Nur bei den Linken gibts mehr Frauen

Einige SP-Männer haben aber nicht nur Freude daran, dass es in ihrer Partei eine Geschlechterquote gibt.

Im 100-köpfigen Basler Parlament sitzen derzeit nur 35 Frauen. (Bild: Grosser Rat BS )

Einige SP-Männer haben aber nicht nur Freude daran, dass es in ihrer Partei eine Geschlechterquote gibt.

Nicht nur in den Chefetagen von Unternehmen sind die Frauen untervertreten, auch in der Politik. Wie gross die Kluft zwischen Mann und Frau ist, zeigt ein Blick auf die Gesamterneuerungswahlen in Basel-Stadt vom 28. Oktober. Unter den 14 Personen, die in die Regierung möchten, befindet sich nur eine Frau: die bisherige Eva Herzog (SP).

Die bürgerlichen Parteien FDP, CVP, SVP und LDP haben es wieder nicht geschafft, eine Frau für die Exekutive aufzustellen (überhaupt wurde noch nie eine bürgerliche Frau in die Basler Exekutive gewählt). Zwar hatten die Freisinnigen 2006 Saskia Frei für die Ersatzwahl von Jörg Schild ins Rennen geschickt, sie verpasste jedoch das absolute Mehr und wurde dann im 2. Wahlgang durch Hanspeter Gass ersetzt.

Seither herrscht bei der FDP punkto Frauenförderung das grosse Schweigen. Als sich im März für die Nachfolge von Hanspeter Gass nur Männer zur Verfügung stellten, gab es keinen Widerstand von seiten der Frauen. Die Freisinnigen haben sich offensichtlich mit dieser Situation abgefunden.

Im Ungleichgewicht stehen auch die Grossratswahlen. Insgesamt 769 Personen wollen ins Basler Parlament, darunter jedoch nur 262 Frauen. Derzeit sitzen im 100-köpfigen Grossen Rat 65 Männer und 35 Frauen. Düster sieht es vor allem in den Fraktionen der SVP und der FDP aus: Jeweils nur eine Frau politisiert dort. Zudem ist bei den Freisinnigen der Frauensitz gefährdet: Ihre einzige Frau, Christine Heuss, tritt nicht mehr zu den Wahlen an. Es ist nicht auszuschliessen, dass die FDP-Fraktion nach den Wahlen ohne Frau dasteht.

Männer kämpfen bei der SP um Nomination

Ganz anders sieht die Situation bei den Linken aus. Dort überwiegt der Frauenanteil. Das 14-köpfige Grüne Bündnis etwa zählt 8 Frauen. Die SP-Fraktion, die insgesamt aus 32 Mitgliedern besteht, 19. Das kommt nicht von ungefähr. Frauen werden bei den Sozialdemokraten spezifisch gefördert. Bei den Genossinnen und Genossen gibt es eine Geschlechterquote von 60 zu 40. Will heissen: Jedes Geschlecht soll mit mindestens 40 Prozent verteten sein.

Die SP-Mitglieder müssen sich bei Nominationen strikt an die Geschlechterquote halten. So kam es bei den Grossratsnominations-Vorwahlen in den sieben verschiedenen SP-Sektionen teils zu Kampfwahlen zwischen Männern. Das passt einigen Männern in der Partei gar nicht. Sie fühlen sich ungerecht behandelt, zumal es mehr interessierte Männer für den Grossen Rat gebe als Frauen. Auf die Frauen müsse man einprügeln, bis sie kandidieren würden – man müsse sie suchen, heisst es in der SP. Bei den Männern jedoch sei dies nicht der Fall. Die wollen immer.

SP-Präsident Martin Lüchinger ist überzeugt, dass die Geschlechterquote sinnvoll ist – auch wenn es schwieriger sei, Frauen für eine Kandidatur zu motivieren. Bei den nächsten Grossratswahlen 2016 soll es mit den Frauen einfacher werden: «Wir haben in der Partei eine sehr aktive Frauengruppe und wir wollen Frauen gezielt fördern. Ich bin zuversichtlich, dass es in vier Jahren leichter wird, Frauen für die Grossratswahlen zu finden.»

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 05.10.12

Nächster Artikel