Noch kommt die Wirtschaft zuerst

Bei der Zusammenarbeit mit dem Kanton Jura soll der Fokus verstärkt auf die Bildung gerichtet werden, wird nun gefordert.

Willkommen im Jura, dem Kanton mit dem vielen freien Raum für neue Unternehmen. (Bild: Keystone)

Bei der Zusammenarbeit mit dem Kanton Jura soll der Fokus verstärkt auf die Bildung gerichtet werden, wird nun gefordert.

Kürzlich war der jurassische Regierungspräsident Michel Probst wieder einmal zu Besuch bei seinem Basler Kollegen Guy Morin. Gemeinsam standen die beiden der Regiokommission des Grossen Rates Rede und Antwort. Wie schon so häufig lobten sie sich selbst und ihre Zusammenarbeit. Und wie schon so oft versprachen sie auch, dass in Zukunft alles noch besser werde, gerade im Bereich des wirtschaftlichen Austauschs.

Die Regiokommission interessierte sich aber nicht nur für unternehmerische Fragen, sondern auch für schulische. Gerade in der Bildungspolitik gebe es einigen «Handlungsspielraum», hielt die Kommission fest und wies auf ein Vorzeigeprojekt hin: die Klassen, die das Regionale Gymnasium Laufental-Thierstein und das Lycée cantonal in Porrentruy gemeinsam führen.

Neuer Vorschlag

Die ersten beiden Jahre gehen die Schüler in Laufen in die Schule, die beiden darauf­folgenden Jahre in Porrentruy. Im Laufner Gymnasium wird mehrheitlich auf Deutsch unterrichtet, im Lycée cantonal auf Französisch. «In jeder Bank sitzt ein Jugendlicher aus der Deutschschweiz neben ­einem aus dem Jura. Bei Verständnisproblemen helfen sie sich gegenseitig. Das bewährt sich bestens», sagt Isidor Huber, Rektor des Laufner Gymnasiums.

Noch läuft aber erst die Pilotphase bis 2016. Huber würde das Projekt danach aber gerne fortsetzen. «Weil Französisch für die Schülerinnen und Schüler genau gleich wichtig ist wie Englisch.» Davon ist Huber ebenso überzeugt wie der Basler Regierungspräsident Guy Morin. Nach Ansicht des Rektors müssten darum auch andere Schulen ähnliche Angebote anbieten wie die Gymnasien von Laufen und Porrentruy. Und auch eine zweisprachige Berufsausbildung könnte er sich sehr gut vorstellen.

Grosse Hoffnungen

Bis auf Weiteres steht bei der Zusammenarbeit allerdings nicht die Bildung im Zentrum, sondern die Wirtschaft. Seit 2010 ist der Kanton Jura bei Basel Area dabei, der Standortpromotion der beiden Basel. Dort spricht man von einem Erfolg. Im vergangenen Jahr seien im Jura sechs Firmen mit 24 Arbeitsplätzen dank der Unterstützung von Basel Area angesiedelt worden. Und in Zukunft sollen es noch sehr viel mehr werden, sagt Regula Matzek, Director Marketing und Communications bei Basel Area.

Ein gutes Beispiel sei die Fossil-Gruppe in Glovelier, die in diesem Jahr 30 Arbeitsplätze schafft. Bis 2015 sei der Ausbau der Produktion auf über 100 Beschäftigte geplant. Das zeige, dass die Uhren­industrie und ganz generell die Hightech-­Produktion eine Zukunft habe im Jura – Mikrotechnologie, Maschinenbau, Medizinaltechnik. Die Regierung in Delémont selbst setzt ­zudem gros­se Hoffnung auf die erneuerbaren Energien und die entsprechenden Anlagen – die ebenfalls im Jura hergestellt werden sollen. Der «Armen-Kanton» der Schweiz hat Grosses vor.

Artikelgeschichte

Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 22.11.13

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