinder eröffnet. Rund 300 Schülern, die teilweise seit Monaten auf der Insel festsitzen, bieten sie eine Grundbildung – und einen Rest Normalität.
Viele von ihnen, die meisten Syrer, Afghanen oder Iraker warten auf die Behandlung ihres Asylgesuchs – oder auf die Abschiebung in die Türkei. Im Camp, das für 600 Bewohner ausgelegt ist, hausen mittlerweile 800 bis 1000 Vertriebene unter widrigsten Umständen. Zeitweise waren dort 3000 Flüchtlinge untergebracht.
Angriffe gegen Schüler seiner Flüchtlingsschule
Auch das Schulleben werde durch die Krawalle beeinträchtigt, sagt Seelhofer. Seine Schüler seien am Donnerstag massiv von Anwohnern angefeindet worden. Das Camp befindet sich inmitten eines Wohnviertels, bei den Ausschreitungen wurden Wohnhäuser von Feuerwerk getroffen. Zudem kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Protestaktionen von Flüchtlingen gegen die Zustände im Camp. «Ich verstehe die Frustration der Inselbewohner sehr gut», sagt Seelhofer.
Aufgeben will Seelhofer nicht: Sein durch Spenden finanziertes Projekt werde allen Widrigkeiten zum Trotz weitergeführt.