Mit der öffentlichen Auflage des Bebauungsplans für den «Campus Gesundheit» tritt das Neubauprojekt des Klinikums 2 des Universitätsspitals Basel in eine weitere konkrete Phase. In der Zwischenzeit wurde das heftig umstrittene Wettbewerbsprojekt deutlich überarbeitet.
Es geht um viel beim geplanten Neubau des Klinikums 2 des Universitätsspitals Basel. Dies war an der Medienorientierung über den Bebauungsplan für das Spitalareal deutlich zu spüren. Dass an diesem Anlass zwei Regierungsräte, der Verwaltungsratsratspräsident und der Direktor des Universitätsspitals Basel sowie der Kantonsbaumeister und mit ihm einige seiner Kaderleute anwesend waren, war nicht unbedingt aussergewöhnlich. Auffallend aber war, wie engagiert und vehement sich die Anwesenden für ihr Projekt ins Zeug legten.
Mit der öffentlichen Auflage des Bebauungsplans und dessen Weiterverarbeitung in einen konkreten Ratschlag des Regierungsrat tritt das Neubauprojekt des in die Jahre gekommenen Klinikums 2 in die entscheidende politische Phase. Und weil das siegreiche Wettbewerbsprojekt bereits bei seiner ersten Präsentation im Juni 2013 einen Sturm der Empörung ausgelöst hatte, fühlten sich die Verantwortlichen offensichtlich bemüssigt, die Bedeutung dieses Projekts für das Gesundheitssystem der ganzen Region besonders nachdrücklich zu betonen.
Neues Spital für die nächste Generation
Carlo Conti, Vorsteher des Gesundheitsdepartements, betonte, dass es letztlich um einen Grundsatzenrscheid gehe, ob man ein universitätsmedizinisches Zentrum an diesem Standort wolle oder nicht. «Und wenn man es will, muss man auch ein gewisses Volumen in Kauf nehmen.» Kantonsbaumeister Fritz Schuhmacher sprach von einem «existenziellen Projekt» und Regierungsrat Hans-Peter Wessels, Vorsteher des Bau- und Verkehrsdepartements, sagte nicht ganz ohne Pathos: «Wir bauen ein neues Spital für die nächste Generation.»
Auch Spitaldirektor Werner Kübler und Verwaltungsratspräsident Michel Plüss betonten die immense Wichtigkeit des Neubauprojekts. Allerdings wurde diese auch von den schärfsten Kritikern niemals in Abrede gestellt. Umstritten ist nicht der Inhalt, sondern die Form: die Fassadengestaltung, die erdrückende Nähe zu den benachbarten Baudenkmälern und die unmittelbar anschliessende historische Altstadt und vor allem der Bettenturm, der mit einer Höhe von rund 60 Metern die Gemüter nicht nur von sektiererischen Heimatschützern in Wallung gebracht hat.
Bauprojekt deutlich überarbeitet
Beim äusseren Erscheinungsbild des Neubauprojekts hat sich nun aber einiges getan. «Man konnte aus dem kritisch verfassten Jurybericht herauslesen, dass der städtebauliche und architektonische Habitus auch unsere Erwartungen nicht erfüllt hat», sagte Kantonsbaumeister Schumacher, der den Vorsitz der Wettbewerbsjury innehatte. Und er präsentierte nun an der Medienkonferenz ein nach eigenen Angaben «anderes, gereiftes» Projekt, das aus einem «spannenden, mehrmonatigen Überarbeitungsprozess» hervorgegangen sei.
In der Tat sieht man sich nun einem Bauprojekt gegenüber, das äusserlich auf den ersten Blick nicht mehr viel gemein zu haben scheint, mit dem Wettbewerbsprojekt das die Zürcher Architekten Lorenzo Giuliani und Christian Hönger ursprünglich eingereicht hatten. Die ursprünglich wuchtig wirkende Gitterstruktur der ursprünglich sandfarbenen Fassade wirkt nun neu strukturiert und deutlich aufgehellt um einiges leichter. Die überaus wuchtige Auskragung der Fassade beim Eingangsbereich bei der Predigerkirche ist verschwunden, ebenso der seltsame Knick der Fassadenfront auf den Petersgraben- Neu ist diese Front in der Mitte mit einer vertikalen Stufe versehen.
Respektvolle Distanz zu den Baudenkmälern
Auch hält das überarbeitete Neubauprojekt nun eine respektvollere Distanz zu den benachbarten Baudenkmälern Peterskirche und Markgräflerhof. Die Distanz zur Kirche wurde um knapp zweieinhalb Meter vergrössert und beim Markgräflerhof wirkt sich vor allem der Umstand positiv aus, dass der Bettenturm nicht mehr am Blockrand unmittelbar neben dem historischen Nachbargebäude in die Höhe ragt, sondern ein paar Meter weit ins Innere des Behandlungs- und Pflegetrakts gerückt wurde. Aber eben: Der Turm ist nach wie vor vorhanden und vom Kleinbasel sowie von den Rheinbrücken aus gut sichtbar, wie auch aus den Visualisierungen hervorgeht.
Angesprochen auf die äusserlich doch prägenden Änderungen betonten gleich mehrere der anwesenden Vertreter von Spital und Verwaltung mit grossem Nachdruck, dass Änderungen in diesem Ausmass bei Bauprojekten dieser Grössenordnung durchaus üblich seien. Im Prinzip handle es sich nach wie vor um das selbe Bauprojekt, ausser dass die Fassade anders gestaltet worden sei und sich die Aussenlinien verschoben hätten, sagte Schumacher. Und Spitaldirektor Kübler ergänzte, dass die Hauptnutzfläche trotz einiger Anpassungen am Gebäudevolumen nicht abgenommen habe.
Jetzt ist die Politik am Zug
Vom 31. März bis 29. April wird nun der rechtlich notwendige Bebauungsplan für das Areal im Hochbau- und Planungsamt an der Rittergasse 4 öffentlich aufgelegt. Danach fliesst dieser in einen regierungsratlichen Ratschlag an den Grossen Rat ein. Je nachdem, wie und wie lange sich die parlamentarische Bau- und Raumplanungskommission mit dem Geschäft befassen wird, hofft Wessels, dass das Geschäft noch in diesem Jahr vom Grossen Rat behandelt werden kann. Ein allfälliges Referendum gegen den Bebauungsplan käme dann im nächsten Jahr zur Abstimmung, so dass frühestens 2017 mit dem Baubeginn zu rechnen sei – ein kompliziertes Bauverfahren bei laufendem Betrieb, das sich dann über einen Zeitraum von zehn Jahren hinziehen wird.
Aber das Neubauprojekt muss zuerst alle politischen Hürden überwinden. Dass dies nicht nicht ganz einfach werden könnte, gaben auch die Verantwortlichen zu. «Ein Hochhaus in diesem Perimeter ist eine heikle Geschichte», sagte Schumacher. Die Bau- und Raumplanungskommission hat bereits in ihrem Bericht zum Hochhaus des Biozentrums Bedenken angemeldet: «Insgesamt kann das vorgesehene Hochhaus aus der Fernwirkung bestenfalls als erträglich bezeichnet werden, und auch dies nur, weil es erstens eine massvolle Höhe nicht überschreitet und zweitens genügend Abstand vom historischen Stadtkern hat.» Dieser Abstand wäre beim Neubauprojekt für das Klinikum 2 nicht mehr gegeben.