Nimmergrün

Immergrüne Büsche in den Gärten der Region bekommen plötzlich braune Blätter. Es sieht so aus, als seien viele Pflanzen erfroren, doch tatsächlich sind die meisten verdurstet.

Braune Blätter statt immergrün: Viele Pflanzen in der Region sind vertrocknet. (Bild: Matieu Klee)

Immergrüne Büsche in den Gärten der Region bekommen plötzlich braune Blätter. Es sieht so aus, als seien viele Pflanzen erfroren, doch tatsächlich sind die meisten verdurstet.

Viele immergrüne Pflanzen machen ihrem Namen zur Zeit gar keine Ehre: statt grün sind viele Blätter braun. Was auf den ersten Blick so aussieht, als seien die Pflanzen im kalten Winter mit den zweistelligen Minustemperaturen erfroren, trifft bei den meisten Pflanzen nicht zu. Genau genommen sind die meisten nämlich verdurstet, wie Alois Leute von der Münchensteiner Gartenbaufirma Plantago erklärt.

Ist der Boden wie diesen Winter bis zu einer Tiefe von 70 Zentimetern gefroren, können immergrüne Pflanzen kein Wasser mehr aufnehmen. Die immergrünen Pflanzen sind jedoch im Gegensatz zu Sträuchern, die im Herbst ihre Blätter verlieren, auf Wasser angewiesen, denn über ihre grünen Blätter verdunsten sie stetig Flüssigkeit. Ist der Boden über längere Zeit gefroren und scheint erst noch gleichzeitig die Sonne, trocknen die immergrünen Pflanzen rasch aus.

Schattenseiten der Wintersonne

Je mehr ein solcher Strauch der Sonne ausgesetzt ist, desto rascher vertrocknet er. Während Büsche an Schattenlagen länger mit wenig Wasser auskommen, vertrocknen diejenigen an der Sonne und werden braun. Betroffen sind in der Region vor allem nicht einheimische Pflanzen wie Loorbeersträucher aus dem Kaukasus, Oliven oder Palmen aus dem Mittelmeerraum oder Bambus. Doch diesen Winter vertrocknete selbst einheimisches Efeu. Besonders betroffen waren Pflanzen in Töpfen, da diese noch schneller durchfrieren. Nur die immergrünen einheimischen Eiben, Fichten und Föhren litten kaum.

Selbst der botanische Garten der Universität Basel blieb nicht verschont: Steineiche, Korkeiche und Zistrosen aus dem Mittelmeerraum sind teilweise erfroren. Und dies obwohl die Fachleute die Pflanzen mit Vlies eingepackt und die Wurzelstöcke abgedeckt haben. «Mit den milden Wintern haben wir immer mehr gewagt. Wir wussten, dass damit das Risiko von Frostschäden steigt», sagt Bruno Erny, Leiter des botanischen Gartens.

Grün ist die Hoffnung

Doch sind die vertrockneten Pflanzen in den Gärten überhaupt noch zu retten? Experte Alois Leute rät, vertrocknete Pflanzen erst einmal «durchdringend» zu wässern – vorausgesetzt der Boden ist nicht mehr gefroren. Die geschädigten Sträucher mit einem Vlies vor der Sonne zu schüzten, sei nur präventiv sinnvoll. Dazu sei es jetzt zu spät. Wer wissen will, ob ein Strauch überhaupt noch zu retten ist, nimmt ein Messer und wetzt etwas Rinde ab. Als Faustregel gilt: Ist die Pflanze auch im Innern, also selbst das Holz braun, droht der «Totalschaden» und die verdorrte Pflanze muss kräftig zurückgeschnitten oder gar gerodet werden.

Kommt hingegen unter der obersten Schicht Grün zum Vorschein, ist noch nicht alles verloren. Gärtner empfehlen, diese Pflanzen nicht voreilig zu roden, denn häufig sind dann nur die Spitzen der Triebe und die Blätter geschädigt. Dann gilt es ein paar Wochen abzuwarten, ob der Strauch noch einmal austreibt. Wer aber gar nichts unternimmt, risikiert weiteres Ungemach: So stark geschwächte Pflanzen sind im Frühling und Sommer anfällig auf Krankheiten und Pilze.

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